zurück 16.10.1896, Freitag ID: 189610165

Übersicht:
A. Geschehenes (Ereignisse) 
B. Geschriebenes (Briefe und andere schriftliche Dokumente)
C. Gedrucktes (Zeitungsartikel in alphabetischer Reihung nach den Anfangsbuchstaben

A. Geschehenes

Beim Seelengottesdienst in St. Florian wird Bruckners Requiem [WAB 39] unter Bernhard Deubler (mit Kürzungen) aufgeführt (*).

Bei der Ausschußsitzung des »Frohsinn« wird die Aufführung des Chores »Um Mitternacht« [recte "Mitternacht" WAB 80] am 14.11.1896 geplant [auf den 2.12.1896 verschoben?] (**).

Datierung der Danksagungsannonce von Ignaz Bruckner und Rosalia Hueber (***).

Bei der Sitzung des Wiener Musikerbundes widmet der Obmann Bruckner einen Nachruf (°).

Bei der Zusammenkunft des Ennser Männergesangvereins »Concordia« hält Vorstand Straberger einen Nachruf (°°).

B. Geschriebenes (Briefe und andere schriftliche Dokumente)

»Todesfalls-Aufnahme« durch Viktor Czerny, unterschrieben von Dr. Reisch und zwei Zeugen [Eduard Henrich und Rudolf Rehak (br1a)] (erwähnt Bruckners Geldvermögen, den Schuldschein der Eheleute Hueber vom 29.9.1887, den Wohnungsnachlaß, vorhandene Manuskripte, Rosalia Huebers Trauungsschein, Testament und Kodizill und den Franz-Joseph-Orden) (br1).

Die bei der Bezirkshauptmannschaft Linz-Land wegen der Überführung der Leiche eingegangenen Schriftstücke (ca. 12.10.1896 Dr. Reisch, 13.10.1896 Wiener Magistrat) werden als erledigt mit der Registraturbezeichnung 6/4 versehen (br2).

Telegramm von Wolzogens an Rosalie und Ignaz Bruckner [Vorgedrucktes in Spitzklammern]:
»<TELEGRAMM No> 353
<an>
geschwister bruckner wien
hessstrasse 3. + [handschriftlich angefügt »Heugasse 3«],
[2 Stempel links oben:] »WIEN 3/3 [/] 1 - N 16 X 96 [/] 49 - r« und »16 Münch-21«
<Text:>
win fr bayreuth 1. + 587 12 16/10 9/15 = 
innigster theilnahme versicherung sendet = 
freiherr von wolzogen .+«.
Zwei rechts oben angeklebte »Bestell-Notizzettel.«:
»Bruckner Hessgasse 3 [unleserliches Wort] unbek. Wan[... unleserliche Unterschrift]«
und »Geschwister Bruckner Abgereist nach St. Florian. Klinger« (br3).

Brief des Museums Francisco Carolinum an Ignaz Bruckner:
     Beileidschreiben, unterzeichnet von Adolf Dürrnberger und Emil Kränzl (br4).

Brief des Männergesangvereins Wels an Ignaz Bruckners:
     Beileidsschreiben mit Erwähnung der Ehrenmitgliedschaft 1868. Unterschriften von H. Haas und Dr. von Schauer [Dr. Johann Schauer] (br5).

Brief des Wiener Männergesangvereins an Ignaz Bruckner:
     Beileidsschreiben, unterzeichnet von Wilhelm Neuberg und August Kränzl (br6).

Brief von Theodor Reisch an Ignaz Bruckner:
     Legt ein Dankschreiben an den Bürgermeister von Wien bei, Ignaz möge es unterschreiben und seiner Schwester zur Unterschrift senden. Außerdem benötige er die Taufscheine von Ignaz, Anton und Rosalia, ferner deren Trauschein und den Totenschein ihres Mannes. Rückumschläge an Reisch beiliegend. Er möge den Regens Chori [Bernhard Deubler] fragen, ob Reisch seinen Zwicker auf dessen Klavier liegengelassen habe. Die Aufnahme der Vermögensverhältnisse heute habe ergeben, dass ungefähr 16000 fl an Wertpapieren vorliegen. Grüße an den Prälaten und die anderen geistlichen Herren (br7).

C. Gedrucktes (Zeitungsartikel in alphabetischer Reihung)

In der Allgemeinen Zeitung München Nr. 286 ist im Abendblatt auf S. 1 eine Bruckner-Anekdote zu lesen: "     * Einen für Anton Bruckner charakteristischen Zug weiß Dr. Arthur Seidl in der "D. W." von dem dahingeschiedenen Componisten zu erzählen. Einmal trat Bruckner, zu einer Abendgesellschaft bei Richard Wagner in Bayreuth geladen, unmittelbar hinter der Erbprinzessin von Meiningen im Vorsaale ein, die sich ihm leutselig gleich selber vorstellte. Freundschaftlich drückt er ihre "Patschhand" sofort mit seinen beiden Händen: "Freut mich ungemein, gnädige Frau, werthe Bekanntschaft zu mach'n. Hab' schon so viel Schön's von Ihnen gehört – ist aber auch sehr lieb von Ihnen, daß Sie zu unsrem Meister Wagner so gut sind!" (za1).

Ankündigung der 7. Symphonie unter Franz Fischer für den 1.11.1896, ebenfalls im Abendblatt, auf S. 3: "     * Die musikalische Akademie veranstaltet am 1. November – Allerheiligentage – ein Concert außer Abonnement, am 13. und 27. November, am 11. und 25. December vier Abonnementsconcerte im kgl. Odeon. Das Concert außer Abonnement wird Hofcapellmeister Fischer, [... danach je zweimal Erdmannsdörfer und Mottl ...] dirigiren. In dem am 1. November stattfindenden Concert wird in der I. Abtheilung die 7. Symphonie (E-dur) von dem jüngst verstorbenen Professor Dr. Anton Bruckner in Wien, in der II. Abtheilung das Vorspiel, die Verwandlungsmusik und die Gralsscene (1. Act) aus "Parsifal" von Richard Wagner zur Aufführung gelangen. Die Programme für die vier Abonnementsconcerte werden in allernächster Zeit bekannt gegeben werden. – " (za2).

Der Bayerische Kurier & Münchner Fremdenblatt bringt einen mit »Wien, 15. Oktober« datierten Kurzbericht über das Leichenbegängnis [am 14.10.1896] (zb1).

Kurzmeldungen im Bucyrus Journal (Ohio) Nr. 41 auf S. 6:
"     BRIEF NEWS ITEMS.
           TUESDAY, OCTOBER 13.
     Herr Bruckner, the celebrated musical composer, is dead at Vienna." (zb2).

und in The Coalville Times (Utah) Nr. 36 auf S. 3 in der 5. Spalte:
"          FOREIGN FACTS.
     Vienna, Oct. 12.–Herr Bruckner, the celebrated musical composer, is dead." (zc1).

Deutsche Zeitung (zd1).

Deutsches Volksblatt Nr. 2797 auf S. 6:
"     [Zur Leichenfeier Anton Bruckner's.] Zur Stadtrathssitzung vom Dienstag, in der Bürgermeister Strobach den Antrag stellte, Anton Bruckner möge auf Kosten der Gemeinde Wien bestattet werden, wird uns nachträglich mitgetheilt: "Montag Früh, als die Nachricht vom Ableben Bruckner's bekannt wurde, berief Bürgermeister Strobach den Gemeinderath Dr. Reisch als Testamentsvollstrecker des verstorbenen Meisters zu sich, um mit ihm wegen der Bestattung sich in's Einvernehmen zu setzen. Dr. Reisch äußerte hierbei die Absicht, in der Dienstag=Sitzung des Gemeinderathes den Antrag zu stellen, die Gemeinde möge Bruckner auf ihre Kosten bestatten lassen. Bürgermeister Strobach wies darauf hin, daß dies ein zu langwieriger Weg sei, da der Antrag geschäftsordnungsmäßig behandelt werden müsse, daß er aber die Absicht habe, im Stadtrath, der schon Dienstag Vormittags eine Sitzung halte, einen bezüglichen Antrag selbst zu stellen, und zwar sollte mit der Bestattung, einem offenbaren Wunsche des Verstorbenen entsprechend, die Unternehmung "Concordia" betraut werden, mit deren Inhaber Bruckner persönlich sehr befreundet war [Alexander Matthias Beschorner? siehe die Anmerkung]. Hierauf theilte Dr. Reisch mit, er habe die Bestattung schon der Unternehmung Entreprise des pompes funèbres übertragen. Es wurde nun eine Lösung dieses Vertrages herbeizuführen gesucht, was aber nicht gelang. Der Stadtrath nahm hierauf in seiner Dienstag-Sitzung den Antrag des Bürgermeisters Strobach an, faßte aber folgenden Beschluß: "Der Stadtrath der Gemeinde Wien spricht über das Vorgehen des Gemeinderathes Dr. Reisch, welcher in Absicht auf einen von ihm in der Gemeinderathssitzung vom 13. d. M. zu stellenden Antrag, es solle die Gemeinde Wien die Kosten des Leichenbegängnisses für Dr. Anton Bruckner tragen, sich in voreiliger Weise das Recht angemaßt hat, die Bestellung des Leichenbegängnisses bei der Leichenbestattung "Entreprise des pompes funèbres" zu machen und auf diese Weise das Verfügungsrecht der Gemeinde Wien in dieser Angelegenheit vorweggenommen hat, sein Bedauern aus. Der Stadtrath erklärt jedoch, in Ehrung des Verstorbenen für die Kosten des bestellten Leichenbegängnisses aufzukommen, so daß die Leichenfeier als thatsächlich von der Gemeinde Wien veranstaltet anzusehen ist." (zd2).

