zurück 30.11.1896, Montag ID: 189611305

Brief von Heinrich von Zeißberg an das Obersthofmeisteramt:
      Meldet, daß einige Werke in Bruckners Nachlaß fehlen oder unvollständig vorliegen. Er habe Dr. Reisch gebeten, dem Verbleib dieser Autographen nachzuforschen (*).

Kritik zur Aufführung des Quintetts [am 29.11.1896] im Fremdenblatt Nr. 330 auf S. 7:
„           Theater und Kunst.
     Das gestrige siebente Kammermusikkonzert des Ersten Wiener Volksquartetts für klassische Musik (Quartett Duesberg) brachte als Glanznummer des Abends Anton Bruckner’s Streichquintett F-dur in geradezu ausgezeichneter Aufführung. In erster Linie hat sich der Primarius Herr Duesberg um die durchwegs künstlerische, von klassischem Geiste getragene, exakt durchgearbeitete und stimmungsvolle Wiedergabe des einzig schönen Werkes verdient gemacht. Alle die zahlreichen empfindungsvollen Stellen gelangten zu prächtiger erhebender Wirkung. Neben Herrn Duesberg verdienen aber auch die bewährten Mitglieder des Quartetts, die Fräulein Philomena Kurz (zweite Geige) und Anna v. Baumgarten (Bratsche), sowie Herr Anton Barthlmé (Cello) und als Gast Herr R. Mittermüller (Bratsche) volles uneingeschränktes Lob. Das Zusammenspiel war ein überaus treffliches und verrieth die Lust und Liebe, mit der die Mitwirkenden an das Studium und die Ausführung des an Beethoven’sche Werke gemahnenden Quintetts des jüngst verblichenen Meisters gegangen waren. Eingeleitet wurde das sehr gut besuchte Konzert mit einer Novität von Walter Rabl, [… Phantasiestücke für Klaviertrio ...]. Frau Natalie Duesberg und die Herren Duesberg und Barthlmé brachten die zarte Arbeit zur besten Geltung.“ [keine Signatur] (**).
 
Die Innsbrucker Nachrichten Nr. 276 geben auf S. 6 das Programm des Konzerts vom 1.12.1896 (mit dem »Germanenzug«) bekannt:
"     (Liedertafel=Concert) Das Programm des morgen im Stadtsaal stattfindenden Liedertafel=Concertes ist folgendes: [...] 4. „Germanenzug” von Bruckner. 5. [...]" (***).
 
Die Linzer Montagspost Nr. 48 teilt auf S. 5 mit, daß Göllerich eine Gedenkfeier (mit 7. Symphonie, einem »Ave Maria« [vermutlich WAB 6] und dem Credo der f-Moll-Messe) für März 1897 plane [tatsächlich: am 20.3.1898 mit der 1. Symphonie]:
„     Concert. Sonntag, den 24. December l. J. Nachmittags findet das dritte abschließende Abonnements=Concert mit nachfolgendem Programme statt: a) Gluck, [… bis d) …]. Herr Musikdirektor Göllerich hat mit dem Studium dieses hocjhinteressanten Programmes bereits begonnen. Außerdem findet im März eine Gedenkfeier für weiland Anton Bruckner statt, wobei dessen siebente Symphonie, ein „Ave Maria“ und das Credo aus seiner F-moll=Messe zur Aufführung gelangen. Die für das erstere Werk vorgeschriebenen 4 Wagner=Tubenbläser sollen mit Mitgliedern des Wiener philharmonischen Orchesters besetzt werden.“ (°).
 
Der Tagesbote aus Mähren und Schlesien Nr. 277 (Abendblatt) kündigt auf S. 4 das Konzert vom 7.12.1896 (mit dem »Germanenzug«) an:
"       Theater- und Kunstnachrichten.
 
   Der Brünner Männergesangverein veranstaltet am 7. December um halb 8 Uhr abernds im Deutschen Hause in dieser Saison sein zweites ordentliches Concert. Wie dem reichhaltigen Programme zu entnehmen ist, sind fast sämtliche Vortragsnummern des Vereines Novitäten. [...]. In pietätvoller Erinnerung an den großen Tondichter Bruckner bringt der Verein dessen "Germanenzug" zur Aufführung. Besonderes Interesse erweckt die Mitwirkung des Frl. Leopoldine Ullmann aus Prag [...]," (°°).
 
