zurück 31.10.1896, Samstag ID: 189610315

Reproduktion eines Portraits Bruckners [IKO 92] [in Zusammenhang mit einem Artikel?] in der Zeitschrift »Die redenden Künste« 3 (1896/97) H.6, S.136 (*).

Der Bayerische Kurier & Münchner Fremdenblatt berichtet vom Wiener Trauerkommers [am 28.10.1896] (**).
Auch die Linzer Zeitung bringt eine Mitteilung [siehe unten (##)] (**a).

Die Berliner Zeitschrift »Gegenwart« 50 (1896) Nr. 44 druckt Hedwig Abels Artikel vom 29.10.1896 ab (***).

Die Neue Freie Presse Nr. 11562 gibt im Abendblatt auf S. 1 das Programm der Philharmonischen Konzerte (mit der 7. Symphonie [am 8.11.1896]) bekannt:
"     [Philharmonische Concerte.] Die von den Mitgliedern des Hofopern=Orchesters unter der Leitung Hanns Richter's in der bevorstehenden Saison zu veranstaltenden Philharmonischen Concerte finden am [... Termine, Uhrzeit, Ort ...] statt. Zur Aufführung wurden folgende Werke bestimmt: [...] Bruckner, Symphonie Nr. 7, E-dur; [...]." (°).

Das Deutsche Blatt Brünn Nr. 86 kündigt auf S. 6 die Aufführung des Quintetts am 4.11.1896 an:
"             Vereinsnachrichten.
    Der Brünner Wagner=Verein veranstaltet mit Rücksicht auf den Allerseelentag seinen nächsten Vereins=Abend am Mittwoch, dem 4. November, im Goethezimmer. Bruckner's Streichquartett [sic], sowie ein Vortrag über Parsifal; auch haben [die] Herren Dr. Staeven und A. Hofmeier ihre künstlerische Mitwirkung in Aussicht gestellt." (°°).

Die Linzer Tages-Post Nr. 252 informiert auf S. 3  über Bruckners Testament, wie das Prager Tagblatt den gestrigen Text des Neuen Wiener Tagblatts übenehmend:
»      (Aus Bruckners Testament.) Aus St. Florian wird dem "N. W. Tagblatt" geschrieben: Vielleicht dürfte es Ihre Leser interessieren, noch einige bisher nicht allgemein bekanne Details aus Bruckners Testament zu erfahren. In der eigenhändig geschriebenen letztwilligen Verfügung vom 10. November 1893 bezifferte Bruckner sein Vermögen außer dem Recht auf Tantièmen auf zusammen kaum 17.000 fl., und erfügt ausdrücklich hinzu, dass er aus den Tantièmen "bei seinen Lebzeiten kaum irgend einen materiellen Nutzen gezogen habe". Unter den Originalmanuscripten, die er der Hofbibliothek vermacht, erwähnt er des Chorwerkes "Helgoland". Ausdrücklich verfügt er, dass die Manuscripte "zu Studienzwecken offen zu halten seien". Volle drei Seiten des Testaments widmete er den Verfügungen, welche die Bestattung seines Leichnams im Stifte St. Florian in der Gruft unter der großen Orgel möglich machen sollten. Sehr im Detail trifft er da Anordnungen über die Särge, welche seinen Leichnam bergen sollen: "Der innere – so verfügt er – soll eine Glaseinsicht auf mein Angesicht haben." Er bestimmt den Betrag von 4000 fl. für die nöthigen Kosten und zum größten Theile für Messen und Requienstiftungen [sic]; wäre die Bestattung in St. Florian trotz aller Vorsorge nicht möglich gewesen, so sollte sie nach seinem Wunsche dann im Arkadengange des Friedhofes in Steyr stattfinden, wozu er für Kosten, Messen und Requienstiftungen gleichfalls eine namhafte Summe, und zwar 5000 fl. ausgesetzt hat."

