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Der Jahresbericht des Wiener Akademischen Wagner-Vereins, 23. Jahrgang 1895, berichtet auf S. 4, daß die Vereinsversammlung beschlossen habe, Bruckner Genesungsglückwünsche zu überbringen, wofür Bruckner sich bedankt habe [s. 31.1.1895].
Auf S. 7 wird von einer großzügigen Spende von Martha von Schmitt (1000 fl.) und ihrer Mutter Ida von Schmitt und Schwester Helene von Schmitt (300 fl.) berichtet, aufgelistet auch im Kassenbericht auf S. 14.
Auf S. 8 heißt es: "Es mag hier auch der innigen Freude Ausdruck gegeben werden, dass der greise Meister, dem wir zu Anfang des Jahres [vgl. 31.1.1895] unsere Glückwünsche zur Besserung seiner Gesundheit übermittelten, nun am Ende desselben, unermüdlich schaffend in dem neuen Heim, das ihm kaiserliche Fürsorge im Belvedere bereitet hat, dicht am Abschlusse seiner neunten Symphonie steht, und dass wir ihn erst jüngst Aufführungen seiner Werke wieder beiwohnen sahen. Möge das kommende Jahr ein schönes sein in dem glanzvollen Abende seines einst traurig verkannten Lebens!"
Auf S. 11 (»Musikalische Vorträge«) ist die 5. Symphonie [28.11.1895] erwähnt.
Auf S. 16 (»Verzeichnis der Ehrenmitglieder«) ist auch Bruckner verzeichnet.
In der Rubrik »Musikalien - Nachtrag« auf S. 27 ist Ferdinand Löwes vierhändiger Klavierauszug der 4. Symphonie aufgelistet (*).
Der Wiener Akademische Wagner-Verein beschließt, die Herausgabe von zweihändigen Klavierauszügen der Symphonien Bruckners finanziell zu unterstützen (**).

Der Jahresbericht des Wiener Akademischen Gesang-Vereins, 37. Vereinsjahr 1894/95 verzeichnet auf S. 43 (»Mitglieder-Verzeichniß. [/] A. Ehrenmitglieder«) auch »... Prof. Dr. Anton Bruckner, Wien ...« (***).

Der Jahresbericht des Wiener Männergesangvereins, 52. Vereinsjahr 1894/95, berichtet auf S. 14, daß anläßlich des Todes von Karl Ritter von Olschbaur Bruckner, Brahms, Rudolf Weinwurm und Adolf Kirchl Kondolenzschreiben geschickt haben (nach dem 1.5.1895) [vgl. (n)] (°a).
Auf S. 81 wird ein Artikel aus der Linzer Tagespost vom 7.7.1895 zitiert, in dem von der Unterstützung der Liedertafel »Frohsinn« für Bruckner die Rede ist (°b).
Laut Statistik auf S. 86 war Bruckner bei den Aufführungen mit zwei Kompositionen vertreten (°c).
Schließlich ist auf S. 125 (»Liste der Ehren-Mitglieder«) angegeben: »Bruckner, Dr. Anton, Componist in Wien.« (°d).

Im Linzer Verlag Wimmer erscheint Karl Kerschbaums »Chronik der Liedertafel »Frohsinn« in Linz über den 50jährigen Bestand vom 17. März 1845 bis anfangs 1895« (°°).

Bei Gutmann erscheint Stradals zweihändiger Klavierauszug von Adagio und Scherzo der 7. Symphonie (°°°).

