zurück 17.10.1896, Samstag ID: 189610175

A. Geschehenes (Ereignisse)

Eine Abordnung des Steyrer Männergesangvereins » Kränzchen « legt am Sarg Bruckners einen Kranz nieder (*).

Das Deutsche Volksblatt Nr. 2798 (Abendausgabe) kündigt auf S. 2 die Aufführungen des » Locus iste « am 18.10.1896 an:
„ * [Kirchenmusik für Sonntag, 18. Oktober.] In der kk Hofcapelle um 11 Uhr: Paukenmesse in C von J. Haydn, Graduale ( Locus iste ) von A. Bruckner und Offertorium ( Magna ) von Eybler. – [...]. – In der Votivkirche bringt der Kirchenmusikverein um 10 Uhr zur Aufführung: Messe in D , op . 47 von Max Filke, Graduale ( Locus iste ) von A. Bruckner und Offertorium ( Domine Deus ) von FX Witt. – [...]“ (**).

Hinweis hierauf auch in der Deutschen Zeitung  Nr. 8908 auf S. 4 [inhaltlich gleich] (***),

im Fremdenblatt Nr. 286 auf S. 8:
„      (Kirchenmusik.)
[…]
     In der Votivkirche bringt der Kirchenmusikverein Sonntag um 10 Uhr zur Aufführung: Messe in D, op. 47 von Max Filke, Graduale (Locus iste) von A. Bruckner und Offertorium (Domine Deus) von F. X. Witt.“ (°),

im "Vaterland" Nr. 286 auf S. 3 des Abendblatts: "     (Kirchenmusik.) [...]. – In der Votivkirche um 10 Uhr: Max Filke: Missa in D , op . 47; A. Bruckner: Graduale Locus iste , FX Witt: Offertorium Domine Deus . (°a)

und in der Wiener Zeitung Nr. 241 auf S. 5:
"    (Kirchenmusik.) [...]
     Der Kirchenmusik=Verein an der Votivkirche wird Sonntag, den 18. d. M., um 10 Uhr Vormittags aufführen: "Max Filke: Missa in D, op. 47; A. Bruckner: Graduale: "Locus iste"; F. X. Witt: Offertorium "Domine Deus"." (°°).

B. Geschriebenes (Briefe)

Brief von Hugo Wolf an Heinrich Potpeschnigg:
     Bei der Trauerfeier [14.10.1896] habe er sich nicht als Mitglied des Singvereins legitimieren können und sei - im Gegensatz zum vollzähligen philharmonischen Pöbel - nicht eingelassen worden (°°°).

Brief von Bernhard Ziehn an Hugo Kaun, vermutlich in Chicago geschrieben:
     Hat seinen Brief erhalten. Über eine länger zurückliegende Angelegenheit. "Bruckner gab zu, dass er im Anfang noch mit Mendelssohnscher Seele in Musik dachte." 17. Oktober. " (#).

Brief von Gustav Ritter von Weiß (Wien) an Propst Ferdinand Moser (St. Florian):
     Er möge gestatten, dass auf Wunsch eines in Thun lebenden Bruckner-Schülers ein Kranz (der von Wien abgeschickt würde) auf dem Grab niedergelegt wird (##).

Rechnung des St. Florianer Wirtschaftsdirektors Franz Resch für die bei der Leichenfeier entstandenen Kosten: für die Wagen des Pfarrers von Asten und der Gärtner, für die Estrade zur Beerdigung und Personalkosten für Maurer und Zimmerleute beim Öffnen und Schließen der Gruft und für das Läuten der großen Glocke beim Trauerzug und beim Requiem über 8 fl 80 xr (###).

 

C. Gedrucktes (Zeitungsartikel in alphabetischer Reihung nach dem Anfangsbuchstaben)

Das Deutsche Blatt Brünn Nr. 82 macht auf S. 5 auf die Gedenkfeier am 19.10.1896 aufmerksam:
"Vereinsnachrichten.
     Der Brünner Wagner=Verein veranstaltet Montag, den 19. October, um 8 Uhr abends, im Vereinslocale eine Gedenkfeier anlässlich des Ablebens Anton Bruckner's. Es wird vorausgesetzt, dass sich die Mitglieder vollzählig und pünktlich zu dieser bedeutungsvollen Veranstaltung einfinden werden." (zd1).
Auf S. 5f wird der Leserbrief eines Musikers an Hanslick zum Tod Bruckners veröffentlicht.
"                Eingesendet.*)
[Fußnote: "*) Für Form und Inhalt der Veröffentlichung an dieser Stelle übernimmt die Schriftleitung keine Verantwortung."]
           An Eduard Hanslick.
     Anton Bruckner ist gestorben; die "Neue Freie Presse" lebt noch: man konnte also begierig sein, welchen Necrolog die Ueberlebende dem Todten widmen würde. Es scheint auf den ersten Blick durchaus consequent, dass Eduard Hanslick, der Ambroise Thomas gegenüber pietätvoll sich erinnert – dem deutschen Meister zuliebe auf das Wort verzichtet. Die "Neue Freie Presse" spricht also diesmal nicht durch einen ihrer Minister: sie sendet, wie jede Regierung, wenn sie in einiger Verlegenheit ist, einen ihrer Staatssecretäre. Man könnte mit der Wahl ganz wohl zufrieden sein: Richard Heuberger – das beweist der Necrolog – sucht dem Wesen einer Künstlernatur gerecht zu werden, ohne den Traditionen der "Neuen Freien Presse" allzusehr nahe zu treten, während der größere Kritiker, weil er der kleinere ist, leicht in die Einzelnheiten seiner mikroscopischen Methode geräth, die sehr geistvoll und sehr witzig, aber eben deshalb gemütslos, mithin unkünstlerisch ist.
      Heinrich Heine oder Ludwig Börne konnten Goethe keinen wirklichen Nachruf widmen; sie producierten höchstens saftige Aphorismen, Distelkränzchen auf das Grab eines großen Todten; aber Victor Hehn fand warme Töne zur Würdigung des Dichters, weil er selbst einen Hauch Goethe'schen Geisters verspürte.
     Es wäre jedoch durchaus unverständlich, wenn Heine oder Börne über Goethe überhaupt nicht gesprochen hätten: die Witzchen, welche beide über den Briefwechsel unserer [sic] Dichterfürsten in die Welt flattern ließen, gehören ebenso zur richtigen Würdigung literarischen Judenthums  in die Literaturgeschichte des 19.Jahrhunderts, wie die kritischen Aufsätze Hanslicks über Wagner, Cornelius, Liszt und Thinel [sic! recte Tinel] zur richtigen Schätzung tendenziöser Tagesströmungen in die Musikgeschichte dieses Zeitraumes gehören.
     Darum hoffen wir, demnächst ein abschließendes Wort aus der Feder Hanslicks über Anton Bruckner zu hören.
     Denn Eduard Hanslick darf als Kritiker das nicht thun, was er ostentativ als Concentbesucher [sic] zu thun pflegte, wenn die Philharmoniker eine Symphonie von Bruckner anhoben. Oder ist dem "bedeutendsten Musikkritiker der Gegenwart" die Situation nicht lieb, das Wort ergreifen zu müssen einer Erscheinung gegenüber, die doch zu bedeutend war, als dass sie mit einem mitleidigen Achselzucken abgethan werden dürfte? 
     Ein großer Geschichtslehrer der Gegenwart, der auch ein guter Musiker ist, stellte Ranke – den Meister der objectiven Form – dem Historiker Schlosser – dem Fanatiker subjectiver Auffassung, gegenüber und hatte bei allem Respect vor der wissenschaftlichen Kälte des Ersten noch ein paar warmer Worte übrig für den machtvollen, wenn auch unwissenschaftlichen Idealismus des Zweiten.
     Sollte die Feder, die dem nüchternen Formalismus eines Brahms manches Lob geschrieben, für den rücksichtslosen Subjectivismus Bruckners nichts zu schreiben haben?     Aber das Unerbittliche der Situation liegt darin, dass Schweigen mit literarischer Feigheit hier identisch würde.
                           Ein Musiker." (zd2). [Eine Replik auf diesen Artikel erschien am 25.10.1896].

