zurück 4.10.1885, Sonntag ID: 188510045

100jähriges Linzer Diözesanjubiläum. Aufführung der e-moll-Messe [und von Werken Karl Waldecks: Graduale und Te deum (***)] im Alten Dom durch den Linzer Musikverein, den »Frohsinn« und den Sängerbund unter Adalbert Schreyer. Bruckner spielt dabei Orgel (*).
   Mit diesem Hochamt - um 10 Uhr (*a) - wurde auch der Namenstag von Kaiser Franz Joseph gefeiert (*b).
   Das »Ecce sacerdos« wird nicht (*c) aufgeführt. Neben dem »Ave Maria« [WAB 6] werden Traumihlers »Ecce sacerdos« und Witts »Te deum« gesungen (**).
   Beim - schon um 9 Uhr von Nuntius Vanutelli zelebrierten (**a) - Pontifikalamt im Neuen Dom erklingen Joh. Ev. Haberts Calasanza Messe, das »Virga jesse« als Graduale und das »Ave Maria« als Offertorium (***).
   [Um 9 Uhr?] Bruckner präludiert und spielt die Liedbegleitung auf einer kleinen Orgel (***a). [Möglicherweise betrifft dieses Orgelspiel erst den nachmittäglichen Gottesdienst nach der Prozession, bei dem der Missionsprediger P. Klinkowström predigte und von dem der Sängerknabe H. B. berichtet (***b)]. Bei den Aufführungen ist auch Karl Zappe beteiligt (°).

Bruckner unterbricht für drei Tage seine Gebetsaufzeichnungen (°°).

Kastner's Wiener Musikalische Zeitung (Jahrgang 1885/86) Nr. 3 berichtet auf S. 53 von der Karlsruher Aufführung des Adagios der 7. Symphonie [30.5.1885]: 
   »Das weitaus fesselndste Stück des fünften Concertes aber war Anton Bruckner's Adagio in Cis-moll aus der nunmehr schon vielfach aufgeführten E-dur-Symphonie. Es erregte Bewunderung. Zwei grosse Themen, Erfindungen von langem musikalischen Athem und allervornehmstem Charakter mit dem Stempel der Natur, welche süddeutschem Boden entwachsen, durchaus ihre eigene Sprache spricht, werden in einer Weise verarbeitet und so gigantisch gesteigert, daß den Zuhörer die Spannung trotz der Länge dieses Tonwerkes keinen Augenblick verlässt. Der Dirigent hatte an die Ausführung des Stückes sichtlich eine große Sorgfalt gewendet, und so konnte der Eindruck nicht ausbleiben, daß unter den neuaufgeführten Erscheinungen Bruckner zweifellos die bedeutendste und zukunftsreichste ist.« (°°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188510045, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188510045
letzte Änderung: Mär 26, 2023, 9:09