Fromme's Musikalische Welt, Jg. 1895, bringt auf S. 58f einen Bruckner-Artikel:
„Kleines vaterländisches Componisten-Lexikon.
[…]
     Bruckner Anton, geb.  4. September 1824 zu Ansfelden in Oberösterreich, k. k. Hoforganist, Prof. des Orgelspieles, der Harmonielehre und des Contrapunktes am Conservatorium, Ehren-Doctor der Philosophie der Universität Wien, Lector an derselben Hochschule. Letztes grössere Werk: „Helgoland“ für Männerchor und grosses Orchester (Text von Dr. A. Silberstein) Festgabe zum 50jährigen Jubiläum des Bestandes des Wiener Männergesangvereines, in dessen Festconcert am 8, October 1893 erstmalig aufgeführt. Von Erstaufführungen Bruckner’scher Werke aus der Saison 1893/94 sind ausser der bereits erwähnten Festcomposition „Helgoland“ besonders zu bemerken: 3. Symphonie (D-moll) in Berlin, Paris und München, 5. Symphonie (B-dur) überhaupt erste Orchester-Aufführung 8. April [sic] 1894 in Graz. Sehr grosse Erfolge erzielten Wiederholungen der 7. Symphonie (E-dur) und des Tedeum in Berlin (Januar 1894). Tonarten, Entstehungs- und Aufführungs-Daten der Bruckner’schen Hauptwerke, besonders der Symphonien siehe im 18. Jahrgang (1893) unserer „Musikalischen Welt“ S. 59-60. Neu im Druck erschienen: Erste Symphonie (C-moll; Partitur und vierhändiger Clavierauszug von F. Löwe) und „Helgoland“ (Partitur und Clavierauszug mit Singstimmen von C. Hynais), beide Werke bei L. Doblinger, Wien I. Dorotheergasse 10. Von Bruckner’s grösseren Werken nur noch die 5. und 6. Symphonie, sowie die E-moll und F-moll-Messe ungedruckt. Gegenwärtig arbeitet der Meister an seiner neunten Symphonie (D-moll). Bruckner’s 70. Geburtstag (4. September 1894) von ihm in aller Stille zu Steyr (Oberösterreich) begangen, gab doch zu zahllosen festlichen Begrüssungen aus der Ferne Anlass und wurde auch von den bedeutenderen Zeitungen nicht unbeachtet gelassen.“ (#1).
Auf S. 88f werden Aufführungen Brucknerscher Werke erwähnt:
„Rückblicke auf das Musikjahr 1893/94.
[…]
     Ueber die wie immer ausserordentlich reich bewegte Wiener Concertsaison belehren [sic] am raschesten eine Durchsicht die [sic] an bekannter Stelle mit gewohnter Genauigkeit mitgetheilten Concert-Programme. Man findet dort die betreffenden Novitäten, wie auch sonst alles irgendwie bemerkenswerthe (gastirende Virtuosen u. s. w.) besonders hervorgehoben. Nur einer widrigen Verkettung von Umständen ist es zuzuschreiben, dass unser grosser vaterländischer Meister Dr. Anton Bruckner in der verflossenen Saison sowohl in den Programmen der philharmonischen, wie der Gesellschaftsconcerte unvertreten blieb, obwohl da wie dort je ein Werk von ihm bei Ankündigung des Gesammtprogrammes ausdrücklich zur Aufführung versprochen worden war. Für diesen Ausfall in Wien wurde Bruckner reichlich entschädigt durch die fast beispiellos glänzenden Triumphe, welche er gelegentlich der Wiederaufführung seines „Tedeum“ und seiner 7. Symphonie in der deutschen Reichshauptstadt Berlin feierte (Januar 1894), sowie durch die begeisterte Aufnahme der contrapunktisch kunstvollsten, aber eben darum auch schwerstverständlichen seiner Symphonien (Nr: 5. [sic] B-dur) bei ihrer überhaupt ersten (von Capellmeister Franz Schalk vortrefflich geleiteten) Aufführung in Graz (8. April 1894 [sic]). Uebrigens offenbarte Bruckner’s 70. Geburtsfest (4. September 1894), welches er in aller Stille in seiner ihm seit Jahren so lieben Sommerfrische (Steyr in Oberöstereich) begehen wollte, welcher aufrichtigen Verehrung sich der lange so schwer verkannte Tondichter heute in den weitesten Kreisen erfreut. Zahllose Briefe und Telegramme trafen an dem festlichen Kalendertage in Steyr ein.
