zurück 29.11.1896, Sonntag ID: 189611295

Die Neue Musikalische Presse Nr. 48 weist auf S. 8 auf das heutige Konzert hin und erwähnt auf derselben Seite die Leipziger Aufführung der 4. Symphonie [am 9.11.1896]:
"     *  In dem für Sonntag, den 29. ds. angesetzten VII. Concert des Quartetts Duesberg wird Bruckner's Streichquintett in F-dur aufgeführt werden."
[...]
      *  Das III. Concert des Lisztvereines in Leipzig brachte unter Hans Sitt's Leitung u. A. die von uns schon angekündigte Auführung [sic] der romantischen Symphonie von Bruckner und Liszt's "Les Preludes"." (*).

Hinweis auf das heutige Konzert im Wiener Tagblatt Nr. 329 auf S. 9:
„     * Heute findet im siebenten Kammermusikkonzert des Quartetts Duesberg  (Architektensaal, Eichenbachgasse Nr. 9), Nachmittags um 5 Uhr, eine Aufführung des einzigen Streichquintetts von Anton Bruckner statt. Es ist dies die erste Aufführung dieses Werkes nach dem Tode des Komponisten in Wien.“ (**a)

und in der Reichspost Nr. 291 auf S. 12 (die Rubrik ist datiert "28. November"):
"     – Quartett Duesberg. Für die morgige Aufführung des "Bruckner Quintetts" im Quartett Duesberg gibt sich ein so lebhaftes Interesse kund, daß es für Alle, welche das Concert zu besuchen beabsichtigen, angezeigt erscheint, sich frühzeitig Karten zu sichern. Dieselben sind bis Sonntag Vormittag 12 Uhr in der Musikalienhandlung Spina, 1 . Bez., Augustinerstraße 8, und von 4 Uhr ab an der Concertcasse erhältlich." (**b).

Aufführung des Quintetts durch das Wiener Volksquartett (= Duesberg-Quartett) (Duesberg, Frl. Philomena Kurz, Anna v. Baumgarten und Anton Barthlme (Barthlmé), 2. Bratsche: R. Mittermüller) in Wien (**c).
    Bei anderen Programmnummern wirken noch mit: Frl. Isabella Lehnert (Anna Lehnert?), Frl. Natalie Duesberg, Rudolf Mittermüller und Viktor Bause (**d).

Die Linzer Tages-Post Nr. 277 berichtet auf S. 4 von dem Denkmal-Projekt in Steyr und von der Übergabe der Originalmanuskripte an die Hofbibliothek (die Rubrik ist datiert "28. November"):
"     (Dr. Anton Bruckner.) Man meldet uns heute aus Steyr: Heute erscheint hier der Aufruf zur Aufbringung der Kosten für das in Steyr zu errichtende Bruckner=Denkmal. Derselbe ist von den vor kurzem in der "TagesPost" angeführten Persönlichkeiten, welche das Comité bilden, gezeichnet und von Herrn Franz Tomitz, Gemeinderath, dem Anreger der Projectes. – Die Original=Manuscripte Dr. Anton Bruckners, welche, wie wir seinerzeit gemeldet, auf Wunsch des Componisten dem Musikalienschatze der Hofbibliothek einverleibt werden sollen, wurden von den Professoren des Wiener Conservatoriums, Löwe und Schalk, gesammelt und gestern durch Dr. Theodor Reisch, der die Verlassenschafts=Abhandlung nach Bruckner leitet, dem Vorstande dieses Hofinstituts, Hofrath Heinrich Ritter v. Zeißberg, übergeben. Das kostbare handschriftliche Material umfasst: Symphonien 1 bis 8, die vollendeten Sätze (1 bis 3) der neunten, das Streichquartett [sic], den 150. Psalm, die Messe in D-moll und den Chor für Männerstimmen, "Helgoland", sowie ein Tedeum." (***).

Über das geplante Steyrer Bruckner-Denkmal schreibt auch der Alpen-Bote Nr. 96 auf S. 3:
"                    Oertliches.
[...]
     (Zum Denkmal für Dr. Anton Bruckner.) In dieser Angelegenheit hat neuerlich eine Comitésitzung stattgefunden, in welcher ein Aufruf an alle Verehrer des verblichenen Meisters, sowie die musikalischen Vereine beschlossen wurde, welchen wir im Inseratentheile unseres Blattes vollinhaltlich veröffentlichen. Wir fügen noch hinzu, daß wir gerne bereit sind, Spenden entgegenzunehmen und die Namen der P. T. Spender in unserem Blatte auszuweisen."

