zurück 1.4.1886, Donnerstag ID: 188604015

[??] Artikel Hirschfelds über die 7. Symphonie in der Abendpost [siehe die Anmerkung] (*).

Inserat Gutmanns in der Neuen Freien Presse Nr. 7757 auf S. 12 mit Zitaten aus Kritiken zur 7. Symphonie: Bernhard Vogel 1.1.1885, Frankfurter Zeitung 1.6.1885, Paul Marsop 13.3.1885, Theodor Helm 23.3.1886, Oskar Berggruen 23.3.1886, W. Frey 30.3.1886, Hans Paumgartner 27.3.1886, Eduard Hanslick 30.3.1886, Gustav Dömpke [30.3.1886] (**).
Die Philharmoniker klebten diesen Zeitungsausschnitt später in ihre Partitur (***).

Brief Hanslicks an Kalbeck: 
      »... In dem wilden "Bruckner"-Concert darf Ihre Stimme nicht fehlen! Die Stellung, die Sie in der musikalischen Kritik behaupten, wird Sie wohl veranlassen, [...] Ihre Meinung [...] über B.'s Sinfonie auszusprechen [...]«. Bittet ihn dringend, seine Meinung über Bruckners Symphonie im nächsten Feuilleton auszusprechen (°).

Kurze Erwähnung der 3. Symphonie [in Den Haag am 17.3.1886] in der »Caecilia« 43 (1886) Nr. 9 auf S. 87, signiert »A« [vermutlich Willem Frederik Gerard Nicolai]:
"     Gelukkig echter vonden we in de orkestwerken ruime vergoeding. Men wete, dat dit laatste concert bestemd was om orkestwerken uit de nieuwe of romantische school ten gehoore te brengen, van daar dat niet de heer Verhulst maar de heer R. Hol uit Utrecht dirigeerde.
     Een tweede uitvoering van de Symphonie in d van Anton Brückner (zonderling, dat de heer Hol juist dit werk koos, terwijl het verleden jaar onder leiding van Verhulst werd uitgevoerd) stelde ons in staat, meer nauwkeurig over deze toonschepping een oordeel te kunnen vellen. Dat het een betere vertolking ten deel viel dan de eerste maal kunnen wij juist niet beweren; maar toch verdient het orkest, voor de in vele opzichten goede wedergave onze hulde.
     In n°. 6 van den vorigen jaargang der Caecilia is min of meer uitvoerig over deze Symphonie gesproken, zoodat wij niet op nieuw over den inhoud zullen uitwijden." (°°).

Im selben Heft erscheint auch ein Artikel zum 70. Geburtstag von Verhulst, in dem auf Seite 84 auch die Aufführung der 3. Symphonie [am 4.2.1885] erwähnt wird: "[...] Zij die onbevooroordeeld zijne talenten op den waren prijs schatten, weten ook, dat hij de kracht en de gave bezat — en nog bezit — om de diepzinnige werken van R. Wagner volkomen tot hun recht te brengen. De wijze waarop hij verleden jaar de door en door Wagner'sche Symphonie in d van A. Brückner met het orkest beoefende en tot een prachtige uitvoering leidde, geeft het recht om dit met beslistheid te zeggen.     [...].   DE REDACTIE." (°°a).

Kritik [zur 7. Symphonie am 14.3.] (signiert “i. r.”) im Grazer Volksblatt Nr. 73 auf S. 6:
     "Concerte.1)
[Fußnote: 1) Wegen Raummangel verspätet.]
     Die siebente Symphonie von Anton Bruckner ist ein musikalisches Kunstwerk, dem seiner Eigenart wegen die größte Aufmerksamkeit gebührt. [... genialer Zug, Fülle ursprünglicher Ideen, 2. Satz "Andante", Schlüsse des 1. und 4. Satzes unter dem Einfluß des Feuerzaubers aus der "Walküre", Totschweigen (auch nach dem "Quartett" und dem "Te Deum" nicht mehr möglich ... Lob für Muck - staunenswerte Leistung ...] Der Musikverein kann stolz darauf sein, daß er mit Kunststädten wie München, Leipzig und Hamburg, wo die Symphonie bisher mit großem Erfolge aufgeführt wurde, erfolgreich zu wetteifern vermochte. [... über ein Chorkonzert ...] i. r." (°°°).