Der in Baltimore (Maryland) erscheinende Deutsche Correspondent Nr. 250 schreibt auf S. 1 in der 7. Spalte:
"                Aus Deutschland.
[...]
Anton Bruckner's Beerdigung.
     Nachrichten aus Wien zufolge gestaltete sich das Leichenbegängniß des am Montag [sic] dort verstorbenen Componisten Anton Bruckner zu einem imposanten Ereignisse. Die gesammte Musikwelt, die Universität, die Bürgermeister und der General=Intendant Frhr. Bezecny nahmen an der Feierlichkeit Theil. Kaiser Franz Joseph ließ einen Kranz auf den Sarg niederlegen." (zd3).

Das Dagblad van Zuidholland en 's Gravenhage “ Nr. 246 schreibt auf S. 5:
„Omtrent Anton Bruckner, van Wiens Overlijden wijd d’agen melding maakten, schreef men uit Weenen an the NR Ct. :
     Dr .
     Ein älterer Mensch wurde zu seiner Zeit im Kloster St. Florian in Steyr geboren. Später erhielten wir zwei Schüler in der Schule. Diesen Monat hatte ich die Gelegenheit, den Organisten des Linzer Doms zu begrüssen. Ich habe ihn mit dem leidenschaftlichen Bischof Rudigier befreundet, der dafür gesorgt hat, dass ihm dies gesagt wurde; telkenmale als der bischop behoefte völde aan hogere stemming liet hij Bruckner komen. Er ist seit langem Professor am Deutschen Konservatorium und hat in der Orgelspielzeit studiert. Zwei Symphoniker, Vooral der Vierten und der C-Moll-Symphonie, und das Te Deum wurden in den Mittelpunkt gerückt. Vier Tage später war der Direktor des Herbecker Konservatoriums der Ansicht, dass die Tür von Schubert geschlossen wurde.
    Bruckner sagte, er habe sich in letzter Zeit von einem Geständnis leiten lassen. Als er ein Tier war, das nur auf der Welt zu sehen war, sagte Marie Valerie, Keizers Vater, dass sie und ihre Familie versuchten, mit der Musik einen Sieg im Belvedere zu erringen. Da es sich um etwas handelt, wird kein Schaden angerichtet.“ (zd4).

Das Grazer Volksblatt Nr. 238 berichtet auf S. 6 von der Leichenfeier am 15.10.1896:
„ * († Professor Dr. Anton Bruckner.) Aus St. Florian, 15. d., wird gemeldet: Die Leiche des Professors Dr. Anton Bruckner wurde heute um 3 Uhr Nachmittags hier bestattet. Der Zug bewegte sich von der Todtenkapelle in die Stiftskirche, wo die Leiche unter der großen Orgel beigesetzt wurde. An der Trauerfeier nahmen der Statthalter, der Landeshauptmann, der Bürgermeister von Linz, die Behörden von St. Florian, die Gesangvereine teil von Linz und Steyr und zahlreiche Leidtragende theil. Der Markt trägt Trauerschmuck, insbesondere das Haus, in dem Bruckner als Schulgehilfe gewohnt hatte.“ (zg1).

Kurjer Lwowski Nr. 289 auf S. 4 (Kuryer Lwowski, Lemberger Courier):
     „ Nazwisko Antoniego Bruckneravor allem unter dem Gesichtspunkt der Instrumentierung, auch fehlender Einheit und dem Vermögen, sich auf erworbenen Höhen zu halten. Auch aus diesem Grund erreichten die Werke Bruckners eine umfassende Bekanntheit. Er war dennoch ein talentierter Musiker mit einem überdurchschnittlichen Wissen und ein fleißiger Arbeiter mit Kenntnissen in der Kunstgeschichte. (zk1). vor allem unter dem Gesichtspunkt der Instrumentierung, auch fehlender Einheit und dem Vermögen, sich auf erworbenen Höhen zu halten. Auch aus diesem Grund erreichten die Werke Bruckners eine umfassende Bekanntheit. Er war dennoch ein talentierter Musiker mit einem überdurchschnittlichen Wissen und ein fleißiger Arbeiter mit Kenntnissen in der Kunstgeschichte. (zk1).

