zurück 4.12.1896, Freitag ID: 189612045

Brief von P. Georg Huemer an Franz Schaumann:
    Die Partitur der f-moll-Messe sei den Aufzeichnungen zufolge am 31.12.1887 von Kremsmünster an Bruckner abgesendet worden. Am 12.4.1889 habe Bruckner ein Paket mit Skizzen für das Stiftsarchiv geschickt. Der im Begleitbrief ausgesprochenen Aufforderung »das Übrige ad libitum zu verbrennen« sei man nicht gefolgt (*).

Lobende Kritik zu den Aufführungen des Quintetts durch Fitzner [am 2.12.1896] und Duesberg [am 29.11.1896] in der Deutschen Zeitung Nr. 8956 auf S. 1:
                      "Concerte.
                              I.

     Beginnen wir heute mit der edlen Kammermusik. Da gab es in den letzten vierzehn Tagen hier viel shönes Alte zu hören und manches anziehernde Neue. Das Verdienst zuerst nach dem Tode des Meisters Bruckner's herrliches Quintett aufgeführt zu haben, machten sich zwei wackere Künstler streitig. Herr R. Fitzner kündigte das Werk zuerst als Vortragsstück seiner Kammermusikabende an, aber in der Aufführung selbst kam ihm Herr A. Duesberg als Leiter des "Ersten Wiener Volksquartettes für classische Musik" zuvor, wenn auch nur um wenige Tage. Die Darstellung war da und dort sehr wohl einstudirt und es wurde die bewunderungswürdige Tondichtung jedesmal mit wärmstem Beifall aufgenommen. Insbesondere drang wieder das himmlische Adagio tief zu Aller Herzen. Leider hatte die Aufführung durch Fitzner mit einigen Hindernissen zu kämpfen, indem wiederholt eine Saite der zweiten Geige riß, was namentlich den berückenden Schluß des Adagios um seinen vollen Zauber brachte. Es war dies doppelt zu bedauern, weil sich sonst das Quartett Fitzner gerade in diesem ideal verklärten Satze besonders auszeichnete. Uebrigens hatte sich den ständigen Quartettgenossen für die würdige Wiedergabe des Bruckner'schen Quintettes je ein vortrefflicher zweiter Bratschist gesellt: bei Duesberg Herr Rud. Mittermüller, bei Fitzner Herr Julius Swertka. Auch bemerkenswerthe Neuheiten waren an beiden Abenden zu hören: [... über die weiteren Programmnummern und weitere Kammerkonzerte ... das "Böhmische Streichquartett" bescherte mit Beethoven's op. 127] eine unvergeßliche Stunde völliger Weltentrücktheit: welche Musik lebender Componisten bietet uns ähnliche Eindrücke? Ja freilich, unser kürzlich heimgegangener lieber Meister Bruckner durfte sich mit seinem Quintett=Adagio und jedem der langsamen Sätze seiner acht Symphonien dicht neben den "letzten Beethoven" stellen. Aber wer bringt uns auch sobald einen Bruckner wieder?        Theodor Helm." (**).

Bericht über dieses Konzert auch im Illustrierten Wiener Extrablatt Nr. 334 auf S. 5:
„           Concerte. 
     Quartett Fitzner. – Concert Gisela Springer. 
     Während vorgestern bei Bösendorfer das Quartett Fitzner in seiner bekannten Zusammensetzung den diesjährigen Cyklus seiner Kammermusikabende eröffnete, fand im kleinen Musikvereinssaale das Concert der Pianistin Gisela Springer statt. Dort und da war der Besuch gut, der Erfolg ausgesprochen.
     Das Quartett Fitzner führte ein neues Streichquartett in A-dur von Alexander Zemlinsky zum Siege. Es ist ein lebfrisches, flott gefügtes Werk, das ganz entschieden durchschlug und dem jugendlichen Componisten die Ehre des Hervorrufes nach dem zweiten und vierten Satze brachte. Lebhaftesten Beifall erntete hierauf Herr Ign. Brüll mit seinem Vortrage der großen C-moll-Sonate (op. 111) von Beethoven. Den Schluß des Programmes bildete Ant. Bruckner’s Streichquintett, dessen zwei Mittelsätze insbesondere ihre Wirkung übten.
     [… über den Klavierabend Springer …]“ [keine Signatur]. (**a).

