zurück 1.7.1895, Montag ID: 189507015

Brief von Richard von Perger an Bösendorfer:
     Teilt ihm die für die nächste Saison der Gesellschaftskonzerte ausgewählten Werke mit, darunter Bruckners »Te deum« [vgl. 12.1.1896] (*).

Brief Franz Bayers an Bruckner:
    Hat schon lange vor, Bruckner zu besuchen. Pfarrer Aichingers Befinden sei unverändert; er kehre diese Woche nach Steyr zurück. Viele Steyrer fragen nach Bruckners Ankunft in Steyr. Freut sich, daß es Bruckner besser geht (**).

In der Deutschen Kunst- und Musik-Zeitung Nr. 13 wird auf S. 178 das Programm des Stuttgarter Sängerfestes bekanntgegeben, das für den 3.8.1896 den »Germanenzug« vorsieht (signiert "F. R."):
"          Vom V. deutschen Sängerfest.
     
Das Pfingstfest d. J. versammelte die Mitglieder des Deutschen Sängerbundes und das gesammte Fest=Comité in Stuttgart zur Festsetzung der Programme und zu sonstigen Beschlußfassungen. [... Beckh (Nürnberg): Nachruf auf Olschbaur ...].
     Das Fest findet in der Zeit vom 1. bis 3. August 1896 statt und ist der Betrag für die Festkarte wie bisher mit sechs Mark festgesetzt
     Es finden zwei Hauptaufführungen statt, und soll die eine davon am ersten Festtag in den Mittagsstunden (11 Uhr Vormittag) in Aussicht genommen werden; ebenso soll der Festzug am ersten Festtage stattfinden und die Länge des Weges nicht vier Kilometer übersteigen.
     Das Programm wurde in folgender Weise festgestellt:
     I. Festtag. Sonntag, den 2. August [...]
     II. Festtag. Montag, den 3. August, nachmittags 4 Uhr. | Programm. | I. Theil. | 1. A. Bruckner: „Germanenzug", mit Orchester. 2. Ansprache. 3. [...].
     Zu Dirigenten wurden gewählt die Herren Ed. Kremser (Wien), Förstle (Stuttgart) und Meyer=Olbersleben (Würzburg). [...] F. R." (***).

Auf Seite 179 findet sich ein Bericht über das Konzert vom 18.6.1895 mit dem »Germanenzug«, signiert "R.":
"     Wiener Männergesangverein. 52. Vereinsjahr. 595 öffentliche Production. Satzungsmäßige Sommer=Liedertafel im „Dreher=Park" in Meidling am 18. Juni unter der Leitung des Vereins=Chormeisters Herrn Ed. Kremser und unter Mitwirkung der Musikkapelle des k. u. k. Infanterie=Regiments Erzherzog Carl Nr. 3 und der Wiener Radfahrerkapelle. Die I. Ablheilung brachte uns folgende Chornummern: „Germanenzug," Chor mit Harmoniebegleitung von A. Bruckner. „Bächlein im Waldesgrund," Chor von .Max Filke [... mitwirkend: Ad. Stiegler, Ed. Thomas, C. Udel, Ferd. Hörbeder und Eug. Weiß ...]. Eine Sommer=Liedertafel des Wiener Männergesangvereines obne Absage ist ein Ereignis, das von den Chronisten gewissenhaft verzeichnet werden muß, und auch die Meteorologen können den 18. Juni 1895 als eine merkwürdige Erscheinung in ihren Wetterkarten registriren. War doch in einer Periode regenreicher Tage der 18. Juni der einzige, an dem der Himmel ein Einsehen hatte und die Wiener mit Regengüssen verschonte. Ein herrlicher Abend mit sternenklarem Himmel und blüthendufterfüllter Luft versetzte die zahlreich erschienenen Zuhörer in die beste Stimmung, die auch den Vorträgen des Vereines zugute kam, indem schon sämmtliche Nummern der ersten Abtheilung mit großem Beifalle aufgenommen wurden und von denen das neue „Bächlein im Waldesgrund" von Max Filke und der alte „Studentengruß" von Berner zur Wiederholung gelangten  Das Publicum hätte auch eine Wiederholung des Storch und Kremser'schen Chores willkommen geheißen. Der Verein sang ausgezeichnet wie immer, besonders hervorzuheben ist aber die deutliche Textaussprache und vorzügliche Phrasirung in fast allen Chören der ersten Abtheilung. [...] Mit Chören von Koschat, Blümel und Koch schloß die in allen Theilen gelungene Liedertafel.      R." (°).

Die Neue Freie Presse Nr. 11080 (Abendblatt) teilt auf S. 1 mit, daß sich Bruckners Befinden gebessert habe und er an der 9. Symphonie arbeite:
"     [Anton Bruckner.] Der greise Meister hat sich, Dank der ärztlichen Fürsorge Professor Schrötter's und der aufmerksamen Pflege seiner langjährigen Bedienerin, so weit von seinem schweren Leiden erholt, daß er an seiner neu begonnenen Symphonie weiter arbeiten kann. Drei Sätze des Werkes sind bereits abgeschlossen. Frau Erzherzogin Marie Valerie hat wiederholt Erkundigungen nach dem Befinden Bruckner's eingezogen, und als sie erfuhr, daß er seine Wohnung im vierten Stocke des Hauses Nr. 7 in der Heßgasse gegen ein anderes Quartier vertauschen möchte, überraschte sie den Meister bald darauf mit der Nachricht, daß er schon in der allernächste Zeit in eine ihm durch kaiserliche Huld zur Verfügung gestellte Custodenwohnung im Belvedere übersiedeln könne, deren Fenster auf den Kinderspielplatz daselbst führen und die in ihrer ganzen Anordnung den Wünschen und Bedürfnissen des Meisters entsprechen wird. Bruckner wird dieses Quartier demnächst beziehen." (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189507015, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189507015
letzte Änderung: Mai 09, 2024, 8:08