Auf derselben Seite in der rechten Spalte eine Notiz zum Eisenbahn-Leichenwagen:
"     * [Professor Anton Bruckner †.] Die Ueberführung der Leiche des Professors Bruckner von Wien nach Asten in Oberösterreich (St. Florian) erfolgte in dem von der I. Eisenbahnwagen=Leihgesellschaft beigestellten Salonleichenwagen. Bei diesem Anlasse wurde der erst seit Kurzem in Verwendung stehende Wagen von zahlreichen Functionären des Gemeinderathes und Magistrates besichtigt, welche Alle der Befriedigung über dieses den sterblichen Resten eines Menschen würdige Transportmittel Ausdruck gaben." (zd2a).

Auf Seite 9 eine Meldung zur Hofmusikkapelle: "Dissonanzen in der Hofmusikcapelle. Durch Professor Bruckner's Tod ist eine Stelle als wirkliches Mitglied der Hofmusikcapelle frei geworden und es sollte nun als ältester Exspectant Herr Winkelmann zum wirklichen Mitglied befördert werden. Der Vorschrift gemäß hat jedes Mitglied der Hofcapelle bei seinem Eintritte sich einem Probesingen zu unterziehen. [... Winkelmann gab der Form halber seine Einwilligung ... Hans Richter bestehe aber auf direkter Diensterfüllung (keine Vertretungen!), was wegen des Operndienstes undurchführbar ist ... Schrödter und Reichenberg verlangen sogar Entlassung von der Hofoper ... Richter habe wohl für die Doppelbelastung einer "ersten Sangeskraft" Verständnis ...]. Hoffentlich gibt es noch einen Ausweg, der beide Theile befriedigt, zum Heile der Hofoper und der Hofcapelle." (zd3).

In der Abendausgabe wird auf Seite 3 mitgeteilt: "     * [Professor Anton Bruckner †.] Unter den Vereinen, die zu Ehren des großen Tondichters einen prächtigen Kranz mit Widmung gespendet hatten und an dem Leichenbegängnisse mit ihrer Fahne vollzählig theilnahmen, gehört neben dem "Schubertbund" und dem "Akademischen Gesangverein" auch die "Währinger Liedertafel". Professor Dr. Anton Bruckner war Ehrenmitglied des letztgenannten Vereines." (zd4).

Der in Baltimore (Maryland) erscheinende Deutsche Correspondent Nr. 249 schreibt auf S. 1 in der 6. Spalte:
"Allerlei aus Deutschland.
[...]
     Der Wiener Gemeinderath hat beschlossen, dem am 12. [sic] d. M. gestorbenen Componisten Anton Bruckner ein Ehrengrab auf dem Central=Friedhof zu gewähren und das Begräbniß auf Kosten der Stadt veranstalten zu lassen." (zd5).

The Daily News Nr. 15773 (London) schreiben auf S. 7 in der 5. Spalte:
"                               OBITUARY.
[...]
     ANTON BRUCKNER, whose death has been announced by our Vienna Correspondent, was the friend and disciple of Richard Wagner. His 7th Symphony, the slow movement of which was intended as an elegy to Wagner, was produced at a Richter concert at St. James's Hall in 1887, but owing mainly to its complexity it did not create an impression here as on the Continent. In all, Bruckner wrote nine symphonies, together with a "Te Deum," a quintet for strings, and other works, in which certain German critics discovered a tendency to employ Wagner's stage style for absolute music. Bruckner, who was born in Upper Austria, and was the son of a village schoolmaster, was originally a choir boy, but as he grew up he studied under Sechter, whom he succeeded at Vienna as Court organist, at the same time being appointed professor of organ playing, counterpoint, and composition at the Vienna Conservatory. He has also been lecturer on music at the Vienna University since 1875. He came to London in 1871, shortly after the opening of the Albert Hall, and gave a series of six recitals on the great organ in that building." (zd6).

Artikel im Fremdenblatt Nr. 285 auf S. 4 [Abendausgabe?] über die Beisetzung:
„     * (Anton Bruckner †.) Aus St. Florian, 15. d., wird gemeldet: Professor Dr. Anton Bruckner wurde heute um 3 Uhr Nachmittags hier bestattet. Der Zug bewegte sich von der Todtenkapelle in die Stiftskirche, wo die Leiche unter der großen Orgel beigesetzt wurde. Abt Moser nahm unter Assistenz von 60 Geistlichen die Einsegnung vor, wobei Trauerchöre gesungen und die große Orgel gespielt wurde. An der Traufeier nahmen theil der Statthalter, der Landeshauptmann, der Bürgermeister von Linz, die Behörden von St. Florian, die Gesangvereine von Linz und Steyr, sowie zahlreiche Leidtragende. Der Markt trug Trauerschmuck, insbesonde [sic] das Haus, in welchem Bruckner's Schulgehilfe [sic] wohnte. — Zur Stadtrathssitzung vom Dinstag, in der beschlossen wurde, daß Anton Bruckner auf Kosten der Gemeinde Wien bestattet werde, berichtet die vom Gemeinderathspräsidium inspirirte „Kommunal=Korrespondenz“ nachträglich Folgendes: Montag Früh, als die Nachricht vom Ableben Bruckner's bekannt wurde, berief der Bürgermeister den Gemeinderath Dr. Reisch als Testamentsvollstrecker des verstorbenen Meisters zu sich, um mit ihm wegen der Bestattung Rücksprache zu pflegen. Dr. Reisch äußerte hiebei die Absicht, in der Dinstag=Sitzung des Gemeinderathes den Antrag zu stellen, die Gemeinde möge Bruckner auf ihre Kosten bestatten lassen. Der Bürgermeister wies darauf hin, daß dies ein zu langwieriger Weg sei, da der Antrag geschäftsordnungsmäßig behandelt werden müsse, daß er aber die Absicht habe, im Stadtrath, der schon Dinstag Vormittags eine Sitzung halte, einen hierauf bezüglichen Antrag selbst zu stellen, und zwar solle mit der Bestattung, einem offenen Wunsche des Verstorbenen entsprechend, die Unternehmung „Concordia" betraut werden, mit deren Inhaber Bruckner persönlich sehr befreundet war. Hierauf theilte Dr. Reisch mit, er habe die Bestattung schon der Unternehmung Entreprise des pompes funèbres übertragen. Es wurde nun eine Lösung herbeizuführen gesucht, was aber nicht gelang. Der Stadtrath beschloß hierauf in seiner Dinstag Vormittags abgehaltenen Sitzung, daß Anton Bruckner auf Kosten der Gemeinde beerdigt werde und gab diesem Beschlusse folgende Fassung:
     „Der Stadtrath von Wien spricht über das Vorgehen des Gemeinderathes Dr. Reisch, welcher in Absicht auf einen von ihm in der Gemeinderathssitzung vom 13. d. M. zu stellenden Antrag, es solle die Gemeinde Wien die Kosten der Leichenbegängnisses für Dr. Anton Bruckner tragen, sich in voreiliger Weise das Recht angemaßt hat, die Bestellung des Leichenbegängnisses bei der Leichenbestattung Entreprise des pompes funèbres zu machen und auf diese Weise das Verfügungsrecht der Gemeinde Wien in dieser Angelegenheit vorweggenommen hat, sein Bedauern aus. Der Stadtrath erklärt jedoch in Ehrung des Verstorbenen für die Kosten des bestellten Leichenbegängnisses aufzukommen, so daß die Leichenfeier als thatsächlich von der Gemeinde Wien veranstaltet anzusehen ist."
     Dies der ziemlich scharf gehaltene Beschluß des Stadtrathes. Es bleibt nur noch die Frage zu erörtern, ob es geschmackvoll war, am offenen Grabe Anton Bruckner's, den man doch zu ehren beabsichtigte, eine Streitfrage aufzurollen, deren eigentlicher Kern im Grunde nur das geschäftliche Interesse der Leichenbestattungsunternehmungen bildete. — Die Ueberführung der Leiche des Professors Bruckner von Wien nach Asten (St. Florian) erfolgte in dem von der Ersten Eisenbahnwagen=Leihgesellschaft beigestellten Salonleichenwagen. Bei diesem Anlasse wurde der erst seit Kurzem in Verwendung stehende Waggon von zahlreichen Funktionären des Gemeinderathes besichtigt, welche Alle ihrer Befriedigung über dieses Transportmittel Ausdruck gaben." (zf1)

und auf S. 6f [Morgenausgabe?] Artikel, signiert "L. Sp." [Ludwig Speidel]: 
„        Theater und Kunst.
                 Anton Bruckner.
                 
