zurück 12.4.1894, Donnerstag ID: 189404125

Brief Bruckners an Franz Schalk:
     Da er seit Ostern wieder an Herzbeschwerden und Atemnot leide, dürfe er das Bett nur stundenweise verlassen. Dankt (auch der Direktion [Gottinger] und dem Orchester) für die Mühen bei der Aufführung der 5. Symphonie. Dem Wagner-Verein habe er bereits empfohlen, daß Franz das Werk in Wien dirigieren sollte (*).

Bericht zur 5. Symphonie in der Neuen Freien Presse Nr. 10644 auf S. 8:
   "Wien, 11. April. [...]
    - Im Grazer Stadttheater gelangte gestern Bruckner's bisher noch nirgends aufgeführte fünfte Symphonie (in B-dur) unter Leitung des Capellmeisters Franz Schalk zur erstmaligen Aufführung. Das gewaltige Tonwerk fand bei dem zahlreichen Publicum eine begeisterte Aufnahme und wurde Capellmeister Schalk für die glänzende Wiedergabe desselben zahllos herausgerufen. Auch Herr Richard Epstein erntete für den Vortrag des Liszt'schen Es-dur-Concertes reichen Beifall." (**).

Das Musikalische Wochenblatt Nr. 16 beklagt im »Wiener Musikbrief« [von Theodor Helm] auf S. 188f, daß Bruckner im Wiener Konzertleben vernachlässigt werde.
"               Musikbriefe.
                                Wien.
               
(Fortsetzung.)
     Durch eine fatale Verkettung von Umständen ist heuer unser greiser Anton Bruckner, der in Berlin so grosse Erfolge errang, in seiner künstlerischen Heimath Wien fast gar nicht zu Wort gekommen. Die Philharmoniker hatten bei Ankündigung ihres heurigen Concertcyklus Bruckner's 2. Symphonie (Cmoll), die in Wien seit 1876 nicht mehr, in diesen Concerten überhaupt nie gehört worden war, zur Aufführung versprochen. Man erwartete Letztere bestimmt im 4. Philharmonischen Concert (10. December), da es seit 1890 bei den Philharmonikern üblich, gerade um diese Zeit unmittelbar vor Weihnachten eine grössere Bruckner'sche Novität herauszubringen. Diesmal wurde aber die Aufführung unter allerlei nicht stichhaltigen Vorwänden immerfort hinausgeschoben*), [Fußnote: "So hiess es u. A.: Die Proben zu der deutschen Erstaufführung der "Pagliacci" liessen keine Zeit frei für Proben zu der Bruckner'schen Symphonie: nun fand aber jene Erstaufführung bereits am 19. November statt, von da bis zum 4. Concert (10. Dec.) hätte man volle drei Wochen für Symphonieproben zur Verfügung gehabt."], bis endlich gar kein Raum für die in Rede stehende Symphonie erübrigte. [... der komplette Text ist über den Link lesbar ... Plan einer Aufführung beim Wiener Akademischen Wagner-Verein (2. Teil des Programms von Siegfried Wagner dirigiert), Hans Richter erkrankte aber ... Josef Schalk hätte übernehmen können (siehe: f-Moll-Messe 1893 und 4. Symphonie 1892) ... in den Gesellschaftskonzerten musste das "Te deum" einem Rubinstein-Programm am 14.4.1894 weichen ...]. Nun wir unserer "Entrüstung" über die einem greisen vaterländischen Meister angethane Zurücksetzung Luft gemacht, wollen wir in aller objectiven Ruhe die letzten Vorgänge in den Concertsälen verfolgen.
     [... über das 7. und 8. Philharmonische Konzert etc. ...].
                     (Fortsetzung folgt.)" (***).

Kurzkritik (signiert »t.«) zum Quintett [am 10.4.1894] in der Reichspost Nr. 84 auf S. 5:
"     Duesberg=Concert. Der als Geigenvirtuose ebenso wie als Gründer und Leiter des Ersten Wiener Volksquartetts für classische Musik in allen musikalischen Kreisen Wiens hochgeschätzte Duesberg gab Dienstag im großen Musikvereinssaale sein zweites großes Volksconcert, das sich eines außerordentlich guten Besuches zu erfreuen hatte. [...] Die Perle des Concertes war jedoch das Streichquintett in F-dur von Dr. Anton Bruckner, vom Volksquartett meisterhaft in Technik und Auffassung gespielt. Wer dieses, vielleicht schwierigste aller Kammermusik-Werke nur von Hellmesberger gehört und damals dessen Ablehnung seitens des größten Theiles des Publicums begreiflich gefunden hat, und nun gestern vom Duesberg'schen Quartett (verstärkt durch die zweite Viola des Herrn Hajek) dasselbe Werk unter endlosem Beifalle gehört hat, der wird begreifen, daß die Bruckner=Gemeinde gestern starken Zuwachs erhielt und Herrn Duesberg zu großem Danke verpflichtet ist. [... Johanna Schönberger, Hugo Wolf, Camillo Horn, Frl. Javuret [sic] ... Appel mit Liedern Reiters ohne Erfolg (Publikumsschwund) ...] Zum Schlusse möchten wir Herrn Duesberg den wohlgemeinten Rath ertheilen, für die Zukunft sein Programm nicht gar zu reichhaltig zu gestalten, sonst verliert das Publikum die Genußfähigkeit für die letzten Nummern.                          t. " (°).

Das Deutsche Volksblatt Nr. 1894 bespricht im Konzertbericht auf S. 1f auch das Konzert vom 6.4.1894:
"                  Aus dem Concertsaal.
     Außer in den Concerten des Wagner=Vereines ist der Name Hugo Wolf nur selten auf den Programmen der Wiener Musikabende zu finden. [... "Prophet im Vaterlande" ist in Deutschland heimisch ... "mit der Pflege deutscher Kunst ehrlich meinen" ... über weitere Konzerte ...]
     Der Männergesangverein "Arion" gab kürzlich ein Concert und erbrachte abermals den Beweis, daß sich bei gutem Willen und strenger Disciplin unter tüchtiger Leitung gar Vieles erreichen läßt. Herr Chormeister Rehbeck, ein sehr intelligenter Musiker, bot mit seinen Sängern ein wirklich concertgemäßes Programm, dessen Eröffnungsnummer, Dr. Bruckner's preisgekrönter "Germanenzug", sofort mächtig zu packen verstand. Die Ausführung des Chores, sowie der darauffolgenden "Nachthelle" von Schubert zeugten von emsigem und verständnisvollem Studium. [... weitere Programmummern, Solisten (Frl. von Statzer, Herren Donauer, Mühl und Schuckert), Klavierbegleiter Maximilian von Ambros (nur bei Reinecke?) ... weitere Konzerte ...].
                                    Camillo Horn." (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189404125, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189404125
letzte Änderung: Sep 27, 2023, 8:08