Artikel im Linzer Volksblatt Nr. 240 auf S. 3f:
         Anton Bruckners Leichenbegängnis.
                    St. Florian, 15. Oktober 1896.
     Heute nachmitttags wurden dem greisen vaterländischen Tondichter Dr. Anton Bruckner die letzten Ehren erwiesen. [... Text bei http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=lvb&datum=18961017&seite=3 ... Stichwörter: Dechant Mayr, Ferdinand Moser, Breselmayer, Liederkranz „Concordia“ aus Enns, Steyrer Liedertafel, Liedertafel „Frohsinn“, Ignaz Bruckner, zwei Neffen Hueber, Katharina Kachelmayr, Puthon, Ritter v. Füger, Abt Leonard Achleuthner, Abt Theobald Grasböck, Dullinger, Dürrnberger, Baron Kast, Plaß, Poche, Linzer Sängerbund, Linzer Musikverein, Josef Gruber, Wagners „Parsifal“, Bernhard Deubler, „Libera“, Mendelssohn ...]. Dr. Anton Bruckner ruhe im Frieden!
     Nachschrift: Im Schulhaus war das Fenster des Zimmers, das Bruckner als „Schulgehilfe“ bewohnte, da er jetzt, nach mehr als 50 Jahren vorübergeführt wurde, zur letzten irdischen Ruhestätte, mit einer Umkränzung, einem Trauerflor und einer Aufschrift kennbar gemacht. Am Freitag, den 16. d., wird zum Seelengottesdienst das Requiem, das der selige Meister im Jahre 1848, 24 Jahre alt, componirt hat, aufgeführt.
               Verzeichnis der Kranzspenden
für weiland Dr. Anton Bruckner, welche von Wien mitgebracht wurden: 1. [... Stadt Wien, Hofoper, Hofmusikkapelle, Rosalia Bruckner, Steyrer Liedertafel, J. Latzelsberger, Gesellschaft der Musikfreunde in Steyr, Mayfeld, Dlauhy, "Per aspera ad astra“, Th. Hämmerle, Orgelverein für klassische Musik, Wiener Corps, Helene v. Schmitt, Wiener Männergesangverein, Liedertafel „Frohsinn“, Dr. Reisch, Familie Helm, 3 Anonymi, Rudolf Dittrich, Deutsche Studentenschaft Wiens, Josef Eberle, Guido Adler, der Neue Richard-Wagner-Verein, Gutmann, Wiener Schubertbund, Linzer Musikverein, Wiener Konservatorium, Fürst Edmund Batthyany-Strattmann, Emma und Christl, RW, Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Franz Schalk, Wiener Tonkünstlerverein, Musikschule Kaiser , Burschenschaften Wiens, August Stradal, Graf Josef Lamberg, Wiener Akademischer Wagner-Verein, Martha Ginzkey, Karl Almeroth, „Gaudeamus“, Orchesterclub „Haydn“, Franz Ferdinand Poeschl, Währinger Liedertafel ...]. 50. Die Wiener Philharmoniker dem großen Meister Dr. Anton Bruckner.
     Dem unvergeßlichen Meister, Corda Prenner, Vöcklabruck. Ihr Ehrenbürger, Landeshauptstadt Linz. Männer=Gesangverein „Sängerbund“ in Linz. Oberösterreichischer Lehrerverein. Deutscher Club in Linz. Kränzchen, Steyr.“ (zl1). Ihr Ehrenbürger, Landeshauptstadt Linz. Männer=Gesangverein „Sängerbund“ in Linz. Oberösterreichischer Lehrerverein. Deutscher Club in Linz. Kränzchen, Steyr.“ (zl1).

Artikel in der Linzer Zeitung Nr. 240 auf S. 1144 (mit Erwähnung des » Libera « [WAB 22] mit Blechharmonie):
„    Tagesneuigkeiten.
                   
Linz, 16. October.
[…]
     * (Professor Dr. Anton Bruckners Bestattung) fand, wie wir bereits telegraphisch gemeldet, gestern um 3 Uhr nachmittags in St. Florian statt. Die irdischen Ueberreste des berühmten Meisters waren um 6 Uhr früh vom Bahnhofe Asten in den Markt überführt worden, wo die Leiche in der am Westeingange des Ortes stehenden Todtenkapelle aufgebahrt wurde. Jene Trauergäste, welche vor 2 Uhr nachmittags in St. Florian anlangten, konnten durch den Glasdeckel des Metallsarges noch die infolge der langen Krankheit bis zur Unkenntlichkeit entstellten Züge des in seinem Leben aller Welt freundlich ins Antlitz blickenden, lieben, guten Bruckners beschauen. Die Kapelle war mit Blumen geschmückt und mit den aus Wien und Linz eingelangten Kränzen übersäet, worunter besonders auch jener der Stadt Linz („Seinem berühmten Ehrenbürger“) auffiel. Der Markt hatte Trauerschmuck angelegt, vom Stifte und den hervorragendsten Gebäuden wehten Trauerfahnen, am Hause Nr. 9 (Schulgebäude) war auf einer improvisierten Gedenktafel zu lesen: „Professor Anton Bruckners Wohnung als Schulgehilfe.“ In den Straßen St. Florians, in denen sich der Leichenzug bewegte, brannten die Laternen. Kurz vor 3 Uhr erschien der Landeschef Se. Excellenz der Herr Statthalter Baron Puthon, welcher einem der größten Söhne unseres Kronlandes auch das letzte Geleite gab, in Begleitung des Präsidial=Bureauvorstandes Herrn Statthalterei=Secretär R. v. Füger=Rechtborn vor der Kapelle, wo alsbald auch die sämmtlichen Chorherren und Cleriker des Stiftes und der theologischen Lehranstalt zu St. Florian unter Fuhrung [sic] des Herrn Prälaten Moser anlangten. Nach feierlicher Einsegnung der Leiche setzte sich der Zug durch den Markt in Bewegung; denselben eröffnete die Schuljugend mit Fahnen, dann folgten der Gesellen= und Veteranenverein, die Feuerwehr und Liedertafel Florian, die Liedertafeln Steyr und Linz, der Stiftchor, welcher auf dem halbstündigen Wege abwechselnd mit den Trauermärschen der Musikkapelle das Miserere sang. Unter dem im Rochet erschienenen circa 60 Geistlichen befanden sich u. a.: Stadtpfarrer Domherr Dullinger aus Linz, Dechant Dürnberger aus Steyr, Prälat Grasböck aus Wilhering und Pfarrer der Umgebung. Dem kranzgeschmückten Leichenwagen (etwa hundert Kränze trugen die Mitglieder der Florianer Vereine) folgten weiße Mädchen, von deren []sic] eines auf einem Polster den Orden des Verstorbenen trug, dann der Bruder Bruckners, der im Stifte St. Florian als Calcant bedienstet ist, sowie andere Verwandte, der Testamentsvollstrecker Dr. Reisch aus Wien und die treue Pflegerin Bruckners Frau Kachlmaier. Hierauf folgten Se. Excellenz der Herr Statthalter und der Landeshauptmann Abt Achleuthner, Landesausschuß Baron Kast, Bürgermeister Poche und Vicebürgermeister Dr. Lampl aus Linz, die Behörden des Marktes St. Florian, Deputationen des Musikvereines, des Sängerbundes, des Museums, der Meistersinger in Linz, des oberösterreichischen Lehrervereines, zahlreiche Freunde Bruckners, hierunter Domorganist Waldeck, Musikdirector Göllerich (den Bruckner als seinen einstigen Biographen vorzustellen pflegte), der Bürgermeister des Geburtsortes Bruckners, Abg. Plaß aus Ansfelden, zuletzt viele Leidtragende aus nah und fern, besonders aus den Kreisen des Clerus und der Lehrerschaft. Als der Sarg in die imposante Stiftskirche getragen wurde, intonierte Stiftsorganist Gruber die große Orgel, unter welcher Bruckner seinem testamentarischen Wunsche gemäß auch beigesetzt wurde. Nachdem der Stiftschor ein Libera von Bruckner mit Blechharmonie weihevollst vorgetragen und die Liedertafel „Frohsinn“ seinem [sic] einstigen Chormeister den Mendelssohn’schen Trauerchor „Beati mortui“ gewidmet hatte, wurde der Sarg in der Stiftsgruft zur ewigen Ruhe bestattet. Während nachmittags über der von einem orkanähnlichen Winde aufgewirbelte Staub die Leichenfeierlichkeit einigermaßen beeinträchtigte, wölbte sich gerade vor dem Antritte des letzten Ganges unseres größten Tondichters ein mild schimmernder Regenbogen über den Westen, als wollte der Himmel, der mit Anton Bruckner eine tiefreligiöse, strenggläubige Seele aufzunehmen hatte, dem Abgeschiedenen eine Brücke wölben, auf der sein genialer Geist zu seinen Brüdern, einem Beethoven, Mozart, Schubert konnte emporschweben. Diese werden dort seine „lieben Gaudeamus“ sein, wie der Docent Bruckner seine Hörer stets zu nennen pflegte.“ [keine Signatur] (zl2).