     Aus den Programmen der Gesellschaftsconcerte […].“ (#2);
Auf S. 107 werden die Aufführungen vom 6.1.1894 und 8.1.1894 (7. Symphonie bzw. »Te deum« in Berlin), 18.3.1894 (3. Symphonie in Paris) und 8.4.1894 [sic, recte 9.4.1894] (5. Symphonie in Graz) angeführt:
„Sonstige bemerkenswerthe musikalische (oder mittelbar auf die Kunst Bezug nehmende) Ereignisse des In- und Auslandes in der Saison 1893/94.
[...]
Anfang und Mitte Januar 1894: Große [recte: Grosse?] Bruckner-Aufführungen (Tedeum, 7. Symphonie etc.) und dem persönlich anwesenden Wiener Tonmeister bereitete Ovationen in Berlin. | Mitte März 1894: Erste Aufführung von A. Bruckner’s D-moll-Symphonie (Nr. 3) in Paris (Lamoureux-Concert). | 8. April 1894 [sic]: Überhaupt [re: Ueberhaupt?] erste, mit Begeisterung aufgenommene Aufführung von A. Bruckner’s fünfter Symphonie (B-dur) durch Capellmeister Franz Schalk in Graz. (#3).
Auf S. 109 ist die Feier des 70. Geburtstages am 4.9.1894 erwähnt:
"4. September 1894: 70. Geburtstag Dr. Anton Bruckner’s. Von dem vaterländischen Meister in aller Stille zu Steyr (Oberösterreich) begangen, trotzdem zu zahllosen festlichen Begrüssungen von Nah und Fern und auch verschienenen Gedenkartikeln Anlass geben. [gebend?] (#4).
Im Kapitel »Wiener Concert-Programme« sind auf S. 119 die Aufführungen vom 22.12.1893 (»Vexilla regis«) und 29.3.1894 (»Germanenzug«) verzeichnet:
"Zwei Concerte der Wiener Singakademie | Dirigent H. Grädener | I. 22. December 1893 | A. Bruckner: Vexilla regis (neu), vierstimmig. | Chor a capella. | II. 29. März 1894 | Dr. A. Bruckner: Germanenzug (Männerchor mit Instrumentalbegleitung), vorgetragen vom „Schubertbund“ unter Leitung des Herrn A. Kirchl. (#5),
auf S. 120 das Konzert vom 28.12.1893 (mit dem Quintett):
"„Interne Musikabende“ des Wiener Akademischen Wagner-Vereines. Dirigirt von J. Schalk | II. (IV.) 28. December 1893 | […] Dr. A. Bruckner: Quintett (Quartett Hellmesberger und Herr A. Stecher). […] (#6),
auf S. 122 die Aufführung von »Helgoland« am 8.10.1893:
"Fest-Concert des Wiener Männergesangvereines aus Anlass der Feier seines fünfzigjährigen Bestandes. Dirigent: Ed. Kremser. | 8. October 1893 | […] Dr. A. Bruckner: Helgoland (mit Orchesterbegleitung)* [Fußnote: „*) Die mit * bezeichneten Nummern Novitäten und zugleich dem Vereine von den Componisten gewidmete Festgaben.“] (#7)
und auf S. 126 und S. 153 das Konzert vom 10.4.1894 (mit dem Quintett):
"Volks-Concert, veranstaltet von August Duesberg. | 10. April 1893 | […] Dr. Anton Bruckner: Streichquintett F-dur: I. Wiener Volks-Quartett (2. Viola: Herr Rich. Hajek);"
bzw.
"Vierundzwanzig Concerte des I. Wiener Volksquartettes für classische Musik. |
[…]
N. B.   A. Duesberg gab auch wieder ein Volksconcert im großen Musikvereinssaal am 10. April 1894, dessen künstlerischen Schwerpunkt das berühmte F-dur-Quintett von Dr. A. Bruckner bildete." (#7).
Auf S. 170 wird Bruckner erwähnt: »K. k. Hof- und Kammermusik | Hofmusiker. Organisten: [...] Bruckner Ant.« (#8),
ebenso auf S. 172: »Kirchenmusik | VI  K. K. Hof-Musikcapelle | Hoforganisten: […] Bruckner Anton.« (#9).
Auf S. 181 ist angegeben: »Wiener Musiker-Adressen | Bruckner Anton, Dr. phil. und Comp., Prof. (Org.), K. k. Hoforgan., Lector a. d. Univ., I. Hessgasse 7« (#10).

