zurück Januar 1891 ID: 189101005

Geplantes Programm eines Konzerts unter Weingartner in Mannheim: Werke von Hugo Wolf und Richard Strauss und Bruckners 8. Symphonie (*).

Tagebuchnotiz Prinzessin Amélies: »Ludwig Viktor hat sich für Bruckner verwendet [vgl. 2.11.1890], protegiert ihn weiter.« (**).

(?) Aufführung des Quintetts in Stuttgart (***).

Kalendernotizen Bruckners: »Löwe Hegelgasse 19. [/] Fr Kathi 7 fl gezalt für Febr 891. [/] Frl Steinbrecher Frankgasse N 1. Mezzanin.« (°).

[Ende Januar, nach dem 23.1.1891] Die Christlichen Kunstblätter Nr. 1 berichten auf S. 8, daß am 23.1.1891 in Kremsmünster als Einlage bei der Messe das achtstimmige [recte: siebenstimmigs] »Ave Maria« [WAB 6] aufgeführt wurde. Lobende Besprechung von Oddo Loidol:
     " * Kremsmünster. Am 23. Jänner d. J., als am Patrociniumsfeste der hiesigen akademischen Kapelle, wurde vom Studentenchore eine vierstimmige Vocalmesse für Männerchor von Fr. Schöpf und als Einlage ein Ave Maria von Anton Bruckner aufgeführt, über welch letztere Composition hier eine Worte Platz finden mögen. Das Ave Maria ist achtstimmig und jeder Takt beweist, dass ein Meister im Satze der Schöpfer dieses opus sein müsse. Dabei ist eine solche Prägnanz und Wahrheit im Ausdrucke, die Bewunderung abnöthigt. Stellen, wie: "fructus ventris tui, Jesus" und "ora pro nobis" dürften nur mutatis mutandis im Ave verum von Mozart ihresgleichen finden. Das Ave Maria entspricht, nebenbei bemerkt, auch allen Anforderungen der Musica sacra.
                    P. Oddo Loidol." (°°).

[nach dem 15.1.1891] Kritik (signiert "M. L.") zum Konzert vom 21.12.1890 (mit der 3. Symphonie) in der Österreichischen Musik- und Theaterzeitung Nr. 7 (das einzige Januar-Heft) auf S. 5:
   "Grosser Musikvereins-Saal.
   Am 21. December v. J. fand im grossen Musikvereins-Saale des IV. Philharmonische Concert statt. Natürlich war der Saal von einem gewählten Publicum gänzlich gefüllt. [... über Beethovens Leonoren-Ouvertüre ...] Mit der Ouverture war für dieses Mal das Schöne und Herzerfreuende erschöpft. Es folgten hierauf zwei Novitäten: [... über Brodsky und Grädeners Violinkonzert ...] Die vorangegangene Injection mit dem „Grädenerin” dieser unverfälschten Reincultur des Langweile-Bacillus hat dem Publicum, das ausgiebig mit dieser Lymphe behandelt wurde, eine gewisse Immunität gegen die nachfolgende neue Symphonie von Bruckner verliehen. Sonst pflegt das Publicum bei Beginn einer Bruckner'schen Composition die Flucht zu ergreifen, die nach und nach in eine wahre Panique ausartet, während neuerlich die Fluchterscheinungen vereinzelt blieben und die Majorität das Ende abwartete. Die zwei ersten langsamen Sätze waren voll feierlicher Langweile, doch brachten die Hörer Herrn Bruckner eine herzliche Ovation dar, die wie die nach dem hübschen Scherzo und dem überraschend animirt klingenden Schlusssatze erfolgende, dem um das Wiener Musikleben vielfach verdienten, alten Herrn herzlich gegönnt sei. Die Beifallsbezeugungen wurden nicht ganz ohne Widerspruch hingenommen, es regte sich zum Schlusse eine ganz entschiedene Opposition, jedenfalls eine der Würde der philharmonischen Concerte unangemessene Demonstration.            M. L.

   Aussergewöhnliche Concerte und Vorlesungen.
  
Ueber die Fortschritte des Jankó-Clavieres hielt am 15. d. M. Prof. Hans Schmitt [...] einen Vortrag [...]" (°°°).
Auf S. 1 - 3 dieses Heftes ein ausführlicher Artikel über den Geiger Waldemar Meyer (mit Abbildung) (#).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189101005, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189101005
letzte Änderung: Apr 10, 2023, 22:22