zurück 2.5.1885, Samstag ID: 188505025

Konzert des Wiener Akademischen Wagner-Vereins:
    »Ausserordentliche öffentliche Musik-Aufführung
zu Gunsten der Richard Wagner-Stiftung zur Erhaltung der Bühnen-Festspiele
in Bayreuth.
(Im kleinen Musikvereins-Saale am 2. Mai 1885.)« (#).

Zur Aufführung gelangen Bruckners Quintett (durch das Hellmesberger-Quartett: Jos. Hellmesberger sen. und jun., Ferdinand Hellmesberger, Maxintsak und Schwendt (#)) und - zum ersten Mal, allerdings in Josef Schalks Bearbeitung für zwei Klaviere (Josef Schalk und Robert Erben, da Löwe erkrankt war) - sein »Te deum« mit dem Vereins-Chor und den Solisten (*) Ullrich-Linde, Emilie Zips, Richard Erxleben und Heinrich Gaßner. Bruckner dirigiert selbst. Außerdem erklingen Lieder von Liszt (»Es muß ein Wunderbares sein« und »Du bist wie eine Blume«) und Richard Wagner (»Lenzeslied« aus der »Walküre«), gesungen von Heinrich Adolfi, der für die erkrankte Bertha Ehnn eingesprungen war (#),

worauf das Neue Wiener Tagblatt Nr. 120 auf S. 5 in seiner heutigen Ankündigung hingewiesen hatte:
     " * Bei der heute, Samstag, Abends halb 8 Uhr im kleinen Musikvereinssaale stattfindenden außerordentlichen öffentlichen Musik=Aufführung des Wiener akademischen Richard Wagner=Vereines werden in Folge eingetretenen Unwohlseins der Kammersängerin Frau Bertha Ehnn die Gesangstücke von Franz Liszt und Richard Wagner durch Herrn H. Adolfi zum Vortrage gelangen. Bedeutendes Interesse wird den zur Aufführung gelangenden  Tonwerken Prof. Anton Bruckner's, seinem neuen Te Deum und dem erst einmal gehörten Streichquintett entgegengebracht, welch' ersteres unter des Komponisten persönlicher Leitung, letzteres durch die Meisterkraft Herrn Direktor Hellmesberger's mit Genossen zur Interpretation gelangt. Die noch vorhandenen wenigen Karten sind in den Musikalienhandlungen Gutmann und Wetzler, eventuell Abends an der Kasse zu haben." (*a)

- auch »Die Presse« Nr. 120 hatte auf S. 11 nochmals eine Notiz gebracht [inhaltlich wie (*a)] (*b),

ebenso die Deutsche Zeitung Nr. 4786 auf S. 6 (*c)

und das Fremdenblatt Nr. 120 auf S. 12 (*d).

Im Chor singen Hildegard Zweigelt (**), ferner u.a. Hedwig v.Liszt, Franz Schaumann, Josef v. Wöss (**a), Eckstein und seine Schwester mit (***). August Göllerich ist sicherlich zumindest im Publikum (***a).
Das Konzert bringt dem Verein einen geringen finanziellen Verlust:
»Einnahmen. [...] Eingang bei der Aufführung von Anton Bruckner's "Te Deum" und Quintett am 2. Mai 1885 ..... 286 - [fl.]« [...] Ausgaben. [...] Kosten der öffent. Musik-Aufführung am 2. Mai 1885 ... 296[fl.]57[kr.]« (°).

Besprechung des Konzerts vom 23.4.1885 [einzelne Sätze aus der 1. und 3. Symphonie] durch H. M. Schuster in der Allgemeinen Kunst-Chronik Nr. 18 auf S. 350f:
                »Concerte.
     Der Berichterstatter muss leider mit einer Entschuldigung beginnen [... war zwei Wochen erkrankt ... über Konzerte Kretschmanns und der Singakademie ...]
     Die Herren Löwe und Schalk veranstalteten in ihrem zweiten Concert*) [Fußnote: *) Wegen Zusammentreffens damit konnten wir die gleichzeitige Conservatoriumsproduction nicht besuchen.] eine theilweise Wiederholung der im ersten aufgeführten trefflichen Bruckner'schen Sätze aus der 3. und 1. Symphonie, ausserdem aber trug Herr Schalk ausgezeichnet Beethoven's Sonate op. 101 und eben so ausgezeichnet Herr Löwe die geistvolle Phantasie Liszt's über das Bach'sche Thema „Seufzen, Weinen” vor.
    Auch das Schülerinnen-Concert von Fräulein Johanna v. Semann ist sehr zu loben. Eine Dame spielte auf's Untadeligste den ersten Satz des Bach'schen D-moll-Concertes.
           Dr. H. M. Schuster. (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188505025, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188505025
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11