zurück 8.11.1896, Sonntag ID: 189611085

[recte 15.11.1896] [Vermutlich zweiter] Teil eines Aufsatzes von Theodor Helm (»Anton Bruckner als Tondichter«) in der Österreichischen Musik- und Theaterzeitung (*).

Ankündigung des Konzerts vom 9.11.1896 mit der 4. Symphonie in den Leipziger Neuesten Nachrichten (**)

und im Leipziger Tageblatt Nr. 569 auf S. 8195 (= 27):
"                       Musik.
[...]
     * Leipzig, 8. November. Die Thatsache, daß im 3. Concert des Lisztvereins morgen Montag, den 9. November, eine hier noch völlig unbekannte Symphonie (die "romantische" Nr. 4 Es dur) des unlängst verstorbenen Wiener Tondichters Anton Bruckner zur Aufführung gelangt, sichert dem Concert die allgemeinsten Sympathien. Bruckner wurde zwar im Lisztverein schon früher mit der Aufführung der großen Edur-Symphonie berücksichtigt (in einer früheren Anzeige war leider ein Druckfehler: Es dur anstatt E dur. Die Red.), kam aber doch nicht so oft zu Worte, daß man seine Eigenart dem allgemeinen Verständniß hätte zuführen können. Wenn der Lisztverein diesen Mangel beseitigen will, erwirbt er sich ein Verdienst, welches mit seinen Bestrebungen im schönsten Einklang steht. Da in dem unentgeltlich zu verausgabenden Programmbuch zum Concert die vollständige Analyse des Werkes aus der Feder Arthur Friedheim's enthalten sein wird, können wir uns jeden weiteren Hinweis auf das Werk ersparen. [... die weiteren Werke (Liszt, Dvoraks Cellokonzert, Arien) und Mitwirkenden (Hella Sauer, Prof. Krasa, Hans Sitt) ...]. Das Concert beginnt pünctlich 7½ Uhr. Alles Nähere kann man aus dem Annoncentheil unseres heutigen Blattes ersehen." [keine Signatur] (***)

und auf Seite 8175 (= 7) mit einem Inserat:
"       Liszt-Verein.
         III. Concert

Montag, den 9. November, Abends 7 ½ Uhr
          Alberthalle.
        Mitwirkende:

Fräulein Hella Sauer, Concertsängerin aus Berlin, Herr Professor Krasa, Violoncellist aus Prag, die vereinigten Capellen des Herrn Capellmeister Winderstein und des 134. Regiments.
   Dirigent: Herr Capellmeister Hans Sitt.
           Programm.
Bruckner, romantische Symphonie
(Es dur No. 4).
___________
Liszt, [... Tschaikowsky, Dvorak, Liszt ...].
          Clavierbegleitung: Herr Emil Wagner.
          Concertflügel: Blüthner.
     Das IV. Concert findet am 23. November statt . Dirigent: Herr Hof-Capellmeister Richard Strauss.                            Der Vorstand." (***a).

Aufführung der 7. Symphonie durch die Wiener Philharmoniker unter Hans Richter im 1. Philharmonischen Konzert, in dem außerdem Werke von Beethoven ("Weihe des Hauses") und Volkmann (Serenade Nr. 3 in d-Moll, Violoncello: Reinhard Hummer) gespielt werden (°a).
Das Programmheft enthält auf den Seiten 10 - 19 eine ausführliche Werkbeschreibung von Robert Hirschfeld (°b).
Auf Seite 8 bis 9 ein Beitrag vom Theodor Helm:
"                                   Anton Bruckner
(geb. am 4. September 1824 in Ansfelden, Ober-Oesterreich, gest. am 11. October 1896 in Wien).
                         Zur Statistik der Bruckner'schen Symphonie.
    