Besprechung der 7. Symphonie [21.3.1886] in einem Artikel von Carl Schön in der Zeitschrift »Die Lyra« Nr. 13 auf S. 129:
           »Wiener Concerte.
    Berlioz' "Faust-Legende", seit dem Jahre 1866 in Wien nicht mehr zu Gehör gebracht, bildete das Programm des 1. außerordentlichen Gesellschafts-Concertes. [... über das Werk und die Aufführung ...] Richter entwickelt übrigens eine geradezu staunenswerthe Thätigkeit. Wenige Tage nach der besprochenen Riesenleistung führte er mit seinen Philharmonikern Anton Bruckner zu einem neuen Siege, dessen Symphonie Nr. 7 nun endlich doch - auch in Wien zu Gehör gebracht wurde, [... nach einmaligen Hören sei eine ausführliche Besprechung unmöglich; Scherzo am formvollendetsten, großartiges Adagio an Beethoven gemahnend, 1. Satz zu sehr ausgedehnt, Finale traf auf müdes Publikum, das leider einfach davonlief - die Ursache für diesen wien-typischen »Unfug« liege in der widersinnigen Zeitwahl ...] Nun, das nimmt dem Werthe der Symphonie nichts weg, die wir unbedenklich zu den bedeutendsten Schöpfungen Nach=Beethoven'scher Zeit rechnen. [... über weitere Konzerte ...]
               Carl Schön.« (#).

Über dasselbe Konzert schreibt die Musikalische Rundschau Nr. 20 (Artikel Hartmanns) auf S. 223-225:
»Von Wien.
   Die Philharmoniker haben in ihrem siebenten Concerte dieser Saison (am 21. v. M.) an einen lange verkannten, grossen vaterländischen Tondichter eine Ehrenschuld abgetragen, indem sie - Leipzig, München, Hamburg, Graz waren bereits vorangegangen - Anton Bruckner's VII. Symphonie (E-dur) zur Aufführung brachten. [... ausführliche, sehr positive Besprechung des Werkes ... es] scheint endlich für Anton Bruckner die Aera verdienter Werthschätzung angebrochen zu sein. [... da durch Aufführungen der Symphonie, des Quintetts und des »Te deum« die Veranstalter] das Eis gebrochen haben, so kann auch die wahrhafte Anerkennung seitens der allgemeinen musikalischen Welt nur noch eine Frage der Zeit sein. [... kurz über die anderen Programmnummern und weitere Wiener Konzerte ...] [Signatur auf S. 225:] E. v. Hartmann.« (##).
Auf S. 230 wird von der Monatsversammlung des Wiener Akademischen Wagnervereins (am 18.3.1886, u.a. mit der Klavieraufführung der 7. Symphonie und Paul Jankos Vorführung seiner neuen Klaviatur) berichtet (»[...] Bruckner: VII. Symphonie, vierhändig (Herren Prof. Ferd. Löwe und Franz Schalk) [...]«) und ebenfalls auf S. 230 die Aufführung von »Trösterin Musik« (am 11.4.1886) angekündigt (###).

Dieser Chor wird auch nochmals in der »Presse« Nr. 91 auf S. 11 angekündigt:
    » - Das diesjährige Concert des Wiener Akademischen Gesangvereins findet Sonntag den 11. April Mittags unter der Leitung des Universitäts-Musikdirectors Professor R. Weinwurm statt. Das Programm weist unter Anderm Novitäten auf von A. Bruckner ("Trösterin Musik"), J. Brahms [...]« (a).