Auf Seite 4 (Inseratenteil) folgt der erwähnte Aufruf:
"                              Aufruf
zur Ehrung des Andenkens an Dr. Anton Bruckner in Stadt Steyr.

     Das Hinscheiden des großen Symphonikers Dr. Anton Bruckner hat in der ganzen musikalischen Welt die innigste Theilnahme hervorgerufen, denn mit ihm ist ein Tondichter dahingegangen, der zu den bedeutenden Componisten der Gegenwart zählt. – Bruckner war bekanntlich ein geborner Oberösterreicher und der große Meister weilte mit besonderer Vorliebe in der Stadt Steyr, wo er im Stadtpfarrhofe alljährlich Sommeraufenthalt nahm und dortselbst viele seiner unsterblichen Werke schuf.
     Geleitet von dem Bestreben nun, das Andenken an Dr. Bruckner und an seinen Aufenthalt in Steyr dauernd und würdig zu ehren, hegt man die Absicht, dem großen Todten ein Denkmal in dieser Stadt zu errichten, und man glaubt dies am besten zu erreichen durch Schaffung eines Votivfensters in der Stadtpfarrkirche in der Nähe des Chores, woselbst der Verewigte durch sein meisterhaftes Spiel so oft die Andächtigen erhob.
     Sollte die zur Herstellung eines solchen Votivfensters nöthige Summe, welche sich auf circa 6000 fl. stellen dürfte, nicht aufgebracht werden können, so würde eine andere Form des Denkmals gewählt werden.
     Zur Durchführung dieser Idee ist das unterzeichnete Comité zusammengetreten und erlaubt sich, zur Aufbringung der Kosten eine Sammlung einzuleiten und alle Verehrer des verblichenen Meisters, insbesondere die musikalischen Vereine zu bitten, sich mit einem entsprechenden Beitrage gütigst betheiligen zu wollen.
     Spenden nimmt Herr Franz Bayer, Regenschori und Chormeister des Männergesangvereines "Kränzchen", sowie die Administrationen der hiesigen Localblätter entgegen, welche die Namen der Spender veröffentlichen werden.
              Steyr, im November 1896.
     Johann Redl | Bürgermeister | Obmann.
     Joh. Ev. Strobl | geistlicher Rath und Stadtpfarrer | Obmann=Stellvertreter.  ||   Franz Tomitz |  Gemeinderath.
      Dr. Franz Angermann | Vorstand der "Steyrer Liedertafel".  ||   Dr. Hermann Spaengler | Vorstand des Männer=Gesang=Vereines "Kränzchen".
     Josef Tobisch | Chormeister der "Steyrer Liedertafel".  ||   Franz Bayer | Chorregent und Chormeister des Männer=Gesang=Vereines "Kränzchen" | Cassier.
     Eduard Werndl | Vorstand der "Gesellschaft d. Musikfreunde"   ||   Hermann Bachtrog | Secretär der "Gesellschaft der Musikfreunde" | Schriftführer." (°).

Vom Schicksal der Originalmanuskripte berichtet auch ein Artikel der Linzer Zeitun
„     Tagesneuigkeiten.
                      
Linz, 28. November.
[...]
      * (Die Original=Manuscripte Anton Bruckners,) welche auf Wunsch des Componisten der Hofbibliothek einverleibt werden sollen, wurden von den Professoren des Wiener Conservatoriums, Löwe und Schalk, gesammelt und durch Dr. Theodor Reisch, der die Verlassenschafts=Abhandlung nach Bruckner leitet, dem Vorstande dieses Hofinstitutes, Heinrich Ritter von Zeißberg, übergeben. Das kostbare handschriftliche Material umfaßt: Symphonien 1 – 8, die vollendeten Sätze (1 – 3) der neunten, das Streichquartett [sic], den 150. Psalm, die Messe in D-moll und den Chor für Männerstimmen zu "Helgoland", sowie ein Tedeum." (°°).