und berichtet unmittelbar anschließend auf derselben Seite vom Trauercommers [ am 28.10.1896], den Text des "Vaterlands" vom 29.10.1896 übernehmend (die Rubrik ist datiert "30. October"):
"      (Trauercommers für Anton Bruckner.) Vorgestern abends fand im Concertsaale des Etablissements Ronacher in Wien ein vom akademischen Gesangvereine veranstalteter Trauercommers für Dr. Anton Bruckner statt, der sehr stark besucht war und einen erhebenden Verlauf nahm. Die deutschnationalen Burschenschaften blieben dem Commers ferne, "weil der akademische Gesangverein den Wiener Gemeinderath und dessen christlichsociales Präsidium zur Feier geladen hatte". Unter den Anwesenden bemerkte man [... Dr. Leo Reinisch, Dr. Edmund Bernatzik, Dr. Max Gruber etc. etc. ... Trauersalamander um ¾11 Uhr .... Schaumanns Gedächtnisrede ...]. Vor Schluss der Trauerfeier widmete der Rector Magnificus Professor Dr. Reinisch, der seinerzeit die Promovierung Bruckners zum Ehrendoctor in Antrag gebracht hatte, den Manen desselben ein Fiducit. Nach der officiellen Festlichkeit blieben die Gäste noch lange beisammen." (°°°).

Hinweis auf die Kirchenmusik am 2.11.1896 (mit dem Requiem [WAB 39]) im Vaterland Nr. 300 (Abendblatt) auf S. 4:
"     (Kirchenmusik.) Am morgigen Sonn= und Festtag kommt zur Aufführung: In der Stadtpfarrkirche Am Hof um 10 Uhr: [...]. Am Allerseelentage um 10 Uhr: Requiem in D-moll von Dr. Anton Bruckner und Libera me von P. Singer. [...]." (#).

Die Linzer Zeitung veröffentlicht auf S. 1200 den Wortlaut des Kodizills zu Bruckners Testament und berichtet vom Trauercommers:
„           Tagesneuigkeiten.
                    
Linz, 30. October.
     * (Trauercommers für Bruckner.) Der Wiener akademische Gesangsverein veranstaltete vorgestern abends im Etablissement Ronacher einen Trauercommers für Anton Bruckner, an welchem unter anderen auch der Rector der Universität, Professor Dr. Leo Reinisch, der Decan der juridischen Facultät, Professor Dr. Edmund Bernatzik, Obersanitätsrath Doctor Max Gruber und viele andere Professoren aller Hochschulen, mehrere Abgeordnete, Gemeinderäthe und Vertreter vieler Gesangsvereine, Corps und Landsmannschaften theilnahmen. Die Burschenschaften haben sich von der Feier absentiert, weil der Wiener Gemeinderath und, wie weiter eine Erklärung der derzeitigen vorsitzführenden Burschenschaft "Olympia" besagt, das christlich=sociale Präsidium desselben persönlich eingeladen worden sei. Die Gedächtnisrede hielt, nachdem der Obmann des akademischen Gesangvereines, Dr. Pany, die Erschienenen begrüßt hatte, Ehrenmitglied Schaumann. Vor Schluß der Trauerfeier widmete der Rector, Professor Dr. Reinisch, der seinerzeit die Promovierung Bruckners zum Ehrendoctor in Antrag gebracht hatte, den Manen desselben ein Fiducit.
     * (Codozill zum Testamente Anton Bruckners.) Der Wortlaut dieses bis zum Tode Bruckners in Steyr aufbewahrt gewesenen Codizills, von dem in den Blättern vielfach die Rede war, ist folgender: Ueber die Bestimmung meiner seligen Ueberreste ordne ich Folgendes an: Auf Grund der mir vom hochwürdigsten Herrn Prälaten von St. Florian gnädigst zugesicherten Bewilligung bestimme ich, [ ... Text nahezu identisch mit dem bei 38/428ff wiedergegebenen, mit orthographischen "Aktualisierungen" und einigen Abweichungen vom Original (vgl. 557/105f), z. B. "in die Gruft", "verschlossene Ansicht", "Steindeckel", "obgenannten", einige zusätzliche Abkürzungen etc. ...]. Vorstehendes vor den mitgefertigten Herren Zeugen als meine letztwillige Anordnung erklärt und eigenhändig unterfertigt. 25. September 1894. Dr. Anton Bruckner m.p., Ludwig J. Bermanschläger m.p., Domprediger in Linz, als Zeuge. Theodor Gutschik m.p., Stadtpfarrcooperator in Steyr, als Zeuge. Franz Bayer m.p., Regenschori in Steyr, als Zeuge." (##).