Das Musikalische Wochenblatt Nr. 14 bespricht auf S. 181f in der Rubrik »Vermischte Mittheilungen und Notizen.« die Aufführung der 7. Symphonie am 21.3.1886:
    » * Bruckner's E dur-Symphonie hatte bei ihrer ersten Wiener Aufführung im 7. Philharmonischen Concert, Sonntag, den 21. März, Mittags, einen ganz ausserordentlichen Erfolg. Die grosse Majorität des Publicums nahm das bedeutende Werk mit begeistertem Beifall auf und rief den Componisten nach jedem Satz der Symphonie wiederholt stürmisch hervor. Schon nach dem ersten 5 - 6 Mal. Allerdings muss der Wahrheit gemäss constatirt werden, dass ein Theil jener Parquetbesucher, welche nur um der lieben Mode willen in den Philharmonischen Concerten erscheinen, nach dem erhabenen, aber sehr langen Adagio, um seinen hungrigen Magen besorgt, den Saal verliess; ein Vorgang, der sich auch nach dem Scherzo wiederholte. Umsomehr entschädigten die zurückbleibenden (offenbar die eigentlichen Musikalischen im Publicum) den greisen Tondichter durch nicht endenwollenden Applaus, der am Schlusse der Symphonie fast noch nicht dagewesene Dimensionen annahm. Auch erhielt Bruckner einen Lorbeerkranz, auf dessen Schleife zu lesen war: "Dem deutschen Symphoniker, Meister Anton Bruckner in Treue und Verehrung der Wiener akademische Wagner-Verein". - Es sei noch bemerkt, dass die Aufführung eine mustergiltige war, indem das Orchester, der Novität anfangs mit unverhohlenem Misstrauen entgegenkommend, sich in den Proben mit wachsendem Eifer und Verständnisse in das als vollwerthig erkannte Werk hineinspielte und im Concerte selbst unter Hans Richter's Leitung sein Glänzendstes bot.« [keine Signatur, aber wegen der Übereinstimmung mit dem Text vom 23.3.1886 sicher von Theodor Helm] (b).

Die Wiener Signale Nr. 7 bringen auf S. 56-58 eine mit »x + y« [= Theodor Helm (vgl. die Anmerkung zum 15.1.1886)] signierte Kritik der 7. Symphonie (am 21.3.1886):
»Musik.
Concerte.

