zurück 12.3.1885, Donnerstag ID: 188503125

Kritik von Heinrich Porges über die 7. Symphonie in den Münchner Neuesten Nachrichten Nr. 72 (Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger) auf S. 2 (*).

Besprechung der 7. Symphonie in der Allgemeinen Zeitung, München, Nr. 71, 2. Beilage, signiert mit dem griechischen Buchstaben »my«:
"     µ (Musikalische Akademie.) Die Jagd=Ouverture Méhuls, mit welcher am Dienstag den 10. d. das zweite Abonnement=Concert eröffnet wurde, hat nicht, gleich den zahlreichen Opern dieses französischen Componisten, die alle bis auf den heute noch geschätzten „Joseph“ vergessen sind, nur antiquarischen Werth, sondern sie ist sogar ein interessantes und zugleich fesselndes Musikstück, das mit einfachen Mitteln charakteristische Wirkungen hervorzubringen versteht und eine Aufführung vollkommen rechtfertigt, namentlich wenn sie so gelingt wie am Dienstag unter Levi’s befeuernder Leitung. [... über Benno Walter als Publikumsliebling, Lili Dreßler mit Schumann-Liedern ...] Das hervorragendste Interesse des Abends concentrirte sich jedoch auf die Schlußnummer, auf die hiesige erste Aufführung (nach dem Manuscript) der siebenten Symphonie in E-dur von Anton Bruckner. Es mögen wohl Manche überrascht gewesen sein, der siebenten Symphonie eines Autors zu begegnen, von dem man nicht eben zu viel gehört hat. Und doch verdient es Bruckner wohl, gekannt und gespielt zu werden. In letzterer Zeit begegnet man auch in den Concertprogrammen Wiens, der Heimath des Componisten, häufig dem schlichten Namen Bruckners. Seine vorliegende neueste Symphonie in ein Werk, das in jedem seiner vier Sätze überrascht und oft auch entzückt. Mit einem anderen seiner neueren Werke, dem dem Herzog Max Emanuel in Bayern gewidmeten F-dur-Streichquintett, hat es die Originalität der Erfindung und die Kühnheit der Durchführung, aber auch den Umstand gemein, daß die beiden letzten Sätze gegen die ersten einigermaßen abfallen. Das Scherzo und das Allegro im Finale erreicht nicht die Bedeutung des Allegro moderato des ersten Satzes und insbesondere des Adagio, welch letzteres hier, wie kürzlich in Leipzig, die meiste Zustimmung fand. Die beiden ersten Sätze dürfen denn wirklich auch als von echt Beethoven’schem Geiste beseelt gelten. Unsere Akademiker, und an der Spitze ihr Dirigent, setzten aber auch sichtlich ihren Stolz darein, der werthvollen Novität die vollendetste Interpretation angedeihen zu lassen, und so wurde der Beifallsjubel, der den anwesenden Componisten und Hofcapellmeister Levi wiederholt hervorrief, zu einer spontanen Ovation für Beide. Das nächste Concert (außer Abonnement) wird am 21. d. zu J. S. Bachs Geburtstagsfeier dessen Johannis=Passion, und zwar zum ersten Male, bringen.“ (**).

 Besprechung im Münchner Fremdenblatt (***).

Notiz von fremder Hand in Bruckners Notizbuch: »Beilage zur Allgemeinen Zeitung No 71 vom 12. März« und [undatiert, aber wahrscheinlich während dieses Münchner Aufenthalts] »Mahler von Udel [recte: Uhde]. München« und [fremde Hand] »Cäthi Ernst [/] Scholastika [/] Ledererstr.« (°).

Bruckner spielt für die Münchner Freunde Orgel in einer Kirche (°°).

In einer Matinée [?] bei Fiedler wird Bruckners Quintett vom Benno-Walter-Quartett (mit Steiger, Thoms, Bennat [??] und Wihan) [°°°] aufgeführt (2. Bratsche Heinrich Seifert (a)). Unter den Zuhörern befinden sich Levi, Heyse, Uhde, Lenbach und Almeroth, durch dessen Vermittlung Uhde Gelegenheit erhalten soll, Bruckner als Apostel für das Abendmahlsbild (1886) [IKO 23] (#) zu skizzieren (##).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188503125, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188503125
letzte Änderung: Okt 31, 2023, 14:14