Der in Wolfsberg erscheinende Lavantthaler Bote Nr. 42 berichtet auf S. 5:
„     Professor Bruckner †. Der Hoforganist und Lektor für Harmonielehre und Kontrapunkt an der Wiener Universität, Dr. Anton Bruckner, ist am 11. d. halb 4 Uhr nachmittags, [...] verstorben. [. .. über Biographie und Werke ... ], besonders aber seine sieben Symphonien, deren einige in den Achtziger Jahren diesen Erfolg hatten, dass sein Name nun endlich in den weitesten Kreisen bekannt wurde. (zl3).

Die Münchner Neuesten Nachrichten Nr. 483 (Vorabend-Blatt) bringen auf S. 2 den anekdotischen Bericht von Bruckners Verhalten der Erbprinzessin von Meiningen gegenüber [vgl. »31.7.1882«], der von Arthur Seidl in seinem Nachruf in der Deutschen Wacht überliefert wurde:
"Buntes Feuilleton.
[...]
     *  Das Lob eines Komponisten. Einen hübschen Zug weiß Dr. Arthur Seidl in der "D. W." von dem dahingeschiedenen Komponisten Anton Bruckner zu erzählen. Einmal trat Bruckner, zu einer Abendgesellschaft bei Richard Wagner in Bayreuth geladen, unmittelbar hinter der Erbprinzessin von Meiningen in den Vorsaal ein; die Prinzessin stellte sich ihm leutselig gleich selber vor. Freundschaftlich drückt der Komponist ihre "Patschhand" sofort mit seinen beiden Händen: "Freut mich ungemein, gnädige Frau, werthe Bekanntschaft zu mach'n. Hab' schon so viel Schön's von Ihnen gehört – ist aber auch sehr lieb von Ihnen, daß Sie zu unserem Meister Wagner so gut sind!" (zm1).

Ankündigung der Aufführung der 7. Symphonie am 1.11.1896 und des "Te Deum" [30.12.1896] auf derselben Seite:
"Theater und Musik.
     *  Die musikalische Akademie
veranstaltet am 1. November – Allerheiligentag – ein Konzert außer Abonnement, ferner am 13. und 27. November, am 11. und 25. Dezember Abonnements=Konzerte im Odeon. Das Konzert außer Abonnement wird Herr Hofkapellmeister Fischer, das erste und zweite Abonnements=Konzert Herr Hofkapellmeister Erdmannsdörfer, das dritte und vierte Abonnementskonzert Herr Generalmusikdirektor Mottl vom großherzoglichen Hoftheater in Karlsruhe dirigiren. In dem am 1. November stattfindenden Konzert wird in der ersten Abtheilung die siebente Sinfonie (in E) von dem jüngst verstorbenen Professor Dr. Anton Bruckner in Wien, in der zweiten Abtheilung [... Parsifal ...] zur Aufführung gelangen. Die Programme für die vier Abonnementskonzerte werden in allernächster Zeit bekannt gegeben werden."
[...]
     *  Kaim=Chor. Die Proben beginnen unter Herman Zumpes Leitung am Dienstag, 20. Oktober, und zwar wird zunächst das "Tedeum" des vor einigen Tagen verstorbenen Anton Bruckner und das Requiem von Cherubini einstudiert." (zm2)

Das Neue Illustrierte Blatt Nr. 42 bringt auf S. 663 einen Nachruf und ein Porträt Bruckners [IKO 91]:

"                 Anton Bruckner †.
        (Hiezu das obenstehende Porträt.)
     Der bekannte Componist Anton Bruckner ist in Wien am 11. October gestorben.
     Anton Bruckner war am 4. September 1824 zu Ansfelden in Oberösterreich geboren, erhielt seinen ersten Musikunterricht als Sängerknabe im Stift St. Flroian und bildete sich dann, während er an verschiedenen Stellen als Schulgehilfe fungirte, auf autodidactischem Weg zu einem so tüchtigen Componisten und Organisten aus, daß er 1855 die Stelle eines Domorganisten in Linz annehmen konnte. Auf wiederholten von hier aus unternommenen Reisen nach Wien fand er Gelegenheit, unter Leitung Simon Sechter's noch gründlichere Contrapunktstudien zu machen, und 1868 wurde er als dessen Nachfolger im Amte des Hofcapellorganisten nach Wien berufen. Neben der erwähnten Stellung übernahm er in der Folge noch die eines Lehreres für Orgelspiel und Composition am Wiener Conservatorium und wurde 1875 auch zum Lector für Musik an der Universität ernannt. Unter seinen Compositionen sind die geistlichen Chorwerke (mehrere Messen, ein Tedeum u. a.) hervorzuheben, besonders aber seine sieben Symphonien, deren einige in den 80er Jahren solchen Erfolg hatten, daß sein Name nun endlich in den weitesten Kreisen bekannt wurde." (zn1).

Artikel in der Neuen Warte am Inn XVI, Nr. 42 , auf S. 7:
"     – (Dr. Anton Bruckner †.) Am 12. d. M. Früh [sic] ist Professor Dr. Anton Bruckner in seiner Wohnung im Belvedere gestorben. Das Leichenbegängniß fand am Mittwoch statt. Die Leiche wird in Wien eingesegnet und hierauf in das Stift St. Florian in Oberösterreich überführt, wo sie in der Chorherren=Gruft beigesetzt wird.“ (zn2).

Das Neuigkeits-Weltblatt Nr. 239 berichtet auf S. 4 über die Bestattung in St. Florian [15.10.1896]:
„     Anton Bruckner †. Die sterblichen Ueberreste des großen Tondichters Professor Dr. Anton Bruckner wurde gestern Nachmittage in St. Florian in Oberösterreich bestattet. Der Zug bewegte sich von der Todtenkapelle in die Stiftskirche, wo die Leiche unter der großen Orgel beigesetzt wurde. Abt Moser nahm unter Assistenz von 60 Geistlichen die Einsegnung vor, wobei Trauerchöre gesungen wurden und die große Orgel gespielt wurde. An der Trauerfeier nahmen sie teil: der Statthalter, der Landeshauptmann, der Bürgermeister von Linz, die Behörden von St. Florian, die Gesangvereine von Linz und Steyr, sowie zahlreiche Leidtragende. Der Markt trägt Trauerschmuck, insbesondere das Haus, in welchem ​​Bruckner als Schulgehilfe wohnte.“ (zn3).

Neues Wiener Journal Nr. 1071 auf S. 4:
„     (Zum Leichenbegängniß Bruckner's.) Die Ueberführung der Leiche des Professors Bruckner von Wien nach Asten (St. Florian) erfolgte in dem von der Ersten Eisenbahnwagen=Leihgesellschaft gestellten Salonleichenwagen. Bei diesem Anlass wurde der erst seit Kurzem in Verwendung stehen Waggon von zahlreichen Functionären des Gemeinderats besichtigt, welche Alle ihre Befriedigung über diesen den sterblichen Resten eines Menschen würdige Transportmittel Ausdruck gaben. (zn4).

Ergänzender Artikel zur Leichenfeier in der Ostdeutschen Rundschau Nr. 286 auf S. 8:
„                     Wiener Ortsnachrichten.
     Zu Dr. Bruckner's Leichenfeier. Bei der Aufzählung jener Körperschaften, die dem verstorbenen deutschen Tondichter das letzte Geleite gaben und Kranzspenden auf dem Sarge niederlegten, unterblieb aus Versehen die Nennung der Währinger Liedertafel. Wir tragen gerne das Versäumniß nach und stellen fest, dass die Währinger Liedertafel in corpore mit Fahne erschienen war, um dem Verstorbenen, der seit 26 Ehrenmitglied des Vereines war, zur letzten Ruhestätte das Geleit zu geben.“ (zo1).

Auf Seite 9 wird im Bericht über eine politische Versammlung des Herausgebers der Ostdeutschen Rundschau mit einer Bemerkung über Bruckner zitiert:
       Deutscher Bezirksverein für den 13. und 14. Bezirk .
     ​​Unter stärkerer Betheiligung seitens der deutschnational gesinnten Bevölkerung des 13. und 14. Bezirkes fand heute Abends [16.10.1896?] die erste Vereinsversammlung des Deutschen Bezirksvereines für den 13. und 14. Bezirk statt, [...]
     K.H. Wolf gibt der Freude Ausdruck, dass auch in diesen Bezirken die deutschnationale Organisation rüstig vorwärts geht. [... Bemerkungen gegen Dr. Lueger ... die Losung "Antisemitismus" sei von "klerikal oder nichtklerikal" abgelöst worden ... Lueger] musste heute thun, was seine klerikalen Hintermänner verlangen. Ein Zeichen für den Klerikalismus der antisemitischen Bewegung bildet der Nachruf des Bürgermeisters Strobach für den deutschen Tondichter Bruckner. Statt die deutsche Abstammung Bruckners hervorzuheben, betonte Strobach die katholische Gesinnung Bruckners, die doch gewiß mit Bruckners Größe in gar keinem Zusammenhang steht. Redner bespricht die zaghafte, zweideutige Haltung der gemäßigten Deutschnationalen unter des Abg. Richters Führung, die sich dem Kommando Dr. Lueger's vollständig unterordneten. [... weitere Bemerkungen über Lueger, dasDeutsches Volksblatt (Vergani-Blatt), die Reichspost ...].“ (zo2).

Artikel in der Reichspost Nr. 254 auf S. 3:
„ * Dr. Anton Bruckner †. Professor Dr. Anton Bruckner wurde gestern in St. Florian bestattet. Der Zug bewegte sich von der Todtencapelle in die Stiftskirche, wo die Leiche unter der großen Orgel beigesetzt wurde. Abt Moser nahm unter Assistenz von 60 Geistlichen die Einsetzung vor, wobei Trauerchöre gesungen und die große Orgel gespielt wurden. An der Trauerfeier nahm Theil: der Statthalter, der Landeshauptmann, der Bürgermeister von Linz, die Behörden von St. Florian, die Gesangvereine von Linz und Steyr , sowie zahlreiche Leidtragende. Der Markt trägt Trauerschmuck, insbesondere das Haus, in dem Bruckner als Schulgehilfe wohnte.“ (zr1).