    1824 – 1896.
    In Anton Bruckner hat Oesterreich eine der originellsten Persönlichkeiten und seinen größten Tondichter verloren. Aus den tiefsten Schichten des Volkes hervorgegangen, ist er in steter Fühlung mit der Kirche zu ungewöhnlicher Höhe emporgestiegen, so daß der ehemalige Dorfschulmeister und Dorfmusikant später einen akademischen Doktorhut trug und mit seinen Tonwerken weitreichende Begeisterung hervorrief. Wir in Wien haben den Mann Alle gesehen und gekannt; seine Erscheinung mit dem scharf ausgeprägten Kopfe und den verlegenen Bewegungen nöthigte uns Respekt ab, den ein unwillkürlich mitspielendes Lächeln nicht minderte. Wir wußten ja, daß in diesem Kopfe ungewöhnliche Gedanken wohnten und daß darin harte Arbeit gethan worden war, bis diese Gedanken sich Geltung verschaffen konnten. Bruckner hat wohl Antheil und werkthätige Liebe an sich erfahren, aber immer erst dann, wenn er aus eigener Kraft wieder eine höhere Staffel erstiegen. So ist er nach einander Organist bei St. Florian geworden, dann Professor am Wiener Konservatorium, Lektor an der Universität und eine Größe des Konzertsaales. Er war ein selbstgewachsener Mann und durfte mit Goethe's Prometheus sagen: „Hast Du nicht Alles selbst erworben, heilig glühend Herz?“ Was den Meisten schon in jungen Jahren in den Schoß geworfen wird, mußte er sich nach und nach mühsam erringen. Dadurch hat sich seine Entwicklung verzögert. Er war schon ein Mann, als er anfing, die Theorie und Technik seiner Kunst nachzuholen. Diese Verspätung ist ihm zeitlebens nachgegangen und hat in seinem Schaffen tiefe Spuren zurückgelassen. Große Gedanken scheinen auf ihn gewartet zu haben, bis er reif war, dann brachte er sie ins Rollen und schuf Werke, die sämmtlich einen mächtigen Wurf und ein Streben nach den höchsten Zielen nicht verleugnen konnten. Daß ein solcher Mann von seinem Werthe durchdrungen war, konnte nicht fehlen. Seine bekannte Art, sich demüthig zu geben, durfte man nicht als bare Münze nehmen; sie war ihm mehr in einem langen Kirchendienste anerzogen. Das Märchen von seiner Bescheidenheit wird uns täglich erzählt. Wo er sich aber frei äußerte, wo er von der Brust weg über sich und Andere sprach und urtheilte, da zeigte er sich, wie jeder ungewöhnliche Mensch, von einem starken Selbstgefühl beseelt; nur seinem Gott gegeüber war er bescheiden, und selbst ihn glaubte er zu ehren, wenn er ihm seine musikalischen Schöpfungen widmete, die dem frommen Manne freilich wieder Geschenke von oben waren. Bruckner war wohl naiv wie ein Kind, aber auch die Klugheit eines Kindes besaß er, die weiß, was sie will, und die die Mittel, ihre Absichten zu erreichen, nicht vorbegreift. Auch das hatte er vom Kinde, daß er sich unbefangen in den Mittelpunkt der Welt stellte und alles Geschehende mit naivem Egoismus auf sich bezog. Man erinnert sich vielleicht, daß König Ludwig, vielleicht von Richard Wagner veranlaßt, sich für Bruckner zu interessiren begann und sich bereit erklärte, die Widmung einer Bruckner'schen Symphonie anzunehmen. Nach der erschütternden Katastrophe des Königs hörten wir Bruckner nur das einzige Wort äußern: „Ist mir Der ins Wasser gangen!“  .  .  .  Für Bruckner war es freilich spät am Abend, und er mußte suchen, seine Ernte noch vor Sonnenuntergang einzubringen. Daß er übrigens ein innerlich guter Mensch gewesen, beweist die Thatsache, daß er bei allen seinen Launen und seiner heftigen Gemüthsart die Begeisterung der Jugend und hingebende Freundschaft gefunden. Obgleich er den zärtlichsten Sinn für die Frauen besaß und sich eigentlich zeitlebens in Heiratsgedanken wiegte, war doch etwas Hagestolzes in ihm, das ihn hinderte, einen festen Hausstand zu gründen. An die Stelle der Ehe trat die Freundschaft. Der innigste seiner Freunde war sein Schüler und religiöser Gesinnungsgenosse Anton Meißner, der Freud und Leid mit ihm theilte, aber sich dafür auch in Bruckner's Ruhm sonnen durfte. Kunst und Andacht waren die ausschließlichen Beschäftigungen seiner letzten Jahre. Er arbeitete, sobald die Stimmung es erlaubte, an seiner neunten Symphonie, die übrige Zeit füllten Gebete aus, an denen er sich nicht genug thun konnte. Er verfiel in ein massenhaftes Beten, und selbst sein sonst so kirchlich gesinnter Urfreund war in Verlegenheit, wenn er den alten Meister an Sonntagen in drei Messen führen sollte. Die neunte Symphonie widmete Bruckner im besondersten Sinn seinem Gott, und es war sein letzter musikalischer Wille, daß an die Stelle des Finale, falls er es unfertig hinterließe, sein großes Tedeum treten solle.
     Anton Bruckner hat sich als Komponist fast ausschließlich in den großen Formen seiner Kunst bewegt. Wie sich der römische Prätor nicht mit geringfügigen Dingen befaßte, so lag es nicht in seiner Art, sich mit musikalischen Kleinigkeiten abzugeben. Kirchenmusik und Symphonie waren die Gebiete, auf denen er mit Begabung, Begeisterung und Erfolg arbeitete. Enthusiasmus war die Grundstimmung seiner Natur, woraus das Große und das manchmal auch Uebertriebene seines Schaffens entsprang. Die Kirchenmusik wuchs ihm gleichsam auf seinem Wege. Als Dorfknabe und später als Lehrer verkehrte er viel und intim mit der Kirche; auf den Stufen des Altars hat er dem Priester geantwortet, hat er das Weihrauchfaß geschwungen, und in dem jungen Gemüth, in welchem so viel Großes, Unausgesprochenes schlummerte, ist unter den sinnlich=geistigen Schauern des katholischen Gottesdienstes der Text der Passionsgeschichte in künstlerische Blüthen emporgeschossen. Bruckner's Messen sind erlebt. Sie sind wohl aus der Wiener Schule hervorgegangen, wenn man Beethoven's große Messe noch zur Wiener Schule rechnet, aber noch modernere Elemente sind in sie eingedrungen, denn Bruckner hat von dem guten Recht des Tonkünstlers, Gott in der Sprache seiner eigenen Zeit zu preisen, den ausgiebigsten Gebrauch gemacht. Bruckner's Symphonien sind zumeist aus Beethoven'schen Einflüssen hervorgegangen. Mächtige Gedanken hinzustellen, die, wie in die Faust gepreßt und dann entlassen, eine ganze Welt von Ideen, Kombinationen und Stimmungen aus sich entwickeln, ist auch Bruckner's Ideal gewesen. Man steht oft erstaunt vor dem gewaltigen Thema, das Bruckner an die Spitze eines Satzes stellt und wie er wieder andere bedeutende Motive im Gefolge hat; aber es fehlt wohl manchmal das Herauswachsen aus dem Hauptthema, der nothwendige Gedankengang, die gewaltige Logik Beethoven's. Seltsam trifft es sich auch, daß die eigentliche Arbeit neben dem Gedanken hergeht, wie ein einmündender Fluß eine zeitlang seine eigene Farbe bewahrt. So war es auch mit Bruckner's Orgelspiel, das wir in seiner besten Virtuosenzeit gehört haben. Seine Improvisationen trugen im Grunde einen, wie man früher sagte, „galanten", einen homophonen Charakter (melodische Fortschreitungen mit Begleitung) an sich, als Zwischensätze Imitationen, die sich hin und wieder bis zu Prosalien ausdehnten und abrupte kontrapunktische Stellen. Zu einem eigentlichen Stimmengewebe kam es fast nie. Das rührte wohl von Bruckner's verspätetem Studiengang her, der den Autodidakten nie recht überholen konnte. Erfindung und Arbeit wollten sich nie recht zusammenfinden, daher das oft seltsame Bild manches seiner Werke, die aus lauter Gipfeln bestehen. Bekanntlich hat Wagner's Erscheinung einen großen Einfluß auf Bruckner und seinen Styl gehabt. An Wagner hat sich seine Instrumentirungskunst entwickelt, von ihm sind Stimmungen auf ihn übergegangen, die er in seiner Weise gestaltet hat. Neben Beethoven und Wagner hat sein Landsmann Franz Schubert auf ihn gewirkt. Will man einen Inbegriff von Bruckner’s Kunst und Leben haben, so lasse man seine „Romantische Symphonie“ an sich vorüberziehen. Dorf und Schule, Wald und Kirche, Alles scheint darin aufzuleben und klingend zu werden. Groß und liebenswürdig kommt uns Anton Bruckner daraus entgegen.
     Mit seinem Tode ist Bruckner’s Musik nicht begraben. Sie hat noch viel reichlicher gehört zu werden als bisher. Die Partituren seiner Symphonien wird man aber nicht aufhören zu lesen, denn findet man in ihnen auch nicht die frei in sich schwebenden Sonnensysteme unserer Klassiker, an wunderbar aufglänzenden Meteoren ist darin kein Mangel.        L. Sp.“ (zf2).

Bericht über die Bestattung in St. Florian in der Grazer Tagespost Nr. 286:
"    C. B. St. Florian, 15. October. Die Leiche des Professors Dr. Anton Bruckner wurde heute um 3 Uhr Nachmittags hier bestattet. Der Zug bewegte sich von der Todtencapelle in die Stiftskirche, wo die Leiche unter der großen Orgel beigesetzt wurde. An der Trauerfeier nahmen der Statthalter, der Landeshauptmann, der Bürgermeister von Linz, die Behörden von St. Florian, die Gesangvereine von Linz und Steyr und zahlreiche Leidtragende theil. Der Markt trägt Trauerschmuck, insbesondere das Haus, in welchem Bruckner als Schulgehilfe gewohnt hatte. " (zg1).