Die Innsbrucker Nachrichten Nr. 280 berichten auf S. 5 vom Konzert der Liedertafel [am 1.12.1896 mit dem »Germanenzug«]:
»     (Liedertafel=Concert.) Auf dem Gebiete des Concertwesens herrscht allseitig regste Bethätigung. Nunmehr ist auch die Innsbrucker Liedertafel in die Saison eingetreten; [... Konzert der wichtigen Stellung des Vereins würdig, Solist bei Schubert war Auer, bei Beethovens Violinkonzert Edelmann, der Konzertmeister der Spörrschen Kapelle, Spörr leitete die Orchesternummern ...] Die Liedertafel schloss mit Bruckner's begeistertem „Germanenzug” und „Habsburgs Mauern” von Podbertsky. Der reiche Beifall, der jedem ihrer Vorträge folgte, mag ihr ein Lohn für die Mühen sein, welche sie aufgewendet, um ihren zahlreichen Freunden einen reichen, erhebenden Genuss verschafft zu haben.« [keine Signatur] (***).

Die Linzer Zeitung bespricht auf S. 1334 das Konzert vom 2.12.1896 (mit dem Chor »Mitternacht« [WAB 80]):
„      Tagesneuigkeiten.
                      
Linz, 3. December.
[...]
     * (Die Liedertafel „Frohsinn“ in Linz) leitete mit dem gestern im Volksgartensalon abgehaltenen Familienabende das neue Vereinsjahr würdig ein. Wie immer hatte sich ein sehr zahlreiches Publicum eingefunden, den Gesängen des „Frohsinn“ zu lauschen. Die Chorleistungen des Vereines kann man wirklich als mustergiltige bezeichnen, das Stimmenmaterial ist ein vorzügliches, sowohl im Männerchore, als auch im Damenchore. Das Programm des gestrigen Abend [sic] war ein reiches und sorgfältig ausgewähltes und mußte jeden Musikverständigen vollauf befriedigen. An Männerchören gelangten zur Aufführung: „Ein schön teutsch Reiterlied“ von Raoul Mader, „Schlafwandel“ von F. Hegar, als Glanznummer „Mitternacht“ (Chor, Soloquartett und Clavierbegleitung) von Dr. Anton Bruckner, das altdeutsche Volkslied „Viel schöner Blümelein“ [… weitere Programmnumern, Sopransolo Frl. M. Feicht, Franz Prammer, Tenorsolo H. Poscher, Frau Pelschimovsky, Frl. Hörlezeder, Frl. Endlicher, Herren Poscher; Piber, L. Brandstätter und Czepelka …].“ (°).

Auch die Linzer Tages-Post Nr. 281 bespricht auf S. 4 dieses Konzert (die Rubrik ist datiert "3. December"):
"     (Liedertafel "Frohsinn".) Mit einem Familienabend im Volksgartensalon, der gestern stattfand, leitete die Liedertafel "Frohsinn" das 52. Vereinsjahr ein. [...]. Es bedarf wohl nicht versichert zu werden, dass sämmtliche Nummern sehr gut studiert waren; dies gilt sowohl von den Männer= und Damenchören als auch von den gemischten. [... mehr heitere Stücke wünschenswert ...]. Das gestrige Programm enthielt sehr schöne, wirksame Nummern, wovon besonders hervorzuheben wären [... Schubert ...], "Mitternacht", Männerchor mit Soloquintett und Clavierbegleitung von Dr. Anton Bruckner, [... Weinzierl, Josef Reiter, E. Göttl ... weitere Werke, Mitwirkende bei Schubert ("Tenorsolo: Herr Poscher, Soloquartett: Frl. M. Hörlezeder, Frl. P. Buley, Herr A. Königstorfer, Herr L. Brandstötter, Clavier Herr F. Brunner)." ...]. Die Liedertafel "Frohsinn", die Dr. Bruckner stets hoch geehrt, brachte in Erinnerung an den großen Meister gestern den Chor "Mitternacht" zur Aufführung, der eine tiefgehende Wirkung ausübte; er wurde mit voller Hingebung gesungen. (Das Soloquintett bestand aus den Herren: Poscher, Kerschbaum jun., A. Königstorfer, F. Brandl und J. Piber; Clavier Herr Rothauer.) [...] Als Dirigenten fungierten abwechselnd die Chormeister Herren Floderer und Prammer. [... weitere Stücke und Mitwirkende (Frau Pelschimovsky, Frl. Entlicher, Herr Czepelka) ...]. Nach Schluss des Programmes folgte ein sehr animiertes Tänzchen." [keine Signatur]. (°°).