Bericht im "Rotterdamsch nieuwsblad" Nr. 5704 (Rotterdam) auf S. 6:
"     *** De begrafenis van den componist Anton Bruckner te Weenen is zeer indrukwekkend geweest. De sterfkamer was op bevel van keizer Frans Jozef met bloemen versierd. Aan den lijkdienst namen vertegenwoordigers van den minister van onderwijs, de hoftheaterintendant baron Vezeczny, burgemeester Strobach en de beide onderburgemeesters, de rector der Universiteit en vele professoren, vele kunstenaars en een aantal studenten deel.
     *** Nansen ontvangt een honorarium van 100000 kronen voor de Scandinavische uitgave van zijn werk over zijn laatste poolreis. Voor de Duitsche uitgave wordt hem dezelfde som uitbetaald."  (zr2).

Die Salzburger Chronik für Stadt und Land Nr. 237 meldet die Aufführung eines »Pange lingua« in Salzburg [vermutlich: am 18.10.1896, vermutlich WAB 33]:
"    * Vom Domchor. Kirchweihfest: Zur Monatssonntagsprozession Pange lingua von † Professor Ant. Bruckner. Festmesse von Zeller; Graduale Locus iste mit Orchester von Greith. Off. Domine Deus 7st. von Stehle. 3 Uhr nachm. Choralvesper. Heute war [...].
     * Das Kirchweihfest wird in der Bürgerspital=Stadtpfarrkirche in folgender Weise begangen: [...]" (zs1).
[Der dritte Sonntag im Oktober war der traditionelle Termin für Kirchweihfeste.]

[Tagespost] Artikel in der Linzer Tages-Post Nr. 240 auf S. 3f:
»                    Linz, am 16. October.
    Dr. Bruckners Leichenbegängnis in St. Florian.
    
Es war eine großartige Leichenfeier, die sich gestern (Donnerstag den 15. d. M.) in dem sonst stillen Orte St. Florian abspielte. Galt es doch, dem berühmten Tondichter Dr. Anton Bruckner die letzten Ehren zu erweisen. [... in der Leichenkammer des Krankenhauses dank Glasdeckel der "Leichnam vollkommen sichtbar" ... Kränze aus Wien, dazu von der Stadtgemeinde Linz, vom oberösterreichischen Lehrerverein, vom "Sängerbund" Linz etc. ...].
     Um ¾3 Uhr kam die Geistlichkeit mit dem conductführenden Priester Abt Moser, [... Einsegnung, Breselmayr, Vereine (darunter Gesangverein "Concordia" Enns),Grasböck, Dullinger, Dürrnberger aus Steyr, Hiegelsperger, Ignaz Bruckner, drei Neffen (Rosalia Hueber nicht anwesend), Kathi Kachelmayr, v. Füger, Vize-Bgm. Dr. Lampl, Franz Bayer, Abt Moser, Vereine ohne Fahne ("Sängerbund" Linz, Linzer Musikverein, Oberösterreichischer Lehrerverein, Gutenbergbund, "Meistersinger" (Linz), "Kränzchen" und Steyrer Musikverein, Gruber (improvisierte über "Parsifal"), Florianer Kirchenchor unter Deubler mit "Libera" aus dem Requiem [sic], "Frohsinn" unter Prammer mit Mendelssohn ... zur Gruft ...].
     In der Nähe der Schichten von Todtenschädeln aus den Kriegen der Avaren und Hunnen, gerade unter dem Orgeltische der großen Orgel wurde Dr. Anton Bruckner bei Kerzen= und flammenen Fackelscheine nach nochmaliger Einsegnung durch den Abt und unter Verrichtung von Gebeten beigesetzt.
     Um ¼5 Uhr war die Trauerfeier beendet.
     St. Florian, 16. October. Heute früh ½8 Uhr fand in der hiesigen Stiftskirche für Dr. Anton Bruckner ein Seelengottesdienst statt, den Abt Moser unter zahlreicher geistlicher Assistenz celebrirte. Hiebei wurde Bruckners Requiem aufgeführt.
       *       *       *   
     Die Ueberführung der Leiche des Professors Bruckner von Wien nach Asten (Ft. [sic] Florian) erfolgte in dem von der Ersten Eisenbahnwagen=Leihgesellschaft beigestellten Salonleichenwagen. Bei diesem Anlasse wurde der erst seit kurzem in Verwendung stehende Waggon von zahlreichen Functionären des Wiener Gemeinderathes besichtigt, welche alle ihrer Befriedrigung [sic] über dieses Transportmittel Ausdruck gaben.« (zt1).

Auf Seite 8 ein Inserat:
" Dr. Anton Bruckner.
      
Ein Lebensbild
                von
Franz Brunner, k. k. Uebungsschullehrer in Linz.
        Preis 30 kr., mit Franco-Zusendung 33 kr.
Zu haben in den Buchhandlungen und bei
       J. Wimmer, Buchdrucker, Linz." (zt1a).

Der Brünner Tagesbote Nr. 240 kündigt auf S. 4 die Aufführung des Quintetts am 25.10.1896 an:
     "Die diesjährige Concertsaison wird der Brünner Kammer-Musikverein eröffnen, indem er seinen ersten Vereinsabend am 25. Oktober um 5 Uhr abends im großen Festsaale des Deutschen Hauses veranstaltet. […] Das einzige und vorzügliche Kammermusikwerk des kürzlich verstorbenen österreichischen Tondichters Anton Bruckner, das Streichquintett für 2 Violinen, 2 Violen und Cello, bildet die erste Nummer des Concertprogramms; darin wirkt auch ein neuer jugendlicher Künstler, unser Landsmann Herr Johann Gustav Mraczek, ein Schüler der Brünner Musikvereinsschule und preisgekrönter Absolvent des Wiener Conservatoriums, mit; er wird den zweiten Violinpart spielen. […]" (zt2).