Grazer Tagblatt Nr. 286 auf S. 9:
"      Anton Bruckner †. St. Florian, 15. October. Die Leiche Anton Bruckners wurde heute um 3 Uhr nachmittags hier bestattet. Der Zug bewegte sich von der Todtenkapelle in die Stiftskirche, wo die Leiche unter der großen Orgel beigesetzt wurde. An der Trauerfeier nahmen der Statthalter, der Landeshauptmann, der Bürgermeister von Linz, die Behörden von St. Florian, die Gesangvereine von Linz und Steyr, sowie zahlreiche Leidtragende theil. Der Markt trägt Trauerschmuck, insbesondere das Haus, in welchem Bruckner als Schulgehilfe wohnte." (zg2).

The Glasgow Herald Nr. 249 schreibt auf S. 7 in der 5. Spalte:
"     I LEARN by telegram of the death in Vienna of the well-known Austrian composer, Anton Brückner. He was a devoted adherent of Richard Wagner, and attempted to impart to his symphonies the art principles which the Bayreuth master introduced into his operas. Wagner used to treat him with great apparent respect, although whether he was serious or was poking fun at this erudite musician, who was a teacher of counterpoint at the Vienna Conservatoire and lecturer on music at the University, was never quite clear. Brückner was the son of an Austrian schoolmaster, and made his way upwards from a choir boy at a provincial church. He was a pupil of Sechter, and in 1867 [sic] succeeded that master as Court organist at Vienna. He was in London in 1871, when he gave a series of recital's at the Albert Hall, and in 1887 Dr Richter produced at the Albert Hall [sic] Brückner's Seventh Symphony in E, the slow movement of which was supposed to stand for an elegy to Wagner. The symphony was so abstruse and involved that it made little or no impression here. Brückner was very greatly respected in Vienna." [keine Signatur]. (zg3).

Illustriertes Wiener Extrablatt (zi1).

Artikel in der Innviertler Volkszeitung Nr. 42:
„     Professor Bruckner †. Der Hoforganist und Lector für Harmonielehre und Contrapunkt an der Wiener Universität, Dr. Anton Bruckner, ist am 12. [sic] October in seiner Wohnung im Belvedere, die ihm durch die Munificenz Sr. Majestät des Kaisers eingeräumt worden war, nach langem und schweren [sic] Leiden im 72. Lebensjahre verstorben. Anton Bruckner wurde am 4. September 1824 zu Ansfelden (Oberösterreich) geboren, erhielt seinen ersten Musikunterricht als Sängerknabe im Stifte St. Florian und bildete sich dann, während er an verschiedenen Stellen als Schulgehilfe fungierte, auf autodidaktischem Wege zu einem so tüchtigen Componisten und Organisten aus, dass er im Jahre 1855 die Stelle eines Domorganisten in Linz annehmen konnte.  Auf wiederholten von hier aus unternommenen Reisen nach Wien fand er Gelegenheit, unter Leitung Simon Sechter's noch gründlichere Contrapunktstudien zu machen, und 1868 wurde er als dessen Nachfolger im Amte des Hofkapellorganisten nach Wien berufen, hauptsächlich auf Veranlassung Herbeck's, der seine Bedeutung inzwischen erkannt hatte. Neben der erwähnten Stellung übernahm er in der Folge noch die eines Lehrers für Orgelspiel und Composition am Wiener Conservatorium, und wurde 1875 auch zum Lector für Musik an der Universität ernannt. Unter seinen Compositionen sind die geistlichen Chorwerke (mehrere Messen, ein Tedeum und anderes) hervorzuheben, besonders aber seine sieben Symphonien, deren einige in den Achtziger=Jahren solchen Erfolg hatten, dass sein Name nun endlich in den weitesten Kreisen bekannt wurde. Am Mittwoch fand das Leichenbegängnis, welches laut Beschlusses des Wiener Stadtrathes auf Kosten des Gemeinderathes veranstaltet wurde, statt. Nach der feierlichen Einsegnung in der Karlskirche wurde die Leiche sofort zum Westbahnhof gebracht und nach St. Florian bei Linz überführt, woselbst dieselbe einer letztwilligen Anordnung des Verblichenen zufolge, in der dortigen Stiftskirche nach nochmaliger feierlicher Einsegnung in der Gruft, und zwar unterhalb der berühmten Orgel, welche Bruckner einstens spielte, beigesetzt wurde. Beim Einzug der Leiche in die Stiftskirche wurde die oberwähnte Orgel gespielt." (zi2).

Die Innsbrucker Nachrichten Nr. 238 erwähnen Bruckner auf Seite 1 im Bericht über die Sitzung am 13.10.1896:
"                   Zur Tagesgeschichte.
                     Oesterreich-Ungarn.

[...]
     In der am 13. ds. abgehaltenen Sitzung des Wiener Gemeinderathes [...]. In einem Nachrufe für den verstorbenen Componisten Bruckner rühmte Bürgermeister Strobach dessen strenggläubige katholische Ueberzeugung und bemerkte dann wörtlich, dass sich Bruckner auch um die Musik Verdienste erworben habe. Die Subvention für den Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs in Wien [... abgelehnt ... zum Ausland ...]" (zi3).

Die Kärntner Zeitung Nr. 238 übernimmt auf S. 1 – 4 den Artikel des Linzer Volksblatts vom 14.10.1896:
"                 Eine Erinnerung an Bruckner.
          Von Ludwig Josef Bermanschläger.
    Ein Augusttag, wie er herrlicher nicht sein kann, war für die ganze Welt, also auch für die alte Eisenstadt, angebrochen. Die Steyrer schrieben freilich nicht 1896, sondern 1894. [... schildert eine Ausfahrt nach Aschach mit Bruckner, Franz Bayer und seinem Vater Bermanschläger, an der er teilnehmen durfte. Bruckner habe von seinem Besuch bei Wagner 1873 in Bayreuth erzählt, von der Besichtigung der Theater-Baustelle, der Widmung der 3. Symphonie. Bericht über spätere Äußerungen Wagners über Bruckner. Auf dem Heimweg habe Bruckner über den Tod und seine Genesung nachgedacht. ...].
     Ich drückte ihm nur stumm und innig die Hand. In dem Momente auch nur ein Wort hervorzubringen, war mir unmöglich.
      *       *       *
     Ueber den berühmten Künstler mögen hier folgende Daten erwähnt werden. [... Biographische Hinweise, teilweise fehlerhaft ... über die bedeutendsten Werke ... Ehrungen ... Exner:] "Ich, der Rector=Magnificus der Wiener Universität, beuge mich vor dem ehemaligen Unterlehrer von Windhag."
      *       *       *   
     So schied er denn von uns, der unerreichbare Meister der Töne, [...], wahr und offen ohne jedes [sic] Falsch, mit der Geisteskraft eines Riesen und dem Gemüthe eines Kundes. Seinen Leib lässt er unter der großen Orgel von St. Florian zur letzten Ruhe betten, seine Seele aber spricht zu uns durch seine unvergänglichen Werke. Bitten wir nur unseren Herrgott, dass wir sie immer verstehen können.      "Linz. Volksbl." " (zk1).

