zurück 5.12.1896, Samstag ID: 189612055

Camillo Horn bespricht im Feuilleton »Aus dem Concertsaal« im Deutschen Volksblatt Nr. 2847 auf S. 2 die Aufführung des Quintetts durch Fitzner [am 2.12.1896]:
"[...]
     Gleich Hellmesberger sorgte auch Herr Fitzner für neuen Hörstoff. Er eröffnete seinen ersten Abend mit Zemlinsky's Streichquartett in A-dur. [... über dieses Werk, Lob für die Interpreten ...]. Unter Mitwirkung des Herrn J. Swertka (zweite Viola) brachten die Künstler noch Bruckner's Streichquintett zu stimmungsvollem Vortrag, der nur unter einigen Saitensprüngen des zweiten Violinisten ein wenig litt. Die Vorführung der bedeutenden, ganz eigenartigen Schöpfung Meister Bruckner's verdient und fand auch wärmsten Dank. [... Ignaz Brüll mit Beethovens op. 111 ...].
     [... über weitere Konzerte ... zuletzt ungünstig über ein angebliches Wunderkind ...] die zur Schau getragene Einbildung und dazu noch der verachtungsvolle, herausfordernde Blick, den sie dem ohnedies viel zu sanften Publikum bei ihrem Abgang zuwarf.
                                          Camillo Horn." (*).
 
Hinweis auf das morgige Konzert (mit »Träumen und Wachen«) (Inserat) in der Grazer Tagespost Nr. 336:
"Deutscher akad. Gesangverein. | 34. Vereinsjahr.         67. Semester. | Sonntag den 6. December 1896, 7 Uhr Abends | im | Stephanien-Saale: | Erstes Mitglieder-Concert  unter gefälliger Mitwirkung des Fräuleins Ida Jakesch und der löblichen Musikcapelle des k. u. k. Inft.=Regm. Graf Khevenhüller Nr. 7 und unter Leitung des Sangmeisters Herrn Victor Zack. | Vortrags-Ordnung: | [...] 3. "Träumen und Wachen" (Franz Grillparzer) von  ........Anton Bruckner | 4. Lieder, gesungen v. Vereinsmitgliede Herrn med. Hans Copony. [... Hegar, Rud. Weinwurm, Engelsberg, Orlando di Lasso, Franz Krinninger, Raoul Mader ... Eintrittspresie, Karten ...]"
[Darunter ein Hinweis auf die heutige Hauptprobe im Singvereins-Saal] (**).
 
Der Welser Anzeiger Nr. 49 veröffentlicht auf S. 4 den Aufruf zu Spenden für das Steyrer Bruckner-Denkmal:
"                             Aufruf
   Ehrung des Andenkens an Dr. Anton Bruckner
            
       in Stadt Steyr.
      Das Hinscheiden des großen Symphonikers Dr. Anton Bruckner hat in der ganzen musikalischen Welt die innigste Theilnahme hervorgerufen, denn mit ihm ist ein Tondichter dahingegangen, der zu den bedeutendsten Componisten der Gegenwart zählt. – Bruckner war bekanntlich ein geborner Oberösterreicher und der große Meister weilte mit besonderer Vorliebe in der Stadt Steyr, wo er im Stadtpfarrhofe alljährlich Sommeraufenthalt nahm und dortselbst viele seiner unsterblichen Werke schuf.
    Geleitet von dem Bestreben nun, das Andenken an Dr. Bruckner und an seinen Aufenthalt in Steyr dauernd und würdig zu ehren, hegt man die Absicht, dem großen Todten ein Denkmal in dieser Stadt zu errichten und man glaubt dies am besten zu erreichen durch Schaffung eines Votivfensters in der hiesigen Stadtpfarrkirche in der Nähe des Chores, woselbst der Verewigte durch sein meisterhaftes Spiel so oft die Andächtigen erhob.
    Sollte die zur Herstellung eines solchen Votivfensters nöthige Summe, welche sich auf circa 6000 fl. stellen dürfte, nicht aufgebracht werden können, so würde eine andere Form des Denkmals gewählt werden.
    Zur Durchführung dieser Idee ist das unterzeichnete Comité zusammengetreten und erlaubt sich, zur Aufbringung der Kosten eine Sammlung einzuleiten und alle Verehrer des verblichenen Meisters, insbesondere die musikalischen Vereine zu bitten, sich mit einem entsprechenden Beitrage gütigst betheiligen zu wollen.
    Spenden nimmt Herr Franz Bayer, Regenschori und Chormeister des Männergesang=Vereines "Kränzchen" entgegen, und werden dieselben in den hiesigen Localblättern veröffentlicht.
        Steyr, im November 1896.
            (Folgen die Unterschriften des vorbereitenden Comité's)" (***).
 