"Het vaderland" Nr. 246 ('s-Gravenhage) schreibt auf S. 7:
"         Kunst- en Letternieuws.
[...]
     Bruckner is met grooten luister begraven. Op last van Keizer Franz Jozef was de sterfkamer rjjk met bloemen versierd. De Regeering en het Hoftheater waren vertegenwoordigd, de burgemeester en de rector der Universiteit, vele professoren, studenten en alle musici van naam te Weenen volgden de lijkkoets.     In de kerk werd na dien dienst o. a. de treurmuziek uit Bruckner’s 7e Symphonie uitgevoerd onder leiding van Hans Richter. Het lijk werd daarna per spoor naar St. Florian (in Opper-Oostenrijk) overgebracht." (zv1).

Der Welser Anzeiger Nr. 42 berichtet auf S. 1f vom Begräbnis [am 15.10.1896] und teilt mit, daß der Vorstand des Männergesangvereins Wels Bruckner einen Nachruf gewidmet hat:
"              Auswärtige Berichte.
              Dr. Anton Bruckner †.
             
      St. Florian, 15. October.
     Seit heute, Nachmittags halb 5 Uhr, ruhen die irdischen Ueberreste eines der größten Söhne Oberösterreichs in der weiten Gruft des herrlichen Chorherrnstiftes St. Florian. Es war eine Todtenfeier, wie sie unser kleiner Ort noch selten gesehen, großartig und würdig dessen, dem sie gegolten. Man kann sagen, ganz Oberösterreich war vertreten, um dem genialen Tondichter die letzten Ehren zu erweisen.
     Um 6 Uhr Früh war der Leichnam in der Station Asten eingetroffen, woselbst die Pfarrgeistlichkeit denselben erwartete, die Einsegnung vornahm und dem Sarge das Geleite bis zum Krankenhause in St. Florian gab, woselbst im Leichenhause, das in eine Trauercapelle verwandelt war, der Leichnam aufgebahrt wurde. Blattpflanzen aus der Stiftsgärtnerei hoben sich von der schwarzen Draperie ab, während rings um den hochgebetteten Sarg Kränze in großer Zahl und seltener Pracht lagen. Der Sargdeckel war entfernt worden, so daß man bis knapp vor dem Leichenbegängnisse den Verewigten sehen konnte. Ein Photograph nahm die Capelle sammt dem Sarg auf. Zwischen 1 und 2 Uhr brachten die Bahnzüge und Privatgelegenheiten die Trauergäste aus allen Richtungen, während sich vor dem Trauergemache bereits die Menge staute, um Einlaß zu finden und Bruckner noch einmal zu sehen, und die letzten Zurichtungen für das Leichenbegängniß selbst getroffen wurden. Vom Stifte, dem Gemeindehause und der Volksschule wehen Trauerflaggen. Ein Fenster im Tracte neben der Volksschule trug die umkränzte und mit einem Trauerflor behängte Inschrift: "Professor Dr. Anton Bruckners Wohnung als Schulgehilfe".
     Um ¾3 Uhr zog die Geistlichkeit vom Stifte zum Krankenhause und um 3 Uhr setzte sich von dort der Leichenzug unter dem Geläute der Glocken der Krankenhaus=Capelle und des Stiftes – es wurde auch die 154 Centner schwere Glocke, die größte Oberösterreichs, die nur bei Begräbnissen von Aebten und Stiftsgeistlichen ertönt, geläutet – in Bewegung. Prälat Moser von St. Florian nahm unter zahlreicher, geistlicher Assistenz beim Krankenhause die Einsegnung vor.
     Den großartigen Leichenzug eröffneten die Schüler der hiesigen Volksschulen mit ihren Fahnen und in Begleitung des Lehrkörpers, diesen folgten der Gesangverein von Ebensberg, der katholische Gesellenverein mit Fahne, die Feuerwehr, der Veteranenverein mit Fahne, sämmtliche drei Vereine von St. Florian; die Mitglieder dieser Vereine trugen die Kränze, welche von Wien mitgebracht worden waren, etwa 51 an der Zahl, jedoch hatte sich die Anzahl derselben vermehrt, da hier an der Bahre Kränze niedergelegt worden waren: von der Landeshauptstadt Linz, Liedertafel "Frohsinn", "Sängerbund", vom oberösterr. Lehrerverein, von den Gesangvereinen in Steyr &c; den Vereinen von St. Florian reihten sich an der Gesangverein "Concordia" aus Enns, die Liedertafel von Steyr mit Fahne (mehr als 20 Mann) und dann die Liedertafel "Frohsinn" (Linz) in corpore mit umflortem Banner. Nun kam die hiesige Feuerwehrmusik=Capelle, welcher sich der Sängerchor, der Trauergesänge sang, anschloß. Dem Sängerchore folgte die Geistlichkeit und zwar: die Cleriker des Stiftes und Stiftsgeistliche, der Abt von Wilhering Grasböck. Domherr Dullinger von Linz und Canonicus Dürnberger von Steyr, Domvicar Higelsperger (Linz)  und der Abt Moser, der den Conduct führte, mit der assistirenden Geistlichkeit. Nun kam der Leichenwagen mit dem Sarge, zu dessen beiden Seiten die Diener der Leichenbestattungs=Gesellschaft, Windlichter und Kränze tragend, schritten. Auf dem Kreuze, das dem Sarge vorangetragen wurde, prangte der Kranz der Stadt Wien. Hinter dem Leichenwagen schritten drei weißgekleidete Mädchen, wovon die Mittlere auf weißem Seidenpolster den Orden des Sterblichen trug. Nun reihten sich an der Bruder Bruckners, drei Neffen und die Wirthschafterin Kathi Kachelmayer, denen die Trauergäste folgten, und zwar: Statthalter Freiherr v. Puthon mit dem Landeshauptmanne Abt Achleuthner, Bürgermeister Poche mit dem Vicebürgermeister Dr. Lampl von Linz und mehreren Gemeinderäthen, Präsidial=Secretär der Statthalterei R. v. Függer, die Markt=Communevorstehung und Gemeindevorstehung von St. Florian, Abgeordneter und Bürgermeister von Ansfelden Plaß, der Vertreter Bruckners Dr. Reisch aus Wien, die Beamten der Behörden von St. Florian, die Deputationen jener Vereine, die ohne Fahne erschienen waren, wie "Sängerbund", "Gutenbergbund", Musikverein, alle drei aus Linz, "Kränzchen" (Steyr), oberösterr. Lehreverein, Verein der Musikfreunde, Gemeindevertreter verschiedener Orte der Umgebung und eine große Zahl sonstiger Trauergäste aus vielen Orten Oberösterreichs, darunter viele Landleute. Unter den Klängen der großen Orgel fand der Einzug in die prachtvolle Stiftskirche statt. Der Stiftsorganist präludirte Reminiscenzen aus Parsifal; die Kränze tragenden Vereine bildeten im Mittelgange Spalier. Der Sarg wurde vor dem Hochaltar auf den mit einem schwarzen Tuche bedeckten Fußboden gestellt, zu beiden Seiten von Leuchtern flankirt. Die Geistlichkeit stellte sich im großen Halbkreise, brennende Lichter haltend, um den Sarg, während die Fahnenträger sich vor dem Sarge gruppirten. Nun sang der Kirchenchor das "Libera" aus Bruckners Requiem, worauf Abt Moser die abermalige Einsegnung vornahm. Sodann ertönte vom Chor das "Beati mortui", gesungen von der Liedertafel "Frohsinn". Tiefe Rührung prägte sich auf aller Antlitz als die schönen Gesänge verklungen waren und der Sarg in die Gruft getragen wurde, wo die Beisetzung erfolgte. Der Abt des Stiftes, die Geistlichkeit und Staatswürdenträger, sowie die sonstigen Honoratioren begaben sich in die Gruft. Um ¼5 Uhr war die erhebende Trauerfeierlichkeit beendet, diejedem Theilnehmer unverge´lich bleiben wird.
     Am Freitag den 16. wird in der Stiftskirche ein Trauergottesdienst abgehalten, wobei Bruckners Requiem zur Aufführung kommt.     Der große Tondichter Oberösterreichs ruhe in Gottes heiligem Frieden!
              *        *        *
     In der am Mittwoch den 14. d. stattgehabteb Gesangprobe des Männergesangvereins Wels ergriff der Vorstand, Herr Dr. Schauer, das Wort und widmete in längerer Rede dem nun in Gott ruhenden Ehrenmitgliede des genannten Vereines einen warem Nachruf, indem er die großen Verdienste des verblichenen Meisters, der auch mehrer Männerchöre und unter Anderen den "Germanenzug" componirte, hervorhob. Die Sänger erhoben sich zum Zeichen der Trauer von den Sitzen.
     Wie uns noch erinnerlich ist, hat Dr. Bruckner, während derselbe als Domorganist in Linz angestellt war, im Jahre 1854 oder 1855, nachdem die alte Orgel in unserer Stadtpfarrkirche durch den Orgelbauer Ehrlich aus Braunau gründlich reparirt worden war, anläßlich der Probe derselben auf dieser Orgel gespielt." (zw1).

