zurück 20.4.1893, Donnerstag ID: 189304205

Datierung in einer Bleistiftskizze zu »Helgoland« (*).

Notiz Bruckners bei den Gebetsaufzeichnungen:
»Donnerst 20. Doct.« [Schrötter?] (**).

Artikel der Steyrer Zeitung Nr. 32 auf S. 3f über den Orgelumbau (***).
In diesem Blatt wird auf S. 4 auch Bruckners Ernennung zum Ehrenmitglied des Steyrer Musikvereins gemeldet: "     Die Gesellschaft der Musikfreunde in Steyr hat in ihrer Generalversammlung am 18. d. M. (worüber näherer Bericht folgt) Herrn Eduard Werndl, an Stelle des eine Wiederwahl ablehnenden Herrn Julius Reschauer unter Dankesvotum für dessen verdienstvolle Leitung des Vereins, einstimmig zum Obmanne erwählt und Herrn Professor Dr. Anton Bruckner in Wien einstimmig zum Ehrenmitglied ernannt." (°).

Das Musikalische Wochenblatt Nr. 17 veröffentlicht auf S. 250f einen Wiener Musikbrief, der auf die Aufführungen des 150. Psalms [am 13.11.1892], der 8. Symphonie [am 18.12.1892] und der f-Moll-Messe am 23.3.1893 eingeht:
"    [... philharmonisches Konzert ... über Gerickes wenig begeisternden Probenstil ...]
     So litten denn gleich die Aufführungen des 1. Gesellschaftsconcertes und unter diesen besonders Bruckner's neuester Psalm an einer grossen Unentschiedenheit und Unfertigkeit der Darstellung. Gerade diese letzte grössere Chorcomposition des greisen Wiener Tonmeisters – seine Festgabe zur Eröffnung der Musikausstellung von 1892, weil aber damals nicht rechtzeitig fertig geworden, zur Aufführung während des im September in Wien geplanten Musikfestes bestimmt, das dann wieder bekanntlich aus sanitären Rücksichten abgesagt wurde –, also gerade dieses glanzvolle Gelegenheitsstück Bruckner's rechnet mit der Begeisterung aller Mitwirkenden, die sich dann auch auf die Hörer verpflanzen soll. Gilt es doch, in diesem 150. Psalm (der in No. 11 des "M. W." laufenden Jahrganges bereits fachmännische Besprechung, aber unseres Erachtens nicht völlig ausreichende Würdigung gefunden hat) den feurigsten Hymnus zum Lobe und Preise des Herrn anzustimmen; da ist mit einer Ausführung, der man an allen Ecken und Enden die Schwierigkeit des Tonsatzes anmerkt, Nichts gethan. Geradezu ungenügend wurde von Hrn. Grün das Violinsolo gespielt, und ebenso mangelhaft ging der führende erste Sopran, als dessen Vertreterin freilich erst im letzten Augenblick Frl. H. Standthartner (die jetzige Frau Capellmeister Mottl) für eine andere Sängerin einsprang. So erklärt es sich zur Genüge, dass Bruckner's Psalm nur einen Achtungserfolg erzielte; der Componist wurde zwar zwei Mal gerufen, diese Auszeichnung galt aber entschieden mehr der grossen persönlichen Beliebtheit – oder sagen wir richtiger: Verehrung –, welche Bruckner heute in Wien geniesst, als dass sie gerade von dem empfangenen Eindrucke des neu gehörten Chorwerkes angeregt worden wäre. Uebrigens sollte Bruckner für diese kleine künstlerische Enttäuschung durch die jubelnde Aufnahme seiner gewaltigen 8. Symphonie im 4. Phiharmonischen Concert (von uns an dieser Stelle bereits besprochen), sowie auch seiner grossen F moll-Messe, die heuer am 23. März durch den hiesigen Akademischen Wagner-Verein ihre erste vollständige Concertaufführung erlebte (wir kommen auf dieses sensationelles Kunstereigniss noch zu sprechen) in dieser Saison noch reichlichst entschädigt werden. [... über die anderen Werke des Gesellschaftskonzertes ...]
                    (Fortsetzung folgt.)
[Signatur am 24.8.1893:]              Dr. Theodor Helm." (°°).

Die Linzer Zeitung meldet auf S. 468, daß Bruckner am 18.4.1893 zum Ehrenmitglied des Musikvereins Steyr ernannt worden ist:
„  Linzer und Kronlands=Nachrichten.        Linz, 19. April.     * (Dr. Bruckner – Ehrenmitglied des Musikvereines in Steyr.) In der gestern abgehaltenen Generalversammlung wurde nach sehr eingehender Motivirung des Herrn Victor Stigler unser berühmter Landsmann Herr Professor Dr. Anton Bruckner eisntimmig zum Ehrenmitgliede gewählt. – Die Obmannswahl ergab den Herrn Eduard Werndl zum Obmann.“ (°°°).

Brief des Troppauer Männergesangvereins an Bruckner:
    Die 4. Symphonie sei gestern mit jubelnder Begeisterung aufgenommen worden. Unterzeichnet von Dr. Pretzlik und Alois Baczyncki (#).

Öffentliche Generalprobe der 4. Symphonie unter Otto Kitzler um 4 Uhr in Brünn (##).

Das Mährische Tagblatt Nr. 90 bringt auf S. 6 eine bereits seit dem 10.11.1892 kursierende Anekdote:
"     (Ein Witzwort Bruckners.) Während einer Unterredung, in der sich der berühmte Symphoniker Bruckner über den geringen materiellen Erfolg seiner Tonschöpfungen bitter beschwerte, stellte ein bekannter Kunstfreund die Frage, warum der Meister nur Symphonien und nicht auch etwas anderes "Dankbares" schreibe. Die Antwort des Componisten war treffend. "Sehen Sie, lieber X., der eine hat Canarienvögel gern, der andere hat Ballettmädel gern und ich - ich hab halt' Symphonien gern." Sagte es und drehte dem verblüfften Musikbarbaren den Rücken." (###).

Hinweis auf das Düsseldorfer Musikfest mit dem "Te deum" [am 21.5.1893] im "Provinciale Noordbrabantsche en 's Hertogenbossche courant" Nr. 90 ('s Hertogenbosch) auf S. 1 (a).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189304205, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189304205
letzte Änderung: Nov 06, 2023, 12:12