Der Alpen-Bote Nr. 27 berichtet auf S. 4 von der Aufführung der f-Moll-Messe [am 23.3.1893] und kündigt auf derselben Seite die heutige Aufführung in Steyr an:
"Oertliches. Steyr, 1. April
     (Dr. Anton Bruckner) ist heute nachmittags in unserer Stadt angekommen und wird, wie bereits bekannt, morgen in der Stadtpfarrkirche bei der Aufführung der von ihm componierten D-dur Messe die Orgel spielen, überdies wirken noch 63 Musiker bei derselben mit."
[...]
"     (Bruckners F-moll-Messe.) In Wien ist kürzlich im großen Musikvereinssaale durch den Akademischen Wagner=Verein die F-moll-Messe unseres berühmten Landsmannes mit großem Erfolge aufgeführt worden. Eine andächtig gestimmte Hörerschaft füllte den ganzen weiten Raum, welche enthusiastischen Beifall spendete. Der Musikreferent der "Presse" schreibt über das Tonwerk: "Die F-moll-Messe ist ein grandioses Werk, echt kirchlich, aus einem frommen, gottergebenen Geiste geschöpftt, dem gleichwohl auch die modernen Ausdrucksmittel für heilige Empfindungen dienstbar sind. [... abgesehen von einigen orthographischen "Modernisierungen" ist der Text der Presse, ab der Mitte der zweiten Spalte, wortgetreu (auch im Gesperrtdruck) wiedergegeben ... die Soli] wurden von Gustav Walter, der bei hervorragend künstlerischer That nie fehlen mag, von den Damen Chotek und Wiedermann sehr rühmlich ausgeführt." " (*).

Aufführung der d-moll-Messe in der Steyrer Stadtpfarrkirche unter Franz Bayers Leitung. Es wirken mit die Damen Jonasch und die Herren Brandl und Ebner [Ebmer (**a)].
Bruckner präludiert über Themen der Messe (**).
    Es erklingen außerdem ein Graduale »Haec dies« von J. E. Habert und ein Offertorium »Terra tremuit« von A. Förster. Solisten: Leopoldine Jonasch, Johanna Jonasch, Friedrich Brandl, Franz Ebmer (***).
Johanna Mayr, Tochter von Josef Mayr, ist bei der Aufführung dabei (°),
außerdem Franz Joseph Pfefferl (°a),
dazu vielleicht Jaroslav Karmazin (°b),
vermutlich auch die 15jährige Sopranistin Rosa Klaffenböck (°°).

Beim Ehrenabend im Hotel »Schiff« erhält Bruckner einen Lorbeerkranz. Er äußert den Wunsch, in Steyr begraben zu werden. Frl. Jonasch und Bayer spielen das Scherzo aus der 3. Symphonie, und Bruckner erklärt die Themen der 8. Symphonie (°°°).
    Ringel [?] trägt ein Gedicht über Bruckner vor (#), und Wilhelm Melichar hält eine Ansprache (##).
Johanna Mayr überreicht Franz Bayer einen Taktstock aus Ebenholz "... an dem Tage, wo eine der herrlichen Schöpfungen unseres gottbegnadeten Landsmannes Herrn Dr. Bruckner, nicht nur uns, sondern ganz Steyr erhebt ..." und wo "... am selben Abend im 'Hotel Schiff' eine schöne Abschlußfeier in Gegenwart Bruckner's stattfand, bei der ich im Namen aller Mitwirkenden dem Chorregenten F. Bayer in schwungvoller Rede für seine großen Bemühungen dankte und ihm zur Erinnerung an diesen Festtag einen Taktstock überreichte ..." (##a).

Das Deutsche Volksblatt Nr. 1526 meldet auf S. 8 die erfolgreiche Aufführung der d-Moll-Messe in Hamburg [31.3.1893]:
"     – Ein neuer Erfolg Meister Bruckner's. Aus Hamburg erhalten wir über die von der Direction des Hamburger Stadttheaters am Charfreitag veranstaltete erste öffentliche Concertaufführung der Messe in D von Anton Bruckner nachstehenden Drahtbericht: "Glänzende Aufführung, durchschlagender erfolg, andauernder Beifall." (###).

Darüber schreibt auch "Die Presse" Nr. 91 auf S. 11:
"     – Aus Hamburg telegraphirt man uns: "Bei der von der Direction Pollini des Hamburger Stadttheaters gestern (Charfreitag) veranstalteten ersten öffentlichen Concertaufführung der Messe in D von Anton Bruckner erzielte dieselbe bei glänzender Aufführung einen durchschlagenden Erfolg."" (a).

Eine Annonce in der Deutschen Zeitung Nr. 7637 auf S. 25 informiert über die bei Th. Rättig verlegten Werke Bruckners: "Sämmtliche Compositionen von Richard Wagner (Opern etc.) | Anton Bruckner (Symphonien etc.) | Hugo Wolff (Lieder) | Friedr. Smetana ("Verkaufte Braut") | Josef Reiter (Balladen) | sowie alle sonstigen modernen und classischen | Musikalien | sind vorräthig bei | Th. Rättig in Wien | I., Wallnerstrasse Nr. 1." (b).