Artikel in der Welser Zeitung Nr. 42 auf S. 3:
"     Oberösterreichs größter Sohn seit dem Hingange des großen Rudigier, Professor Dr. Anton Bruckner, ist im kaiserlichen Schlosse Bellvedere [sic] in Wien im Alter von 72 Jahren gestorben. Ein Lehrerssohn von Ansfelden, genoß er die erste musikalische Bildung durch den ausgezeichneten Organisten Schullehrer Weiß in Hörsching, dann nahm ihn St. Florian zur weiteren Vervollkommnung auf. Mühsehlig genug war der Lebensgang des genialen Mannes, der durch seine unvergänglichen musikalischen Meisterwerke in die glänzende Reihe jener Könige emporstieg, die dem Reiche der Töne aus unserem geliebten, österreichischen Vaterlande erstanden. In Frankreich und England schlug er sämmtliche Partner, auf der Orgel fand man keinen größeren Meister in Europa. Seiner tiefen Religiosität und Bescheidenheit ist es zuzuschreiben, daß nicht schimmernde Ordenszeichen aller Potentaten die edle Brust unseres Bruckner schmückten. An Auszeichnungen waren ihm nur das Ritterkreuz des Franz Josef=Ordens und der Titel eines Ehrendoctors der Wiener Universität beschieden. Am 15. d. M. wurde er nach dem hochfeierlichen, auf Kosten der Reichshaupt= und Residenzstadt Wien veranstalteten Leichenbegängnisse nach St. Florian überbracht und daselbst unter der großen Orgel in der Chorherrengruft zur ewigen Ruhe beigesetzt. Wir schließen mit den Worten L. J. Bermanschlägers im "Linzer Volksblatte": So schied er denn von uns, der unerreichbare Meister der Töne, um den zu schau'n, dessen Majestät und Schönheit und Liebe er so oft in seinen großartigen Schöpfungen verherrlicht. So verließ er denn die Erde, die für ihn erst in den allerletzten Lebensjahren sorgenfreie Tage hatte, so haben wir ihn denn verloren, den ruhmgekrönten Sohn unserer Heimat, der auch auf der höchsten Höhe seines Schaffens ein echter Oberösterreicher geblieben, gläubig, fromm und kaisertreu, wahr und offen ohne jedes Falsch, mit der Geisteskraft eines Riesen und dem Gemüthe eines Kindes. Seinen Leib läßt er unter der großen Orgel von St. Florian zur letzten Ruhe betten, seine Seele aber spricht zu uns durch seine unvergänglichen Werke. Bitten wir nur unseren Herrgott, dass wir sie immer verstehen können." (zw2).

Die in St. Louis (Missouri) erscheinene Westliche Post Nr. 291 meldet auf S. 1 in der 2. Spalte:
"          Verschiedenes aus Europa.
[...]
     Der Wiener Gemeinderath hat beschlossen, dem am 12. [sic] d. M. gestorbenen Komponisten Anton Bruckner ein Ehrengrab auf dem Central=Friedhofe zu gewähren und das Begräbniß auf Kosten der Stadt veranstalten zu lassen." (zw3).

Znaimer Wochenblatt Nr. 84 auf S. 9: "(Anton Bruckner †.) In Wien ist am 11. d. Nachmittags der Komponist Anton Bruckner, der schon seit Jahren schwer leidend war, gestorben. [... Biographisches ... kurz zum Werk (7 Symphonien) und seiner Charakteristik ...]. Er schrieb ferner Orgelcompositionen und ein Streichquintett. Auch Männerchorwerke hat Bruckner componirt, worunter das bekannteste und wirksamste der "Germanenzug" sein dürfte." (zz1).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189610175, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189610175
letzte Änderung: Feb 27, 2024, 9:09