Bericht über die Trauerfeier am 14.10.1896 in der Linzer Zeitung auf S. 1140:
„     * (Professor Dr. Anton Bruckner .) Im Laufe des gestrigen Vormittags kamen den Verwandten Bruckners noch zahlreiche Condolenzen von Freunden und Verehrern des verblichenen Componisten zu; namens der Gesellschaft der Musikfreunde erschien deren Vicepräsident Herr Hofrath Koch v. Langentreu mit dem Generalsecretär, um zu condolieren. Eine Fülle herrlicher Kränze und Blumengewinde – Herr Altwirth, Revident beim Obersten Rechnungshofe, hatte auch einen Kranz gespendet – schmückt Bruckners Sarg, die vorgestern und gestern überbracht wurden. Um 2 Uhr Nachmittags wurde der Sarg geschlossen und verlöthet. Kurz darauf versammelten sich vor Bruckners Wohnung im oberen Belvedere die zahllosen Trauergäste, darunter auch aus Linz und Oberösterreich, die gekommen waren, dem todten Meister das letzte Ehrengeleite zu geben. Hier waren erschienen Abordnungen der Gemeinde Wien, der Wiener Universität, der Gesellschaft der Musikfreunde, der Künstlergenossenschaft, des Wiener Männergesangvereines, des "Schubert=Bund" und der Wiener Singakademie. Nachdem um 3 Uhr die Einsegnung der Leiche erfolgt war, trug der Wiener akademische Gesangverein einen Satz aus Bruckners Composition "Germanen=Zug" vor, worauf sich der Trauerzug zwischen einem dichten Spalier von Menschen durch die Heugasse zur Karlskirche in Bewegung setzte. Voran schritten Mitglieder hiesiger Burschenschaften mit dem Universitäts=Banner, der akademische Gesangverein mit seiner Fahne, und zu beiden Seiten des sechsspännigen Trauerwagens sowie nach dem Trauerwagen giengen Chargierte, denen sich in Wagen die Verwandten des Verblichenen und zahlreiche Trauergäste anschlossen. Zur Einsegnung in der Kirche waren erschienen die Herren: die Sectionschefs Se. Excellenz Graf Latour und Dr. Ritter von Hartl in Vertretung Sr. Excellenz des Herrn Ministers für Cultus und Unterricht Dr. Freiherrn v. Gautsch, Se. Excellenz General=Intendant Dr. Freiher v. Bezecny, der Universitäts=Rector Professor Dr. Reinisch, sowie die Decane, Senatoren und zahlreiche Professoren der Universität, Bürgermeister Strobach mit den Vicebürgermeistern Dr. Lueger und Dr. Neumayer, Magistratsdirector Tachau und Vicedirector Preyer, sowie viele Stadt= und Gemeinderäthe und Magistratsbeamte, die Directoren und Professoren des Conservatoriums, die Componisten Brahms, v. Goldschmidt, Hofopern=Kapellmeister Joseph Hellmesberger, Adolph Müller, C. M. Ziehrer, Kammersänger Walter, Hofopern=Regisseur Stoll, Hofopernsänger Grengg und mehrere Musikschriftsteller. Nach der Einsegnung der Leiche trug der Singverein einen Trauerchor vor, und sodann wurde dieselbe nach dem Westbahnhofe gebracht, um von dort zur Beisetzung nach St. Florian in Oberösterreich überführt zu werden. Der Einsegnung haben, wie die „Wiener Zeitung“ meldet, außer den bereits genannten Persönlichkeiten beigewohnt die Herren Sectionschef Dr. Ritter v. Herz, Hofrath Koch v. Langentreu, der Director des k. k. Hofoperntheaters Jahn, der Director des Conservatoriums Hofkapellmeister Fuchs, Burghauptmann Lisseck. Nach der Einsegnung wurde der Sarg auf den Leichenwagen gehoben und ein Mediciner nahm im Namen der Wiener deutschen Studentenschft Abschied von dem großen Heros, der von aller Welt mit Bewunderung und Verehrung genannt wird. Als der Student geendet hatte, setzte sich der Conduct um halb 5 Uhr in Bewegung. Bürgermeister Strobach, die Vicebürgermeister Doctor Lueger und Dr. Neumayer, viele andere Trauergäste sowie die Familie folgten in Wagen.“ (zl1);
auf S. 1142 ein Bericht über den 15.10.1896:
„  Drahtnachrichten der „Linzer Zeitung“.
     St. Florian,
15. October. Professor Dr. Anton Bruckner wurde heute nachmittags in feierlicher Weise bestattet. Der Leichenfeier wohnten bei: Se. Excellenz der Herr k. k. Statthalter Freiherr von Puthon, Landeshauptmann Abt Achleuthner und Landesausschuß Baron Katt, die Behörden von St. Florian, Bürgermeister Poche aus Linz, der Musikverein, die Liedertafel „Frohsinn“ und der „Sängerbund“ aus Linz und viele andere Vereine. Den Conduct führte Abt Moser des Stiftes St. Florian unter überaus zahlreicher Assistenz. Sonst waren viele Leidtragende aus nah und fern erschienen. Die Liedertafel „Frohsinn“ sang einen Trauerchor, Stiftsorganist Gruber spielte die große Orgel.“ (zl2).

Artikel im Linzer Volksblatt Nr. 239 auf S. 4 (über 14.10.1896 und 15.10.1896):
"                   Dr. Anton Bruckner †.
                                           Wien, 14. October.
     Dem dahingegangenen Meister wurden allseits noch die größten Ehren und Huldigungen dargebracht. [Enthaltene Stichwörter: Strobach, Lueger, Neumayer, Tachau, Preyer, J. Milbeck, Floderer, "Frohsinn", Göllerich Linzer Musikverein, Linzer Sängerbund, Wiener Konservatorium, Hofoper, Wiener Philharmoniker, Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Neuer Richard-Wagner-Verein, Wiener Akademischer Gesangverein, Orchesterclub "Haydn", Hofmusikkapelle, Wiener Tonkünstlerverein, Orchesterverein für classische Musik, Hermann Steudner-Welsing aus Liverpool, Wiener Universität, Künstler-Genossenschaft, Wiener Männergesangverein, Wiener Schubertbund, Wiener Singakademie, "Germanenzug", Graf Latour, Ritter von Hartl, Freiherr von Bezecny, Dr. v. Fuchs, Doblhamer, Dompropst Jordan, Zehetmayr, Gasser, Reinisch, Josef Hellmesberger, Pfarrer Dobner, Gitlbauer, Pater Abel, Kirchberger (Votivkirche), Pater Heribert, Pater Emanuel, Ignaz Bruckner, Familie Hueber ... Gäste begaben sich in das Trauergemach,] das auf Befehl des Kaisers mit Blumen aus der Hofgärtnerei geschmückt war.

     St. Florian, 15. October. (Drahtnachricht des "Linzer Volksblatt"). Bruckners Leiche wurde [... http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=lvb&datum=18961016&seite=4 ... Stichwörter: Asten, "Frohsinn", Famile Hueber, [Ignaz Bruckner?], Prälat Moser, Puthon, Poche, Göllerich, Abt Achleuthner, Plaß, Kathi Kachlmayr ...], Liedertafel "Frohsinn" in corpore; dieselbe sang in der Kirche einen Trauerchor."

Auf Seite 3 Bericht über die Sitzung vom 14.10.1896:
"              36. Sitzung des Gemeinderathes
   der Landeshauptstadt Linz am 14. October 1896.
   (Unter dem Vorsitze des Herrn Bürgemeisters Franz Poche.)
     Nach der zu Beginn der Sitzung erfolgten Trauerkundgebung  für den verstorbenen Tonkünstler und Ehrenbürger von Linz Herrn Dr. Anton Bruckner, worüber wir gestren Mittheilung machten, theilt der Vorsitzende mit, daß die freiwillige Feuerwehr Linz am Sonntag [...]."

Auf Seite 5 wird berichtet, Bruckners Schüler Anton Reidinger habe 1 fl für den Turmbau des Domes gespendet:
    "Sammelstelle für den Thurmbau des Mariä Empfängnisdomes.
    Bisher 6173 fl. 58 kr. Neu: Herr Herr Anton Reidinger, Pfarrer zu Eggerding, als Blümlein auf das Grab seines guten, ehemaligen Musiklehrers Dr. Anton Bruckner 1 fl."

Auf Seite 8 Anzeige über Franz Brunners Buch:
" Dr. Anton Bruckner
Ein Lebensbild von Franz Brunner, k. k. Uebungsschullehrer in Linz.
        Preis 30 kr., mit Francozusendung 33 kr.
             zu haben in  [rechts Chifffre-Nr.(?) "(2450 3 2)"]
J. Wimmer's Buchdruckerei, Linz."  (zl3).

Kurzmeldung in The Leeds Mercury Nr. 18263 (England) auf S. 2:
"MUSICAL & DRAMATIC NOTES.
     The death is announced of the famous Austrian composer, Anton Bruckner. He was born in 1824." (zl4).

Nachruf, signiert "L-e.", in der Münchner Post (zm1).

Mährisches Tagblatt Nr. 239 (Olmütz) auf S. 6:
"     St. Florian, 15. October. Professor Dr. Anton Bruckner wurde heute um 3 Uhr Nachmittags hier bestattet. Der Zug bewegte sich von der Todtencapelle in die Stiftskirche, wo die Leiche unter der großen Orgel beigesetzt wurde. Abt Moser nahm unter Assistenz von 60 Geistlichen die Einsegnung vor, wobei Trauerchöre gesungen wurden und die große Orgel gespielt wurde. An der Trauerfeier nahmen theil der Statthalter, der Landeshauptmann, der Bürgermeister von Linz, die Behörden von St. Florian, die Gesangvereine von Linz und Steyr sowie zahlreiche Leidtragende. Der Markt trägt Trauerschmuck, insbesondere das Haus, in welchem Bruckner als Schulgehilfe wohnte." (zm2).

Die Neue Freie Presse Nr. 11547 berichtet auf S. 5 über die Bestattung am 15.10.1896:
»                Kleine Chronik.
                                  
Wien, 15. October.
[...]
     [Anton Bruckner.] Man meldet aus St. Florian: [... Bestattung ... Text nahezu identisch mit dem im »Vaterland« und anderen Blättern ...]« (zn1)

und über die heutige Stadtratssitzung, in der diskutiert wurde, ob Dr. Reisch voreilig die Trauerfeier organisiert habe und erst danach die Kostenübernahme beantragt habe:
»                      Communal=Zeitung.
     
[Eine Stadtraths=Resolution.] Der Stadtrath hat sich in seiner heutigen Sitzung veranlaßt gesehen, eine Resolution zu fassen, welche merkwürdig genug ist, um erwähnt zu werden. Dr. Reisch, der auch Gemeinderath ist, [... über die Beauftragung der »Entreprise des pompes funèbres« ...]. Man berücksichtigte dabei gar nicht, daß Dr. Reisch als Testamentsvollstrecker berufen war, die Fürsorge für die Bestattung zu treffen, daß damals von einer Bestattung auf Kosten der Commune noch nicht die Rede war, daß in solchen Fällen die Zeit drängt, und vor allem Anderen, daß es für die Commune, wenn es sich wirklich nur um eine Ehrung des Todten handelte, vollkommen gleichgiltig war, ob sie diese Kosten an die eine oder die andere Unternehmung bezahle.« (zn2).

