zurück 23.11.1896, Montag ID: 189611235

[recte 29.11.1896] Aufführung des Quintetts in Wien durch das Duesberg-Quartett (*).

Konstituierende Sitzung des Steyrer Bruckner-Denkmal-Komitees: Bürgermeister Redl, Pfarrer Strobl, Tomitz, Franz Angermann (war entschuldigt), Josef Tobisch, Hermann Spaengler, Franz Bayer, Eduard Werndl und Hermann Bachtrog (**).
   »Aufruf zur Ehrung des Andenkens an Dr. Anton Bruckner in Stadt Steyr«, datiert "im November 1896", unterzeichnet von Joh. Ev. Strobl, Johann Redl, Franz Tomitz, Dr. Franz Angermann, Dr. Hermann Spaengler, Eduard Werndl, Josef Tobisch, Franz Bayer und Hermann Bachtrog (***).

Die Deutsche Zeitung Nr. 8945 bespricht auf S. 4 den Musikabend des Wagner-Vereins [am 21.11.1896] mit dem Orgelpräludium von Hynais und Teilen der e-Moll-Messe:
"          Musikabend des Wagner-Vereines.
     Der am letzten Sonnabend veranstaltete, für's Kalenderjahr dritte, für die neue Spielzeit erste interne Musikabend des Wiener akademischen Wagner=Vereines bereitete den äußerst zahlreich erschienenen Besuchern sehr anregende, zum Theil wahrhaft erhebende Eindrücke. Die erste Abtheilung war dem Andenken Meisters Bruckner's geweiht. Man hörte da zum Anfang eine aus Bruckner'schen Melodien (Choral der fünften und vierten Symphonie, Schlußgesang "In te domine speravi" aus dem "Tedeum" u. s. w.) von Herrn C. Hynais zusammengestelltes und selbst vorgetragenes Orgelpräludium, welches bedeutsam mit dem erhabenen Gralsthema aus Wagner's "Parsifal" schloß. Ein poetisches Bild der Begrüßung des Meisters der E-dur=Symphonie durch den Meister des "Siegfried" in den elysäischen Gefilden. Oder auch eine sinnige Anspielung auf das wunderbar feierliche Ausklingen des ersten Actes von "Parsifal": "Selig im Glauben – selig in Liebe". Das war ja im Grunde Bruckner's Lebensmotto. So lebte, so schuf er und so entschwebte sein Geist zu den Sternen.
     Des verewigten Meisters inbrünstige Frömmigkeit und seine großartige musikalische Kunst: wie traten sie uns überwältigend entgegen in den nächsten Stücken der Vortragsordnung: Kyrie und Agnus aus der achtstimmigen Messe (Nr. 2) in E-moll! Beide Sätze gehören zu dem Genialsten und polyphon Kühnsten, aber eben deßhalb auch Schwierigsten der gesammten Chorliteratur, und wie der Wagner=Vereinschor diese außerordentliche Aufgabe unter der feuereifrigen Leitung des Herrn J. Schalk löste, gereicht beiden Theilen nur zur Ehre. Wenn im "Kyrie" noch einzelne Schwankungen vorkamen, so wurde dies offenbar nur durch das nicht völlige Zusammenstimmen von Clavier und Harmonium (hier die von Bruckner vorgeschriebenen Bläser ersetztend) verschuldet. Im "Agnus" ließ Herr Schalk das Harmonium bald pauseiren, und gestaltete sich dadurch die Chorleistung besonders von dem wunderbar tröstend einsetzenden "Dona nobis pacem" an fast tadellos; ein in Worten kaum wiederzugebender, ebenso ergrteifender als erhebender Eindruck!
     Der Stern der zweiten Abtheilung des Musikabends war die gefeierte Brünhilde [sic] der heurigen Bayreuther Festspiel, Frau Ellen Gulbranson aus Christiania. [... Klavierbegleitung Ferdinand Foll, Violinvorträge M. Herold v. Stoda ...].
      h–m." [Theodor Helm] (°).

Die Meldungen in der Chattanooga Daily Times Nr. 344 (Tennessee) auf S. 5 in der 4. Spalte sind identisch mit jenen vom 15.11.1896 in The Inter Ocean:
"                 MUSICAL MELANGE.
     Lily Post is singing at the Tivoli in San Francisco.
     The middle C is the note most frequently used in music.
[...]
     Anton Bruckner had a most imposing funeral at the expense of the city of Vienna.
     In Italy there are more theaters in proportion to population than in any other country.
     Frau Amalie Materna has bought an estate at Grantz [sic! recte Graz], in Australia [sic], where she intends to live.
     [...]." (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189611235, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189611235
letzte Änderung: Feb 25, 2024, 16:16