Unter den acht Bruckner'schen Symphonie ist die am 25. November 1894 zum ersten Male in einem philharmonischen Concerte gespielte zweite (C-moll) des Componisten erstes  derartiges Werk, welches in Wien überhaupt vor die Oeffentlichkeit trat. [... 2. Symphonie 26.10.1873, 20.2.1876 und in Brünn 1896; 1. Symphonie 1868 in Linz und 13.12.1891; 3. Symphonie 16.12.1877, 21.12.1890, 25.1.1891, 9.7.1892 und in Paris; 4. Symphonie 20.2.1881, 22.1.1888, 15.6.1892 und 5.1.1896; 5. Symphonie 8.4.1894 [sic! recte 9.4.1894] und 18.12.1895; 6. Symphonie 11.2.1893 [sic! recte 11.2.1883]; 7. Symphonie 30.12.1884 Leipzig, 10.3.1885 München, 21.3.1886 und 24.2.1889 Wien, später London und Ameriaka, Januar 1894 Berlin, 1896 Troppau; 8. Symphonie 18.12.1892, danach in Olmütz und am 18.12.1895 in Dresden ...].
     Ein merkwürdiger Zufall wollte, dass am 18. December 1895 drei Erstaufführungen Bruckner'scher Symphonien zusammentrafen, nämlich die der fünften Symphonie in B-dur (Budapest), der siebenten in E-moll [sic] (Frankfurt a/M.) und der achten in C-moll (Dresden).
                                       Dr. Theodor Helm." (°c).
Die Amerikanerin Nellie Hobbs Smyth schreibt von ihrem positiven Eindruck in ihrem Brief vom 17.1.1897 (°d).

Brief Josef Schalks an Franz Schalk:
     Den gewünschten Kranz habe er besorgt. In St. Florian habe auch Cosima Wagner einen Kranz niederlegen lassen. Die 7. Symphonie sei enthusiastisch aufgenommen worden. Erinnert nochmals an das Projekt, die 5. Symphonie in Wien mit dem Prager Orchester unter Franz Schalk aufzuführen (°°).

Neben einem Hinweis auf die heutige Aufführung der 7. Symphonie bringt die Neue Musikalische Presse Nr. 45 auf S. 6 eine Notiz zur Aufführung der 4. Symphonie in Frankfurt am 30.10.1896 und zur Aufführung der 7. Symphonie im Akademie-Konzert in München [1.11.1896]:
"                  Concerte.
[...]
     * Die Wiener Philharmoniker bringen in ihrem ersten Abonnementsconcerte am 8. d. M. folgende Werke zur Aufführung: [... Beethoven, Volkmann ...]; A. Bruckner Symphonie in E-dur, Nr. 7.
[...]
     Im zweiten Freitags-Concert der "Frankfurter Museum-Gesellschaft" ist Bruckner's "Romantische Symphonie" am 30. v. M. zur ersten Aufführung in Frankfurt a. M. gekommen."
[...]
     * Bruckner's Symphonie in E bildete den Haupttheil des letzten Concertes der "Musikalischen Academie" in München." (°°°).

Aufführung der 4. Symphonie unter Wladimir Labler im Konzert des Olmützer Musikvereins. Solist bei Mendelssohns Capriccio brillante ist der Pianist Carl Lafite (#).

Aufführung des "Ave Maria" (WAB 5) in Genf in einem Konzert des Domorganisten Barblan, bei dem auch ein gemischter Chor und die Herren H. Holzmann (Violoncello) und Aug. Giraud (Flöte) mitwirken (##).

"Das Vaterland" Nr. 308 schreibt auf S. 13 (= Seite I des 2. Beiblatts):
"     [Leo=Gesellschaft.] Montag, 9. d. M , 6 Uhr Abends, findet in der Ressource (Annagasse Nr.  9) eine Sitzung der Literatur= und Kunstsection der Leo=Gesellschaft statt. Tagesordnung: 1. Kirchenmusikalisches; 2. Referat über die Vorbereitungen des Oratoriums "Christus" von Lißt; 3. Anregung zu einem Bruckner=Denkmal." (###).

Obwohl bereits am 1.11.1896 ein Nachruf erschienen war, bringt der in St. Louis (Missouri) erscheinende Anzeiger des Westens Nr. 45 auf S. 24 in der 5. Spalte nochmals eine kurze Meldung:
"[ab S. 21]     Neuigkeiten aus Deutschland, Oesterreich und der Schweiz.
[...]
                      Oesterreich=Ungarn.
[...]
     Eine der originellsten und eigenartigsten Erscheinungen im Musikleben Wiens, Prof. Dr. Anton Bruckner, ist im 72. Lebensjahre einem langen Leiden erlegen." (a).