Bericht über die Beisetzung am 15.10.1896 im Neuen Wiener Tagblatt Nr. 285 auf S. 4:
"     * (Anton Bruckner.) Aus St. Florian wird telegraphirt: Die Leiche Professor Dr. Anton Bruckner's wurde heute um 3 Uhr Nachmittags hier bestattet. Der Zug bewegte sich von der Todtencapelle in die Stiftskirche, wo die Leiche unter der großen Orgel beigesetzt wurde. Abt Moser nahm unter Assistenz von 60 Geistlichen die Einsegnung vor, wobei Trauerchöre gesungen wurden und die große Orgel gespielt wurde. An der Trauerfeier nahmen theil: der Statthalter, der Landeshauptmann, der Bürgermeister von Linz, die Behörden von St. Florian, die Gesangvereine von Linz und Steyr, sowie zahlreiche Leidtragende. Der Markt trägt Trauerschmuck, insbesondere das Haus, in welchem Bruckner als Schulgehilfe wohnte." (zn3).

Das Neuigkeitsweltblatt Nr. 238 schreibt auf S. 4 über die Trauerkundgebungen in Linz:
"     Zur Leichenfeier Bruckner's. Anläßlich des Ablebens des großen Tondichters Dr. Anton Bruckner fanden auch in Linz Trauerkundgebungen, und zwar im Landesausschusse, im Gemeinderathe der oberösterreichischen Landeshauptstadt, deren Ehrenbürger Bruckner, und in der Liedertafel "Frohsinn", deren Ehrenmitglied und Chormeister er war, statt. Der Männergesangverein "Sängerbund" in Linz, ferner die Steyrer Liedertafel und die Gesellschaft der Musikfreunde Steyr, deren Ehrenmitglied er gleichfalls war, veranstalteten gleichfalls Trauerkundgebungen. Genannte Korporationen ließen auch Kränze am Sarge niederlegen und werden am Leichenbegängnisse in St. Florian deputativ theilnehmen. Der Landesausschuß wird durch den Landeshauptmann Abt Achleuthner und Landesausschuß Baron Kast, die Stadtvertretung durch den Bürgermeister Poche mit Gemeinderäthen vertreten sein." (zn4).

Das Neue Wiener Journal Nr. 1070 schreibt auf S. 2:
"     (Wer die Kosten des Leichenbegängnisses für Anton Bruckner bezahlt.) Zur Stadtrathssitzung vom Dienstag, in der Bürgermeister Strobach den Antrag stellte, Anton Bruckner möge auf Kosten der Gemeinde Wien bestattet werden, wird uns nachträglich mitgetheilt: Montag Früh, als die Nachricht vom Ableben Bruckner's bekannt wurde, berief Bürgermeister Strobach den Gemeinderath Dr. Reisch als Testamentsvollstrecker des verstorbenen Meisters zu sich, um mit ihm wegen der Bestattung sich ins Einvernehmen zu setzen. [... im Wortlaut nahezu identisch mit dem Text des Deutschen Volksblatts (s. oben) ...]. Der Stadtrath erklärt jedoch, in Ehrung des Verstorbenen für die Kosten des bestellten Leichenbegängnisses aufzukommen, so daß die Leichenfeier als thatsächlich von der Gemeinde Wien veranstaltet anzusehen ist." (zn5).

Auf Seite 6 kommt ein bereits bekannter Text zur Verwendung:
"                      Die Beisetzung Bruckner's.
     St. Florian,
15. October. Professor Dr. Anton Bruckner wurde heute um 3 Uhr Nachmittags hier bestattet. Der Zug bewegte sich von der Todtenkapelle in die Stiftskirche, wo die Leiche unter der großen Orgel beigesetzt wurde. Abt Moser nahm unter Assistenz von 60 Geistlichen die Einsegnung vor, wobei Trauerchöre gesungen wurden und die große Orgel gespielt wurde. An der Trauerfeier nahmen theil der Statthalter, der Landeshauptmann, der Bürgermeister von Linz, die Behörden von St. Florian, die Gesangvereine von Linz und Steyr, sowie zahlreiche Leidtragende. Der Markt trägt Trauerschmuck, insbesondere das Haus, in welchem Bruckner als Schulgehilfe wohnte." (zn6).

Bericht über die Nachfolge in der Hofkapelle in der Österreichischen Volks-Zeitung Nr. 285 auf S. 4:
"Theater- und Kunstnachrichten.
     – Zwischen dem Hofkapellmeister Hans Richter und den Hofopernsängern  Winkelmann, Schrödter und Reichenberg haben wegen des unregelmäßigen Erscheinens der genannten Herren bei den Aufführungen der Hofkapelle schon seit längerer Zeit Differenzen bestanden, die indeß niemals geschlichtet wurden. Jetzt, wo durch den Tod Bruckner's eine Stelle als wirkliches Mitglied der Hofmusikkapelle freigeworden, meldete sich Herr Winkelmann als ältester Expektant. Da wurde ihm eröffnet, daß er, wie jedes andere neueintretende Mitglied der Hofkapelle, eine "Aufnahmeprüfung" bestehen müsse, und daß er weiter sich verpflichten müßte, den betreffenden Dienst selbst zu versehen und sich nicht etwa durch Substituten vertreten zu lassen. [...]. Der Streit wird sich aber bald wieder in Güte schlichten lassen." (zo1)

und auf S. 3 über die Bestattung am 15.10.1896 (identischer Text auch in der 2-Kreutzer-Ausgabe auf S. 5f):
"               Neuigkeitsbote.
[...]
     * Anton Bruckner †. Man depeschirt uns aus St. Florian: Professor Dr. Anton Bruckner wurde gestern um 3 Uhr Nachmittags hier bestattet. Der Zug bewegte sich von der Todtenkapelle in die Stiftskirche, wo die Leiche unter der großen Orgel beigesetzt wurde. Abt Moser nahm unter Assistenz von 60 Geistlichen die Einsegnung vor, wobei Trauerchöre gesunen wurden und die große Orgel gespielt wurde. An der Trauerfeier nahmen  Theil der Statthalter, der Landeshauptmann, der Bürgermeister von Linz, die Behörden von St. Florian, die Gesangvereine von Linz und Steyr, sowie zahlreiche Leidtragende theil. Der Markt trägt Trauerschmuck, insbesondere das Haus, in welchem Bruckner als Schulgehilfe wohnte. – An der Bahre Bruckner's entspann sich ein höchst unharmonisches Gezänke. Dafür paßte allerdings die bezügliche Disharmonie ganz wohl mit dem Styl zusammen, der heute im Wiener Gemeinderath üblich ist. Die Sache kam so. Gemeinderath Dr. Reisch, der Testamentsvollstrecker Bruckner's, wurde am Montag zum Bürgermeister Strobach berufen; der Bürgermeister wollte sich mit Dr. Reisch wegen der Bestattung ins Einvernehmen setzen. Bei dieser Gelegenheit sprach Dr. Reisch von seiner Absicht, in der Dienstagsitzung des Gemeinderathes einen Antrag dahingehend zu stellen, es möge die Leiche des Komponisten auf Kosten der Gemeinde Wien bestattet werden. Diese Absicht redete der Bürgermeister dem Dr. Reisch aus; es sei das ein zu langer Weg, er wolle lieber selbst im Stadtrath einen diesbezüglichen Antrag stellen, und zwar solle mit der Bestattung die Unternehmung "Concordia" betraut werden, angeblich "weil Bruckner mit dem Inhaber persönlich sehr befreundet war". Diese letztere Verfügung mitsammt der ganz sonderbaren Motivirung mußte aber Dr. Reisch ablehnen, weil er betreffs der Bestattung bereits mit der "Entreprise" eine Vereinbarung getroffen hatte. Nun wurde im herrlichen gothischen Bau Alles in Bewegung gesetzt, um den Vertrag mit der "Entreprise" rückgängig zu machen  und die Besorgung der Bestattung vielleicht doch noch dem protegirten Konkurrenten zuschanzen zu können; aber die "Entreprise" ließ begreiflicherweise nicht locker und darüber wurden Bürgermeister und Stadtrath so böse, daß sie ihrer Hochherzigkeit in Sachen der Bestattung Bruckner's das folgende, speziell für Dr. Reisch bestimmte "Klampfl" in Form des nachstehenden Beschlusses anhängten: "Der Stadtrath des Wiener Gemeinderathes [sic] spricht über das Vorgehen des Gemeinderathes Dr. Reisch, welcher in Absicht auf einen von ihm in der Gemeinderathssitzung vom 13. d. M. zu stellenden Antrag, es solle die Gemeinde Wien die Kosten des Leichenbegängnisses für Dr. Anton Bruckner tragen, sich in voreiliger Weise das Recht angemaßt (!) hat, die Bestellung des Leichenbegängnisses bei der Leichenbestattungsgesellschaft "Entreprise des pompes funèbres" zu machen und auf diese Weise das Verfügungsrecht der Gemeinde Wien in dieser Angelegenheit vorweggenommen hat, sein Bedauern aus." – Wie man aus diesem Beschluß ersieht, sind Bürgermeister und Stadtrath des jetzigen Wien sehr ungehalten darüber, daß ihnen Dr. Reisch das "Agentiren" diesmal verdorben hat." (zo2)
und in der 2-Kreuzer-Ausgabe auf S. 5f (zo3).

Artikel in der Österreichisch-Ungarischen Musiker-Zeitung Nr. 20 auf S. 1:
"                 Anton Bruckner †.
 