Aufführung des »Germanenzug« durch den Welser Männergesangverein in der Volksfesthalle in Wels (°a). Das Solistenquartett besteht aus Nadler, Kiniger, Stark und Wagner (°b).
R. Wallaschek erwähnt in seinem Bericht über das Konzert des Wagner-Vereins [am 21.11.1896] in »Die Zeit« Nr. 114 auf S. 159, daß auch Teile der e-Moll-Messe aufgeführt worden sind (°°).
 
Das Linzer Volksblatt Nr. 282 veröffentlicht auf S. 6 den Aufruf für das Denkmalprojekt: "             Stimmen aus dem Publicum.
                               Aufruf

zur Ehrung des Andenkens an Dr. Anton Bruckner
                     in Stadt Steyr.
     Das Hinscheiden des großen Symphonikers Dr. Anton Bruckner hat in der ganzen musikalischen Welt die innigste Theilnahme hervorgerufen, denn mit ihm ist ein Tondichter dahingegangen, der zu den bedeutenden Componisten der Gegenwart zählt. – Bruckner war bekanntlich ein geborener Oberösterreicher und der große Meister weilte mit besonderer Vorliebe in der Stadt Steyr, wo er im Stadtpfarrhofe alljährlich Sommeraufenthalt nahm und dortselbst viele seiner unsterblichen Werke schuf. Geleitet von dem Bestreben nun, das Andenken an Dr. Bruckner und an seinen Aufenthalt in Steyr dauernd und würdig zu ehren, hegt man die Absicht, dem großen Todten ein Denkmal in dieser Stadt zu errichten, und man glaubt dies am besten zu erreichen durch Schaffung eines Votivfensters in der hiesigen Stadtpfarrkirche in der Nähe des Chores, woselbst der Verewigte durch sein meisterhaftes Spiel so oft die Andächtigen erhob. Sollte die zur Herstellung eines solchen Votivfensters nöthige Summe, welche sich auf circa 6000 fl. stellen dürfte, nicht aufgebracht werden können, so würde eine andere Form des Denkmals gewählt werden. Zur Durchführung dieser Idee ist das unterzeichnete Comité zusammengetreten und erlaubt sich, zur Aufbringung der Kosten eine Sammlung einzuleiten und alle Verehrer des verblichenen Meisters, insbesondere die musikalischen Vereine zu bitten, sich mit einem entsprechenden Beitrage gütigst betheiligen zu wollen.
     Spenden nimmt Herr Franz Bayer, Regenschori und Chormeister des Männergesangvereines "Kränzchen" entgegen, und werden dieselben in den hiesigen Localblättern veröffentlicht.
     Steyr, im November 1896.
Johann Redl, Bürgermeister, Obmann. – Johann Ev. Strobl, geistlicher Rath und Stadtpfarrer, Obmannstellvertreter. – Franz Tomitz, Gemeinderath. – Dr. Franz Angermann, Vorstand der "Steyrer Liedertafel". – Dr. Hermann Spaengler, Vorstand des Männergesangvereines "Kränzchen". – Eduard Werndl, Vorstand der "Gesellschaft der Musikfreunde". – Josef Tobisch, Chormeister der "Steyrer Liedertafel".  – Franz Bayer, Corregent [sic] und Chormeister des Männergesangvereines "Kränzchen", Cassier. –  Hermann Bachtrog, Secretär der "Gesellschaft der Musikfreunde", Schriftführer. " (°°°).
 