Der anekdotische Nachruf in The Sun vom 31.10.1896 erscheint auch in der in New Orleans (Louisiana) herausgegebenen Zeitung The Times-Democrat Nr. 14397 auf S. 24 in der 3. Spalte:
"             MUSIC AND DRAMA
[...]
     Arthur Nikisch is the best paid of all European conductors–$15,000 a year.
[...]
     Anton Bruckner, the musical composer, died recently at Ausfelder [sic], in Austria, at the age of seventy-two. His best known work is his Eighth Symphony in C minor, which takes a whole evening for its performance and which was first given twenty-five years after at [sic] had been composed. When he began to play it was difficult to stop him. He once competed for the post of court organist at Vienna, each candidate being allowed twenty-five minutes, and played for over an hour before the judges could stop him. Once at the Crystal Palace he played till he exhausted the organ blowers and the wind gave out." (b)

und in The Inter Ocean (Chicago) Nr. 229 auf S. 41 in der 5. Spalte:
"               THEATRICAL NOTES.
[...]
     Anton Bruckner, the musical composer, died recently at Ausfelder [sic], in Austria, at the age of 72. His best known work is his Eighth Symphony in C minor, which takes a whole evening for its performance and which was first given twenty-five years after it had been composed. When he began to play it was difficult to stop him. He once competed for the post of court organist at Vienna, each candidate being allowed twenty-five minutes, and played for over an hour before the judges could stop him. Once at the Crystal Palace he played till he exhausted the organ blowers and the wind gave out." (c).

Einen Bericht über die Trauerfeier am 14.10.1896 bringt der Los Angeles Herald Nr. 39 auf S. 15 in der 3. Spalte:
"                 MUSICAL COLUMN
[...]
     There was a time when the Viennese honored composers neither in life nor in death. When Mozart died three friends accompanied him to the grave, and they turned back because it began to rain. Schubert was buried at his brother's expense. But the world moves. The Viennese, though they neglected Anton Bruckner during his life, have honored him in death. His funeral was at the city's expense, and the emperor himself sent the flowers from his private gardens. Thousands of people lined the streets when the funeral procession passed. Hans Richter conducted the services, and among the famous musicians present were Brahms, Hellmesberger, Goldschmidt and Fuchs. The University and the Conservatory, as well as the Opera house and the various musical societies, were represented by many members. The hearse was followed by two wagons filled with flowers. But Bruckner was not buried in the cemetery which holds the remains of Mozart, Schubert and Beethoven. His body was, after the procession was over, taken to the railway station and transferred to St. Florian, in Upper Austria, as Bruckner wished to be interred near his birthplace." (d).

Nahezu identisch der Bericht der in Sacramento (California) erscheinenden Zeitung The Record-Union Nr. 79 (17214) auf S. 6 in der 2. Spalte:
"           MUSIC AND THE DRAMA.
[...]
     There was a time when the Viennese honored composers neither in life nor in death. When Mozart died three friends accompanied him to the grave, and they turned back because it began to rain. Schubert was buried at his brother's expense. But the world moves. The Viennese, though they neglected Anton Bruckner during his life, have honored him in death. His funeral was at the city's expense, and the Emperor himself sent the flowers from his private gardens. Thousands of people lined the streets when the funeral procession passed. Hans Richter conducted the services and among the famous musicians present were: Brahms, Goldschmidt, Fuchs, Hellmesberger. The university and the conservatory as well as the opera-house and the various musical societies were represented by many members. The hearse was followed by two wagons, filled with flowers. But Bruckner was not buried in the cemetery which holds the remains of Mozart, Schubert and Beethoven. His body was, after the procession was over, taken to the railway station and transferred to St. Florian, in upper Austria, as Bruckner wished to be interred near his birthplace." (e).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189611085, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189611085
letzte Änderung: Feb 14, 2024, 22:22