Das Grazer Tagblatt Nr. 330 informiert auf S. 9 über das Schicksal der Handschriften:
"     (Wertvolle Handschriften.) Die Originalmanuscripte Anton Bruckners, die auf Wunsch des Componisten dem Musikalienschatze der Hofbibliothek einverleibt werden sollen, wurden von den Professoren des Wiener Conservatoriums, Löwe und Schalk, gesammelt und dieser Tage durch Dr. Theodor Reisch, der die Verlassenschaftsabhandlung nach Bruckner leitet, dem Vorstande dieses Hofinstituts, Hofrath Heinrich Ritter v. Zeißberg, übergeben. Das kostbare handschriftliche Material umfasst die Symphonien 1 bis 8, die vollendeten Sätze (1 bis 3) der neunten, das Streichquartett [sic], den 150. Psalm, die Messe in D-moll und den Chor für Männerstimmen, "Helgoland", sowie ein Tedeum." (°°°).

Ein Inserat auf Seite 18 macht auf das Konzert vom 6.12.1896 aufmerksam:
"    Deutscher akad. Gesangverein.
       34. Vereinsjahr.    67. Semester.
Sonntag den 6. December, 7 Uhr abends, im
              Stephanien-Saale:

                      Erstes
             Mitglieder-Concert

unter gefälliger Mitwirkung des Fräuleins Ida Jakesch und der löblichen Musikkapelle des k. u. k. 7. Inft.=Reg.
      Graf Khevenhüller
und unter der Leitung des Sangmeisters Hrn. Victor Zack.
          Vortrags=Ordnung:

1. [... Wilhelm Sturm [...]
2. [...] Franz Curti.
3. "Träumen und Wachen" (Franz Grillparzer) von  .  .  .  .  Anton Bruckner.
4. Lieder, [... Hegar, Rudolf weinwurm, Engelsberg, Orlando di Lasso, Raoul Mader ... Preise, Kartenverkauf ...]." (#).

Die Neue Freie Presse Nr. 11591 bringt auf S. 9 eine Verlagsmitteilung:
"     Neue Musikalien. (Bericht der k. u. k. Hof=Musikalien=Handlung Albert J. Gutmann, Wien, Hofopernhaus.) Brahms, [...]. Brüll, [...]. Bruckner, Vierte (romantische) Symphonie, Es-dur, zweihändig. Dvorák. [...]. Nedbal, [...]." (##).

Das Prager Tagblatt Nr. 329 kündigt auf S. 10 die Aufführung der 4. Symphonie [am 9.12.1896] an:
"     *– Das I. philharmonische Concert wird in der ersten Abtheilung die vierte Symphonie (Es-Dur) von Anton Bruckner bringen." (###).

The Brooklyn Citizen Nr. 150 teilt auf S. 13 in der 7. Spalte den anekdotischen Nachruf mit, wie er zuerst am 31.10.1896 in The Sun veröffentlicht wurde:
"     MUSIC AND MUSICIANS.
[...]
     Anton Bruckner, the musical composer, died recently at Ausfelder [sic], in Austria, at the age of 72. His best known work is his Eighth Symphony in C minor, which takes a whole evening for its performance and which was first given twenty-five years after it had been composed. When he began to play it was difficult to stop him. He once competed for the post of court organist at Vienna, each candidate being allowed twenty-five minutes, and played for over an hour before the judges could stop him. Once at the Crystal Palace he played till he exhausted the organ blowers and the wind gave out." (a).

In einer Konzertankündigung im Kansas City Journal Nr. 172 (Missouri) auf S. 7 wird in der 4. Spalte Bruckner erwähnt:
"              MUSIC AND THE DRAMA
[...]
     The second Symphony orchestra concert will be given at the Auditorium next Friday afternoon. [... über Dvoraks Symphonie "Aus der neuen Welt", Dvoraks Worte (im Herald) ...]
     "I am now satisfied," he said, "that the future music of this country must be founded upon what are called the negro melodies. This can be the foundation of a serious and original school of composition to be developed in the United States. [... umfangreiches Zitat dieser Rede ...]."
     Hardly had this appeared when the musical critics of the country wagged their heads and said that Dvorak was all wrong. The composer answered his critics by printing a signed article reiterating his views in still stronger language. The controversy raged far and wide. The views of Rubinstein, Reyer, Joachim, Liebling, Bruckner, Mandyczewski, Richter and many other distinguished musicians were cabled to America. The weight of opinion was against the Bohemian composer. That settled it. Dvorak prepared for a summer of hard work, and bravely announced that he would write a symphony based upon American negro and Indian melodies to prove that his position was sound and sincere.
     [... Programm des kommenden Konzerts, weitere Konzerte ...]." (b).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189611295, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189611295
letzte Änderung: Feb 27, 2024, 23:23