Bruckner erhält vom Kultusministerium einen Ehrensold von 600 fl (##).

Versteigerung eines Bruckner-Autographs bei Liepmannssohn in Berlin (###).

Bruckners »Lieblings-Tantum-ergo« [WAB 33] erscheint im Innsbrucker Verlag Johann Gross (S. A. Reiss) mit der Nr. 162 im Druck (a).

Bruckner schenkt Karl Aigner die Abschrift der 1. Symphonie (Notiz Aigners: »vom Meister im Jahre 1895 zum Geschenk erhalten«) (b), die [?] von Hofmeyer (b) oder [recte] von »Anonymus 13« (c) stammt.

Alfred Cossmann besucht Bruckners Universitätsvorlesungen [??] (d).

Aufführung der 2. Symphonie [?] unter Levi in München (e).

Aufführung des »Te deum« in Warnsdorf (f). Unter den Mitwirkenden ist Bürgerschullehrer Anton Scholze aus Graslitz (f1).

Dr. H. Gröber notiert einen Ausspruch von Brahms über Bruckner (g).

Artikel Schenkers mit Bemerkungen zu Bruckner in »Die Zukunft« 11 (1895) S. 184 (h).

Artikel von Hans Koppel in der Neuen Musik-Zeitung 16 (1895) S. 22 [Mitte Januar 1895?] (i).

Artikel über den »Germanenzug« in der Österr. Musik- und Theaterzeitung Nr. 19/20 auf S. 10 [siehe "Juli 1895"] (j).

Artikel von Helm über die 4. Symphonie in der Neuen Musikalischen Presse 4 (1895) Nr. 42-48 [20./27.10.1895?] (k).

[?] Aufführung der 8. Symphonie in Kopenhagen (l).

[ca. 1895] Der Innsbrucker Universitätsverlag Wagner veranstaltet eine zweite Ausgabe der d-Moll-Messe (m).

[Vielleicht auch früher] Briefentwürfe Bruckners auf einem Notenblatt (Querformat, 20 Zeilen) [durchgestrichene Wörter sind entsprechend markiert]:
   »[??] voll dankessch im Herzen bitte ich P T H Hof. meine unterthänigste Gratulation zu dem hohen Feste zu Füßen legen zu dürfen! Gott sei der ewige Vergelter meiner großen Schuld!
   Voll Mit tiefster Rührung für all das durch P T H Hofr bitte ich, P T H. Hofr. [die nächsten drei Wörter oben eingefügt] meinem hochedelsten Gön[n]er [darunter eingefügt: "P T H H."] zum hohen Feste meine unterth. Gratul. u schuldigen Dank zu Füßen legen zu dürfen!
   Mit tiefster Rührung dankerfüllte Gratulation zum hohen Feste meinem hochedlen Gön[n]er P H [sic] H Hofrath!
   Selbst vom tiefsten Schmerze erfüllt, sende ich Ihnen mein in[n]igstes Beileid zu dem schwersten Verluste! Gott stärke Sie!
   Selbst [...]" (n).

[möglicherweise vor dem 4.7.1895?] Bruckner schenkt Stradal einen autographen Notizzettel: "Dies Blatt ist eine Berechnung der Verhältnisse der Takte im letzten Satze der neunten Sinfonie von Bruckner, von ihm selbst geschrieben. Es wurde mir im Jahre 1895 im Hause geschenkt. A. Stradal." (o).

Artikel "Das "Adagio-Komponist" (Achte Sinfonie c-moll) (1895)" in "Wagneriana" Band II, S. 379-386 [evtl. von Arthur Seidl, 1914?] (p).

Theresia Tiefenböck, von 1.1.1895 bis 8.7.1895 Pflegerin Bruckners, bewahrt einige Barthaase Bruckners auf, die später in den Besitz von Hermann Obermeyer (1896 - 1969), eines Primgeigers der Wiener Philharmoniker, gelangen (q).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189500005, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189500005
letzte Änderung: Dez 03, 2023, 13:13