   Die Tonkunst hat einen schweren Verlust erlitten. Einer ihrer bedeutendsten Meister wird mit Anton Bruckner, der am 11. October in der ihm durch kaiserliche Munificenz beigestellten Wohnung im Belvedere nach langer und schwerer Erkrankung ohne Todeskampf verschied, zu Grabe getragen. Der Lebensgang des Verstorbenen scheint dem alten, durchaus unwahren Satze: "Das Genie bricht sich doch Bahn", einige Berechtigung zu geben; es war aber freilich nicht nur die trotz aller Bescheidenheit kraftvolle Individualität des dahingegangenen Meisters, die sich, wenn auch ziemlich spät und nicht völlig unbestritten, Anerkennung errang, es waren auch die Bemühungen einflußreicher Freunde, vor Allem des verstorbenen Hofcapllmeisters Herbeck, die, früh die genialen Anlagen Bruckner's erkennend, ihn von der Sorge um das tägliche Brot befreiten, seine Werke zur Aufführung brachten und ihm Muße zu weiterem Schaffen gaben. Gleich Schubert war Bruckner der Sohn eines kindergesegneten, armen Schulmeisters und wurde am 4. September 1824 in Ansfelden in Oberösterreich geboren.* [Fußnote: "* Wir entnehmen diese biographischen Daten einem trefflichen Aufsatze des Dr. Theodor Helm, der in der Nummer vom 15. December 1895 in der Oesterr. Musik= und Theater=Zeitung erschienen ist."]. Von seinem Vater, den er aber früh verlor, erhielt er den ersten Musikunterricht, kam dann als Sängerknabe in das Chorherrenstift St. Florian und wurde mit 17 Jahren als Schulgehilfe in Windhag bei Freistadt in Oberösterreich angestellt. Diese Stellung trug ihm einen monatlichen Gehalt von 2 fl., sage: zwei Gulden, ein. Um nicht zu verhungern, mußte er von seinen musikalischen Fertigkeiten Gebrauch machen und bei Bauernhochzeiten und Kirchweihfesten ganze Nächte zum Tanze aufspielen. Als sich im Jahre 1851 durch seine Anstellung als provisorischer Stiftsorganist und Schullehrer in St. Florian seine Lage verbesserte, konnte er daran denken, nach Wien zu reisen, sich den Hofcapellmeistern Aßmayer und Preyer vorzustellen und besonders vor dem berühmten Theoretiker Simon Sechter eine Probe seines Könnens abzulegen, die auf's Glänzendste ausfiel. In den Jahren 1855–1861 kam er in die Lage, sich unter Sechter gründlich im Contrapunkt auszubilden und im Jahre 1861 am Wiener Conservatorium die Maturitätsprüfung abzulegen, die ihm ein glänzendes Zeugniß eintrug und, was noch werthvoller war, die Aufmerksamkeit Herbeck's erregte. Herbeck berief Bruckner im Jahre 1867 [sic] als Organisten an die Hofcapelle und zugleich als Professor des Orgelspiels, der Harmonielehre und des Contrapunktes an das Wiener Conservatorium. Herbeck bemühte sich weiters auch, den Compositionen Bruckner's Beachtung zu verschaffen und brachte seine Symphonien in den Gesellschaftsconcerten zur Aufführung. Die Philharmoniker verhielten sich lange ablehnend den Werken Bruckner's gegenüber, wohl aus Rücksicht für ihr Stammpublicum, welchem sie so schwere Kost nicht verabreichen wollten. Auch die Kritik war Bruckner, der sich als begeisterter Anhänger Wagner's und seiner Theorien erwies, nicht hold. Den unablässigen Bemühungen seiner Freunde und vor allem des Wiener akademischen Wagner=Vereines gelang es aber, den Werken Bruckner's höchste Beachtung und Anerkennung zu verschaffen. Im Jahre 1891 wurde Bruckner zum Ehrendoctor der Philosophie an der Wiener Universität ernannt. Bei dieser Gelegenheit richtet der damalige Rector, Hofrath Exner, folgende Worte an den Meister:
         "Wo die Wissenschaft Halt machen muß, wo ihr unübersteigliche Schranken gesetzt sind, dort beginnt das Reich der Kunst, welches das auszudrücken vermag, was allem Wissen verschlossen bleibt. Ich, der Rector Magnificus der Wiener Universität, beuge mich vor dem ehemaligen Unterlehrer von Windhag."
     Ein populärer Componist, im vulgären Sinne, war Bruckner wohl nicht und wird es in absehbarer Zeit auch nicht werden. Für die Menge sind seine Werke zu tief und stellen zu große Anforderungen an die Auffassungsfähigkeit der Zuhörer. Es würde noch lang dauernder Pflege guter Musik bedürfen, um auch  in weiteren Kreisen Empfänglichkeit für die unvergänglichen Schönheiten der Bruckner'schen Schöpfungen zu wecken." [keine Signatur] (zo4).

Ergänzung des gestrigen Berichts in der Ostdeutschen Rundschau Nr. 285 auf S. 5f :
"     Anton Bruckner †. In unserem gestrigen Berichte über Bruckner's Leichenfeier, deren mächtiger Eindruck allen Theilnehmern unvergeßlich bleiben wird, wurde aus einem unliebsamen Versehen der Aufführung des Trauermarsches aus dem Adagio von Bruckner's Siebenter Symphonie keine Erwähnung gethan, welches Versehen um so unliebsamer ist, als man gerade hier am tiefsten empfand, welchen großen Meister wir in Bruckner verloren haben. Die Auswahl dieses erhabenen, alle Theilnehmer mit heiligster Andacht erfüllenden Musikwerkes erfolgte über Anregung des Akademischen Wagnervereines." (zo5).

Auf Seite 6 wird über die Trauerfeier am 15.10.1896 berichtet:
"                         Bruckner †.
    
St. Florian,
15. Oktober. Professor Dr. Anton Bruckner wurde heute um 3 Uhr Nachmittags hier bestattet. Abt Moser nahm mit 60 Geistlichen die Einsegnung vor, wobei die große Orgel gespielt wurde. An der Trauerfeier nahmen theil der Statthalter, der Landeshauptmann, der Bürgermeister von Linz, die Behörden von St. Florian, die Gesangvereine von Linz und Steyr, sowie zahlreiche Leidtragende. Der Markt trägt Trauerschmuck, insbesondere das Haus, in welchem Bruckner als Schulgehilfe wohnte. (zo6).

"Die Presse" Nr. 285 auf S. 3
"                       Die Bestattung Bruckner's.
     St. Florian,
 15. October. (Corr.=Bur.) Professor Dr. Anton Bruckner wurde heute um 3 Uhr Nachmittags hier bestattet. Der Zug bewegte sich von der Todtencapelle in die Stiftskirche, wo die Leiche unter der großen Orgel beigesetzt wurde. Abt Moser nahm unter Assistenz von 60 Geistlichen die Einsegnung vor, wobei Trauerchöre gesungen wurden und die große Orgel gespielt wurde. An der Trauerfeier nahmen Theil: Der Statthalter, der Landeshauptmann, der Bürgermeister von Linz, die Behörden von St. Florian, die Gesangvereine von Linz und Steyr, sowie zahlreiche Leidtragende. Der Markt trägt Trauerschmuck, insbesondere das Haus, in welchem Bruckner als Schulgehilfe wohnte."

Auf derselben Seite in der rechten Spalte ein weiterer Artikel:
"     (Der Streit um Bruckner's Leichenfeier.) Aus dem Rathhause wird uns über einen originellen Streit um die Leichenfeier Bruckner's berichtet: Nach dem Ableben Bruckner's berief Bürgermeister Strobach den Gemeinderath Dr. Reisch als Testamentsvollstrecker des verstorbenen Tondichters zu sich, um sich mit ihm wegen der Bestattung ins Einvernehmen zu setzen. Dr. Reisch äußerte hiebei die Absicht, in der Dienstag=Sitzung des Gemeinderaths den Antrag zu stellen, die Gemeinde möge Bruckner auf ihre Kosten bestatten lassen. Bürgermeister Strobach wies darauf hin, daß dies ein zu langwieriger Weg wäre, da der Antrag geschäftsordnungsmäßig dem Stadtrath zugewiesen werden müsse; er habe daher die Absicht, selbst im Stadtrath Dienstag einen Antrag zu stellen, und zwar solle mit der Bestattung, einem Wunsche des Verstorbenen entsprechend, die Unternehmung "Concordia" betraut werden, mit deren Inhaber Bruckner persönlich sehr befreundet war. Hierauf theilte Dr. Reisch mit, er habe die Bestattung schon der Unternehmung Entreprise des pompes funèbres übertragen. Es wurde eine Lösung dieses Vertrages herbeizuführen gesucht, was aber nicht gelang. Der Stadtrath nahm hierauf den Antrag des Bürgermeisters Strobach an, faßte aber folgenden Beschluß: "Der Stadtrath der Stadt Wien spricht über das Vorgehen des Gemeinderaths Dr. Reisch, welcher in Absicht auf einen von ihm in der Gemeinderathssitzung vom 13. d. zu stellenden Antrag, es solle die Gemeinde Wien die Kosten des Leichenbegängnisses für Dr. Anton Bruckner tragen, sich in voreiliger Weise das Recht angemaßt hat, die Bestellung des Leichenbegängnisses bei der Leichenbestattung Entreprise des pompes funèbres zu machen und auf diese Weise das Verfügungsrecht der Gemeinde Wien in dieser Angelegenheit vorweggenommen hat, sein Bedauern aus. Der Stadtrath erklärt jedoch, in Ehrung des Verstorbenen für die Kosten des bestellten Leichenbegängnisses aufzukommen, so daß die Leichenfeier als thatsächlich von der Gemeinde Wien veranstaltet anzusehen ist." " (zp1).