Brief von Gustav Hueber [vermutlich an August Göllerich]:
»Vöcklabruck 30.11.96.
Euer Wohlgeboren!
   Im Namen meiner Mutter, Schwester des sel. Dr. Bruckner, werden Sie es mir nicht ungütig nehmen, wenn ich Sie mit einer Bitte belästige.
   War dieser Tage in Wien und habe mit Herrn Dr. Reisch Rücksprache gepflogen über den Verkauf der 9. Symphonie Bruckners. Die Ansicht des Herrn Dr. Reisch wäre diese: Indem die Firma Eberle u Cp. für die in ihrem Verlage erscheinenden Brucknerschen Werke nur durch 8 Jahre Tantiems zu zahlen haben, das heißt vom Reingewinn, die Auslagen für Drucklegung und Anderem [sic] aber hoch in Rechnung kommen, daß wahrscheinlich die Firma Eberle daher an die Erben Bruckner keine Tantiems mehr zu zahlen haben. Es war die Ansicht Dr. Reisch so, daß wir für die 9. Symphonie welche erst noch verkäuflich ist, an fl 1000 und für die übrigen im Besitze Eberle befindlichen Werke auch fl. 1000 verlangen sollte [sic].
   Wir bitten Sie daher, uns gefälligst Ihre geschätzte Ansicht über diese Sache mitteilen zu wollen.
Die Mutter und mich Ihnen bestens empfehlend
Achtungsvollst
Gustav Huber
[4. Seite:] Wenn Sie es gestatten, würde ich mir erlauben, wenn ich einmal nach Linz komme, Sie zu besuchen und die Mutter meint, daß es Sie interessiren dürfte, wenn ich Ihnen einige Erlebnisse aus dem Jugendleben Dr. Bruckners mitteilen würde.
Freundlichen Gruß
Huber« (°°°).
 
Das Grazer Tagblatt Nr. 331 weist auf S. 3 auf das Konzert vom 6.12.1896 [mit "Träumen und Wachen"] hin:
"     (Deutscher akademischer Gesangverein.) Sonntag den 6. December findet, wie bereits gemeldet, das erste Mitglieder=Concert im Stephanien=Saale statt. Die Vortragsordnung enthält unter anderem Chöre von Wilhelm Sturm, Franz Curti, Anton Bruckner, Friedrich Hegar [... etc. ... Mitwirkende: Ida Jakesch, Hans Copony ...]." (#).
 
"Das Vaterland" Nr. 330 teilt auf S. 3 mit:
"     * [Bruckner's Originalmanuscripte.] Die Originalmanuscripte Anton Bruckner's, welche, wie seinerzeit gemeldet wurde, auf Wunsch des Componisten dem Musikalienschatze der Hofbibliothek einverleibt werden sollten, wurden von den Professoren des Wiener Conservatoriums Löwe und Schalk gesammelt und vorgestern durch Dr. Theodor Reisch, der die Verlassenschaftsabhandlung nach Bruckner leitet, dem Vorstande dieses Hofinstitutes, Hofrath Heinrich Ritter v. Zeißberg, übergeben. Das kostbare handschriftliche Material umfaßt: Symphonien 1 bis 8, die vollendeten Sätze (1 bis 3) der neunten, das Streichquartett [sic], den 150. Psalm, die Messe in D-moll und den Chor für Männerstimmen, "Helgoland", sowie ein Tedeum." (##).
 
The Buffalo Commercial bringt auf S. 7 in der 1. und 2. Spalte einen offensichtlich eigens verfassten Nachruf:
"                NEWS LEADERS.
 COMMENTS ON TOPICS OF THE DAY

[... Inhaltsübersicht ...] – A Famous Austrian Organist.
[...]
                  A Famous Organist.
     The famous Austrian organist to the court, and composer of masses and symphonies, Anton Bruckner, died at Vienna a short time ago at the age of 73. His story is well worth the telling. The son of a village schoolmaster in Lower Austria [sic], Bruckner at an early age evinced a remarkable talent for music, but adverse fortune proved detrimental to an academical cultivation of the art. At 17, Bruckner assisted his father at the school, and devoted hio [sic] leisure to the organ in the village church. Years of extreme privation followed, during which he composed some of his most exquisite masses and other sacred music, which were eventually to secure him transcendent fame. He spoke of this period of his life as a period when he was poor indeed in money, but rich in bliss. His appointment to the post of organist to the Convent Church of St. Florian, followed. To this appointment a monthly stipend of 5 florins ($2) was attached. Harbeck [sic], the celebrated Austrian composer, came ultimately to the rescue and found "in Bruckner, the peasant genius, one who had it in him to convulse the musical world of the Kaiserstadt." Bruckner, by this time, was 40. The rustic genius, reticent and unassuming, became the center of attraction in the leading artistic coteries of the gay metropolis. He was summoned to court and distinguished with the title of organist to his Majesty. He stuck, in his humility, to his peasant habits and habiliments, and ere long was a prominent figure in Vienna street life. His originality, coupled with the simple charm of his conversation, bristling with undefiled criticism when discussing music, won him innumerable friends. During the thirty years that followed Bruckner and Bruckner's divine compositions were considered indispensable at the baptismal, matrimonial and funeral services of members of the imperial family. Playing and praying were the chief occupations of his closing years. Thanks to the Emperor's magnanimity he was privileged to inhibit apartments in the grounds of the Belvedere. In accordance with his last wish his remains were interred under the grand organ of the Church of St. Florian, the imposing obsequies bearing ample testimony to the veneration in which he was publicly held." (###).

 


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189611305, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189611305
letzte Änderung: Feb 27, 2024, 23:23