Der Welser Anzeiger Nr. 44 berichtet auf S. 4 von der Sitzung der Liedertafel Sierning, für die Bruckner das erste Motto [WAB 95,2] komponierte:
"                Kronlandsnachrichten.
     Zum Andenken Bruckners.
In der Liedertafel Sierning zu Sierninghofen, deren erstes Motto im Jahre 1850 Altmeister Bruckner componirte, wurde am letzten Uebungsabende durch eine Ansprache des Vorstandes Herrn Bauernebl ehrend des dahingegangenen Componisten gedacht und der Ankauf eines Bruckner=Bildes beschlossen." (###).

Brief von Theodor Reisch an Ignaz Bruckner:
     Infolge seines an Frau Kathi gerichteten Brief, wonach ihm für die Danksagungsinserate in Linzer Blättern [22.10.1896] hohe Kosten entstanden seien, sende er, Reisch, ihm einen Scheck über 50.- fl., der später verrechnet werden wird. Die Kranzschleifen sollten vorerst in der Gruft verbleiben, über die spätere Aufbewahrung werde er sich mit dem Prälaten absprechen. Ihm sei noch nicht klar, ob die Kranzschleifen an das Museum der Stadt Wien oder das Museum in Linz abgegeben werden sollen. (a).

Die Kärtner Zeitung Nr. 251 berichtet auf S. 7 vom Kommers am 28.10.1896.
"      Wien, 29. October. Der Wiener akad. Gesangsverein veranstaltete gestern abends im Concertsaale des Etablissements Ronacher einen Trauercommers für Professor Dr. Anton Bruckner, welcher sehr gut besucht war und einen erhebenden Verlauf nahm. Die deutschnationalen Burschenschaften hatten sich absentiert, weil, wie sie erklären ließen, der akad. Gesangsverein den Wiener Gemeinderath und das Präsidium desselben eingeladen hatte." (b).

Details zum Testament bringt das Prager Tagblatt Nr. 300 auf S. 8, den Text des Neuen Wiener Tagblatts vom 30.10.1896 übernehmend:
»     * [Aus Bruckner's Testament.] Aus St. Florian werden dem "N. W. Tgbl." einige bisher nicht allgemein bekanne Details aus Bruckner's Testament berichtet. In der eigenhändig geschriebenen letztwilligen Verfügung vom 10. November 1893 bezifferte Bruckner sein Vermögen außer dem Recht auf Tantièmen auf zusammen kaum 17.000 fl., und erfügt ausdrücklich hinzu, daß er aus den Tantièmen "bei seinen Lebzeiten kaum irgend einen materiellen Nutzen gezogen habe". Unter den Originalmanuscripten, die er der Hofbibliothek vermacht, erwähnt er des Chorwerkes "Helgoland". Ausdrücklich verfügt er, daß die Manuscripte "zu Studienzwecken offen zu halten seien". Volle drei Seiten des Testaments widmete er den Verfügungen, welche die Bestattung seines Leichnams im Stifte St. Florian in der Gruft unter der großen Orgel möglich machen sollten. Sehr im Detail trifft er da Anordnungen über die Särge, welche seinen Leichnam bergen sollen: "Der innere – so verfügt er – soll eine Glaseinsicht auf mein Angesicht haben." Er bestimmt den Betrag von 4000 fl. für die nöthigen Kosten und zum größten Theile für Messen und Requienstiftungen [sic]; wäre die Bestattung in St. Florian trotz aller Vorsorge nicht möglich gewesen, so sollte sie nach seinem Wunsche dann im Arkadengange des Friedhofes in Steyr stattfinden, wozu er für Kosten, Messen und Requienstiftungen gleichfalls eine namhafte Summe, und zwar 5000 fl. ausgesetzt hat.« (c).

Die in New York erscheinende Zeitung The Sun Nr. 61 bringt auf S. 6 in der 7. Spalte einen Nachruf (mit einer Verwechslung von 1. und 8. Symphonie):
"            Foreign Notes of Real Interest.
[...]
     Anton Bruckner, the musical composer, died recently at Ausfelder [sic], in Austria, at the age of 72. His best known work is his Eighth Symphony in C minor, which takes a whole evening for its performance and which was first given twenty-five years after it had been composed. When he began to play it was difficult to stop him. He once competed for the post of court organist at Vienna, each candidate being allowed twenty-five minutes, and played for over an hour before the judges could stop him. Once at the Crystal Palace he played till he exhausted the organ blowers and the wind gave out." (d).

 


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189610315, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189610315
letzte Änderung: Jan 20, 2024, 19:19