Prager Tagblatt Nr. 285 auf S. 10:
"     St. Florian, 15. October. (C.=B.) Professor Dr. Anton Bruckner wurde heute um 3 Uhr Nachmittags hier bestattet. An der Trauerfeier nahmen Theil der Statthalter, der Landeshauptmann, der Bürgermeister von Linz sowie zahlreiche Leidtragende." (zp2).

Die Reichspost Nr. 253 meldet auf S. 4:
"    – An der Bahre Bruckner's legte Prof. Rud. Kaiser einen mächtigen Lorbeerkranz Namens der Musikschulen Kaiser nieder. Dr. Anton Bruckner war ein intimer Freund des ihm im Tode vorausgegangenen Begründers dieses Institutes und viele Jahre hindurch Mitglied der Prüfungscommission und Preisrichter bei der Concursen dieser Anstalten, sowie Examinator für Harmonielehre und Contrapunkt." [siehe die Anmerkung] (zr1).

Salzburger Volksblatt Nr. 236 auf S. 2:
"                      Correspondenzen.
[...]
     Wels, 15. Oktober. Anläßlich des Ablebens des unvergeßlichen Meisters Dr. Bruckner, welcher auch Ehrenmitglied der Welser Liedertafel war, widmete gestern der Vorstand derselben, Herr Dr. J. Schauer, dem großen Tondichter einen ehrenden Nachruf." (zs1).

Artikel im Tagesboten aus Mähren und Schlesien Nr. 239 [238?] auf S. 3:
"(Die Beisetzung der Leiche Bruckner’s.) Man meldet aus St. Florian: Professor Dr. Anton Bruckner wurde gestern um 3 Uhr nachmittags hier bestattet. Der Zug bewegte sich von der Todtencapelle in die Stiftskirche, wo die Leiche unter der großen Orgel beigesetzt wurde. Abt Moser nahm unter Assistenz von 60 Geistlichen die Einsegnung vor, wobei Trauerchöre gesungen wurden und die große Orgel gespielt ward. An der Trauerfeier nahmen theil: der Statthalter, der Landeshauptmann, der Bürgermeister von Linz, die Behörden von St. Florian, die Gesangvereine von Linz und Steyr, sowie zahlreiche Leidtragende. Der Markt trägt Trauerschmuck, insbesondere das Haus, in welchem Bruckner als Schulgehilfe wohnte." (zt1).

[Tagespost] Eine Notiz der Linzer Tages-Post Nr. 239 auf S. 4 meldet die Steyrer Aufführungsdaten von Bruckners Requiem (4.12.1895 und 22.5.1896):
"     (Bruckners Requiem.) Wir werden ersucht, unsere Bruckners Requiem betreffenden Angaben in Nr. 236 dahin richtig zu stellen, dass Bruckners Requiem nicht nur in St. Florian und Kremsmünster aufgeführt wurde, sondern auch in Steyr, und zwar am 4. December 1895 bei dem Pontifical=Requiem für den verstorbenen Stadtpfarrer Aichinger und am 22. Mai 1896 beim Requiem für den verstorbenen Erzherzog Karl Ludwig. Beidemale in der Stadtpfarrkirche. Auch Bruckners große D-Messe wurde dort zweimal aufgeführt, 1893 und 1896, sowie viele kleinere Kirchencompositionen." (zt2).

Auf Seite 2 eine Kurznotiz zur Sitzung am 14.10.1896:
"Gemeinderath der Landeshauptstadt Linz. 36. Sitzung am 14. October. Bei Beginn der Sitzung findet die Trauerkundgebung für den verstorbenen Dr. Anton Bruckner statt, worüber wir bereits gestern berichteten." (zt2a).

Zwei größere Artikel der Linzer Tages-Post Nr. 239 auf S. 4:
"          Linz, am 15. October.
        Die Leichenfeier Bruckners in Wien.
     Aus Wien wird von gestern gemeldet: Bis zu den letzten Minuten, da sich der Zug in Bewegung setzen sollte, trafen in Bruckners Heim ungezählte Kränze ein. [... Namen, Trauerzimmer, Zug zur Karlskirche ("und eine Schwester, die aus Vöcklabruck gekommen war") ... Zeremonie und Musik ...]. Als die letzten Töne dieser ergreifenden Litanei verklungen waren, erschollen vom Chore her die mächtigen Töne einer Blechharmonie. Hans Richter dirigierte dort das Trauer=Adagio aus Bruckners 7. Symphonie, das Ferdinand Löwe für das Blech eingerichtet hatte. Die Musiker des Hofopernorchesters brachten den Anfang, die Steigerung und die eigentlich Trauermusik, die einem ergänzenden Schlusse von Löwe nach in düsterem Moll ausklang. Bruckner'sche Weisen hatten die Leichenfeier eingeleitet und Bruckner bildete auch ihr eigentliches Ende. Feierlich durchzogen die hehren Klänge die Halle. Nach ¼5 Uhr wurde der Sarg hinausgetragen [... Text der Ansprache von Födisch ... Westbahnhof ...]. Im Westbahnhofe wurde der Sarg in einen vornehmen Leichenwaggon, den letzten Wagen des zur Abfahrt bereitstehenden Personenzuges, getragen, ihm nach alle die Kränze." (zt3)

und auf Seite 5:
"          Dr. Bruckners Leichenbegängnis.
     St. Florian, 15. October. Heute früh 6 Uhr langte der Leichnam Bruckners in Asten an, wo die Pfarrgeistlichkeit von Asten wartete und nach der Auswaggonierung des Sarges die Einsegnung vornahm und demselben das Geleite bis zum Leichenhause des Krankenhauses gab, wo er um 8 Uhr eintraf und die abermalige Einsegnung erfolgte. [... 51 Kränze aus Wien, Sarg bis 2 Uhr geöffnet ... um 3 Uhr Zug zur Stiftskirche, Anwesende (darunter Frl. Dirnberger mit dem Orden, Verwandte, lokale Prominenz, Göllerich, Kathi Kachelmayr, Dr. Reisch, Obermüllner, Czerny, Faigl) ...]
    [... Grubers Orgelspiel, "Frohsinn" ...]. Beim Leichenbegängnisse läutete auch jene 154 Centner schwere Glocke, die größte Oberösterreichs, die nur bei Begräbnissen von Aebten und Stiftsgeistlichen geläutet wird. Es wird erzählt, dass Bruckner, als er hier weilte, in der Gruft den Ort angegeben habe, wo er gern begraben sein möchte. Er soll auch für die Gruft 600 fl. testiert haben." (zt3a).

Artikel im »Vaterland« Nr. 285 auf S. 5:
»     * [Professor Dr. Bruckner †.] Aus Sanct Florian (Oberösterreich), 15. d. M., wird berichtet: Professor Dr. Anton Bruckner wurde heute um 3 Uhr Nachmittags hier bestattet. Der Zug bewegte sich von der Todtencapelle in die Stiftskirche, wo die Leiche unter der großen Orgel beigesetzt wurde. Der hochw. Herr Abt Moser nahm unter Assistenz von 60 Geistlichen die Einsegnung vor, wobei Trauerchöre gesungen wurden und die große Orgel gespielt wurde. An der Trauerfeier nahmen theil der Statthalter, der Landeshauptmann, der Bürgermeister von Linz, die Behörden von St. Florian, die Gesangvereine von Linz und Steyr, sowie zahlreiche Leidtragende. Der Markt trägt Trauerschmuck, insbesondere das Haus, in welchem Bruckner als Schulgehilfe wohnte.« (zv1).

"Het vaderland" Nr. 245 ('s-Gravenhage) schreibt auf S. 2:
"     Bruckner wordt op kosten der stad Weenen begraven. In den Raad herdacht de burgemeester Strobach hem met een rede, die door de leden staande werd aangehoord." (zv2).

Diese Meldung erscheint auch in der Wiener Zeitung Nr. 240 auf S. 8:
"     St.=Florian, 15. October. Professor Dr. Anton Bruckner wurde heute um 3 Uhr Nachmittags hier bestattet. Der Zug bewegte sich von der Todtencapelle in die Stiftskirche, wo die Leiche unter der großen Orgel beigesetzt wurde. Abt Moser nahm unter Assistenz von 60 Geistlichen die Einsegnung vor, wobei Trauerchöre gesungen wurden und die große Orgel gespielt wurde. An der Trauerfeier nahmen Theil der Statthalter, der Landeshauptmann, der Bürgermeister von Linz, die Behörden von St .=Florian, die Gesangvereine von Linz und Steyr so wie zahlreiche Leidtragende. Der Markt trägt Trauerschmuck, insbesondere das Haus, in welchem Bruckner als Schulgehilfe wohnte. (zw1).

Auf Seite 14 eine amtliche Todesmeldung:
"     Verstorbene.
                 Den 7. October.
[...].
                Den 11. October.
[... Smejkal ...]
Dr. Bruckner Anton, k. k. Professor u. Componist, 72 J., III., Heugasse 3, Herzklappenfehler.
[... Laimer, Dworsky ...]." (zw2).

Kurzmeldung in der in Heber (Utah) erscheinenden Zeitung The Wasatch Wave Nr. 32 auf S. 1 in der 7. Spalte:
"            FOREIGN FACTS.
     
Vienna, Oct. 12.–Herr Bruckner, the celebrated musical composer, is dead." (zw3).

          


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189610165, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189610165
letzte Änderung: Mai 06, 2024, 9:09