Das Prager Tagblatt Nr. 335 weist auf S. 8 auf das Konzert vom 6.12.1896 hin:
"    * Bei dem Wohlthätigkeitsconcerte des Universitäts=Gesangvereines "Liedertafel der deutschen Studenten" in Prag, welches Sonntag den 6. December um 4 Uhr Nachmittags im Rudolphinum zu Gunsten des Armenfondes des Kaiser Franz Joseph=Kinderspitales stattfindet, gelangen folgende Stücke zum Vortrag: I. Abtheilung: [ ... Nr. 1 bis 4. ...]. – II. Abtheilung: 5. [... bis Nr. 7. ...]. 8. A. Bruckner: "Germanenzug". Mit Begleitung von Blechharmonie." (#).
 
Die Reichspost Nr. 296 informiert auf S. 7 über das Denkmalprojekt:
"    – Denkmal für Anton Bruckner in Steyr. Für den verstorbenen Componisten Bruckner soll in der Stadtpfarrkirche in Steyr in der Nähe des Chores ein Votivfenster, dessen Kosten auf 6000 Gulden veranschlagt sind, errichtet werden. Bruckner weilte als geborenener Oberösterreicher gern in Steyr, wo er auf der Kirchenorgel die Andächtigen durch sein Spiel erbaute." (##).
 
Bei der Versammlung des Zweigvereins des Oberösterreichischen Lehrervereines Eferding-Aschach in Eferding widmet der Vorstand (Oberlehrer Weinzierl) Bruckner einen Nachruf. Weiter Anwesende: Schriftführer Czap, Cassier Reisser, Piemann, Nadler [Radler?], F. Edelhart, Brunnmeyer (###).
 
"The Age" Nr. 13032 (Melbourne) kombiniert auf S. 4 die beiläufige Todesmeldung mit der altbekannten Anekdote:
"    NOTES FROM VARIOUS SOURCES.
[...]
     A curiously naif request is attributed to the late Anton Bruckner, the Viennese composer, on the occasion of an audience with the Emperor Francis Joseph, who had conferred a decoration upon him, "Have you anything else to ask of me?" demanded the Emperor, adding, as Bruckner hesitated, "Come, do not be afraid to speak out." Whereupon the composer, in his broadest Viennese accent, blurted out, "If your Majesty would only stop Hanslick, the musical critic of the Neue Freie Press, from attacking me any more in that paper, I should be deeply grateful." Hanslick, it may be added, is one of the most vitriolic of the Continental critics." (a).
 
"The Daily Telegraph" Nr. 5448 (Sydney) gibt auf S. 4 den Tod Bruckners bekannt [die erste derartige Meldung in Australien?]:
"             MUSIC.
[...]
     Anton Bruckner, the well-known composer, died in Vienna on October 11, aged 73 years. He visited London in 1871, and gave a series of six organ recitals in the Albert-hall, and his Seventh Symphony was played, under Dr. Richter, in St. James's-hall in 1887." (b).
 
Mit anderen Worten berichtet darüber "The Australian Sydney" Nr. 2756 auf S. 8:
"          MEN AND WOMEN.
[...]
     The famous Austrian composer and organist to the Court at Vienna, Anton Bruckner, whose death, at the age of 73, is deeply deplored in Vienna artistic circles, was a man of striking individuality, and a conspicuous feature in Vienna street life. Born the son of a rural schoolmaster in Lower Austria, and following in his father's footsteps until close upon 40, his tastes were rustic in the extreme, and his deportment that of a town-dressed peasant. His genius won him, late in life, innumerable and ardent friends, and the charm of his native simplicity was such that he was a prominent figure even in Archducal drawing-rooms." (c).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189612055, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189612055
letzte Änderung: Feb 25, 2024, 16:16