"Das Vaterland" Nr. 334 informiert auf S. 4 des Abendblatts über das Denkmalprojekt:
"     Stimmen aus dem Publicum.
             Bruckner=Denkmal in Steyr.

     Das Hinscheiden des großen Symphonikers Dr. Anton Bruckner hat in der ganzen musikalischen Welt die innigste Theilnahme hervorgerufen, denn mit ihm ist ein Tondichter dahingegangen, der zu den bedeutenden Componisten der Gegenwart zählt. Bruckner war bekanntlich ein geborener Oberösterreicher und der große Meister weilte mit besonderer Vorliebe in der Stadt Steyr, wo er im Stadtpfarrhofe alljährlich Sommeraufenthalt nahm und dortselbst viele seiner unsterblichen Werke schuf. Geleitet von dem Bestreben nun, das Andenken an Dr. Bruckner und an seinen Aufenthalt in Steyr dauernd und würdig zu ehren, hegt man die Absicht, dem großen Todten ein Denkmal in dieser Stadt zu errichten, und man glaubt dies am besten zu erreichen durch Schaffung eines Votivfensters in der hiesigen Stadtpfarrkirche, in der Nähe des Chores, woselbst der Verewigte durch sein meisterhaftes Spiel so oft die Andächtigen erhob. Sollte die zur Herstellung eines solchen Votivfensters nöthige Summe, welche sich auf circa 6000 fl. stellen dürfte, nicht aufgebracht werden können, so würde eine andere Form des Denkmales gewählt werden.
     Zur Durchführung dieser Idee ist das unterzeichnete Comité zusammengetreten und erlaubt sich, zur Aufbringung der Kosten eine Sammlung einzuleiten und alle Verehrer des verblichenen Meisters, insbesondere die musikalischen Vereine zu bitten, sich mit einem entsprechenden Beitrage gütigst betheiligen zu wollen. Spenden nimmt der Cassier des Denkmalcomités, Herr Franz Bayer, Regenschori und Chormeister des Männergesangvereins "Kränzchen" entgegen, und werden dieselben in den hiesigen Localblättern veröffentlicht.
     Steyr, im November 1896.
Johann Redl, Bürgermeister, Obmann. Johann Evangelist Strobl, geistlicher Rath und Stadtpfarrer, Obmannstellvertreter. Hermann Bachtrog, Schriftführer." (°°°).

Kurze Todesmeldung in The New Bethlehem Vindicator (Pennsylvania) auf S. 8:
"              Prominent People.
[...]
     Anton Bruckner, the musical composer, died recently at Ausfelder [sic], in Austria, at the age of seventy-two." (#).

Eine auch im Layout identische Meldung bringen die in Northumberland (Pennsylvania) erscheinende Public Press Nr. 9 auf S. 4:
"              Prominent People.
[...]
     Anton Bruckner, the musical composer, died recently at Ausfelder [sic], in Austria, at the age of seventy-two." (##)

und The Brockwayville Record (Pennsylvania) Nr. 49 auf S. 6 (###).

 


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189612045, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189612045
letzte Änderung: Mär 04, 2024, 9:09