   Die zwei bedeutendsten Ensemble=Concerte der letzten vierzehn Tage waren das erste außerordentliche Gesellschafts=Concert und das siebente philharmonische Concert. [... über Berlioz' »Fausts Verdammung« ...] Kaum hatte sich das [...] Orchester etwas von den bedeutenden Anstrengungen erholt, welche ihm Berlioz in der "Damnation de Faust" zumuthet, so mußte es sich einer noch weit schwierigeren Aufgabe zuwenden: es galt Anton Bruckner's siebente Symphonie in E-dur einzustudiren, auf deren erstes Erscheinen in Wien (als Hauptnummer der siebenten philharmonischen Matinée) das Publikum nach den großen Erfolgen dieses Werkes in Leipzig, München, Carlsruhe, Graz etc. mit Recht gespannt war.
   Auch im letzten philharmonischen Concerte erzielte Bruckner's Symphonie einen glänzenden, sich in zahllosen Hervorrufen des Componisten aussprechenden Erfolg, aber nur bei einer Hälfte des Auditoriums. Ein großer Theil der Parquettbesucher verließ nach dem feierlich=erhabenen, doch sehr langen Adagio den Concertsaal, ein Vorgang, der sich auch nach dem Scherzo wiederholte. Und doch hätte der greise vaterländische Tondichter von dem Publikum billigerweise verlangen dürfen, mindestens bis an's Ende seines so großartig intentionirten Werkes aufmerksam angehört zu werden, mochte man nachher immerhin über die neue Symphonie urtheilen, wie man wollte.
   Nach Ansicht des Referenten liegen die Vorzüge der Bruckner'schen Symphonie in der glücklichen Erfindung der durchwegs plastisch=melodischen, sich sofort dem Gehör einprägenden Motive, dann in der oft geradezu meisterlichen, überraschenden Instrumentation. So sind die Schlüsse des ersten und letzten Satzes von berauschender Orchesterpracht und ist die Klangwirkung der Blasinstrumente im Adagio, welches Bruckner nach seiner Versicherung im Februar 1883 unter einer Vorahnung des nahen Todes Richard Wagner's schrieb, daher er denn auch dessen eigene Tuben aus der berühmten Trauer=Symphonie zum Tode Siegfried's in der "Götterdämmerung" benützte, eine außerordentlich feierliche.
   Minder einleuchtend erscheint - wenigstens bei erstmaligem Hören - hie und da der thematische Aufbau der Symphonie, welche in ihren Ecksätzen zwar eine Fülle origineller Details, aber auch so manches Wunderliche, Unerklärliche, Sprunghafte enthält, und nicht selten die glänzendste Steigerung in eine recht zahme Episode einmünden läßt, wobei sich dann natürlich der mächtig erregte Hörer wie mit kaltem Wasser übergossen fühlt, bis ihn eine neue Steigerung wieder in's Feuer bringt. Der bedeutendste, wirklich groß und edel gedachte Satz ist wohl das Adagio (Cis-moll 4/4), der formell am meisten den herkömmlichen symphonischen Begriffen entsprechende das Scherzo (3/4 A-moll mit Trio F-dur) [sic] beide Stücke erinnern in gewissen Wendungen auffallend an die betreffenden Mittelsätze der neunten Symphonie Beethoven's. In den Ecksätzen tritt mehr der Einfluß Wagner's hervor. Ueberhaupt dürfte nicht leicht eine zweite Symphonie gefunden werden, welche sich die Beethoven'sche und Wagner'sche Orchestersprache so vollständig eigen gemacht hat, als die neulich gehörte von Bruckner. Der größte praktische Fehler der letzteren ist die außerordentliche Länge. Wenn ein angesehener Leipziger Kritiker auf die oftmals einer phantastischen Improvisation zu vergleichenden [sic] Symphonie die Göthe=Schiller'sche Xenie münzte: Gingst Du mit Deinem Reichthum so zu Rathe, wie hundert Andere mit ihrer Armuth - so hat er uns aus der Seele gesprochen. [... sechs Zeilen über die anderen Programmnummern ...] Sämmtliche Orchesterleistungen waren in diesem philharmonishen Concerte unter Hans Richter's meisterhaften [sic] Leitung des höchsten Lobes werth, Bruckner soll selbst über die schwungvolle und großartige Wiedergabe seiner Novität ganz gerührt und entzückt gewesen sein. [... über weitere Konzerte, zuletzt über das Heckmann-Quartett ...] [Signatur auf S. 58:] x + y.« (c).

Im Bericht des Salzburger Volksblatts Nr. 73 auf S. 3 über ein Konzert mit Beethovens "Pastorale" kommt der Referant (signiert "Gawan") auch auf Bruckner zu sprechen:
          "Aus dem Concertsaal.
     "Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden belebenden Blick" [.. über das Konzert am 28.3.1886 ...] In unserer Zeit ist das Urtheil über diese lieblichste der symphonischen Dichtungen Beethovens einstimmig, und ist es unseren Zeitgenossen anfaßbar, mit welch kleinlichen ja unkünstlerischen Nergeleien ein freisinniger Musiker, wie Berlior [sic], einzelne Parthien dieses Werkes angriff. Möge auch dem jetzt von der Kritik viel verlästerten Komponisten A. Bruckner in Wien bald die verdiente Anerkennung werden! Gawan." (d).

Die Wiener Allgemeine Zeitung Nr. 2188 gibt auf S. 6 das Programm vom 11.4.1886 bekannt:
     "[...] - Das diesjährige Orchester=Concert des Wiener Akademischen Gesangvereines findet Sonntag den 11. April, Mittags, unter der leitung des Universitäts=Musik=directors Professor R. Weinwurm statt. Das Programm weist unter Anderem Novitäten auf von A. Bruckner ("Trösterin=Musik"), J. Brahms [...] Zur Mitwirkung bei den gemischten Chören haben bereits hundert Damen zugesagt. Das Reinerträgnis des Concertes ist den Studenten=Convicten gewidmet." (e).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188604015, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188604015
letzte Änderung: Mai 13, 2024, 13:13